Die meisten Pendler und Bahnreisende in der Pfalz waren am Mittwoch vorbereitet auf den Bahnstreik. In Landau waren Reisende vor allem sauer, weil der Bahnhof trotz Kälte geschlossen war.
"Dass der Bahnhof hier in Landau geschlossen ist bei der Kälte, das ist natürlich für alle, die hier warten, nicht gerade toll", sagt Berufspendler Andreas Schmitt. Er fährt täglich aus Landau nach Mannheim zur Arbeit. Wegen des Streiks wartet er bereits seit einer Stunde auf den Regionalexpress: "Ich stehe jetzt schon eine Stunde, weil der Regionalexpress um 07:22 Uhr gar nicht gekommen ist. Da kommt auch keine Ansage oder sonst irgendwas.
Landau: Viele Pendler haben Verständnis für Streik
Auch Christoph, der seinen Nachnamen nicht nennen will, pendelt täglich von Rohrbach (Kreis Südliche Weinstraße) nach Landau. Die Situation sei belastend für alle Betroffenen: "Ob ich mit dem Zug da hinkomme, wo ich hin will, weiß ich jetzt noch nicht." Für die Lokführer hat er dennoch Verständnis.
Ein junger Pendler ist am Mittwoch auf dem Weg von Bad Bergzabern (Kreis Südliche Weinstraße) in der Südpfalz nach Ludwigshafen: "Eigentlich hätte ich schon um 08:30 Uhr in Ludwigshafen sein sollen, aber das hat sich erledigt." Er wird jetzt erst eine Stunde später bei der Arbeit sein. "Aber ich verstehe die Hintergründe. Die Lokführer wollen auch mehr Geld für das, was sie arbeiten. Für das was sie machen und die Verantwortung, die sie tragen, verdienen sie echt zu wenig."
Regina Kessler pendelt von Landau nach Godramstein: "Man muss halt mit den Bussen fahren. Manchmal muss man da eine Stunde warten, weil da nichts mehr fährt. Mir gings auch schon ein paar Mal so, dass ich da stand und der Zug ist einfach nicht gekommen!"
Ludwigshafen: Leere Bahnsteige
In Ludwigshafen-Mitte herrscht an diesem Morgen an den Bahnsteigen Leere. Alle zehn bis 20 Minuten fährt ein Zug ein, die Bahnen, die ankommen sind nicht sehr voll. Auf den Anzeigentafeln stehen nur noch die S-Bahnen, die auch wirklich fahren. Zum großen Teil sind die Leute auf den Streik vorbereitet und haben ihre Reisen entsprechend geplant.
Eine Frau an Bahnsteig 1 dachte, der Streik geht erst morgen los. Sie muss zur Arbeit. "Dann warte ich hier jetzt eben, bis ein Zug nach Schifferstadt fährt." Sie nimmt den Bahnstreik locker, kündigt an, morgen mit dem Auto zu fahren. Ein Pendler, der nach Frankenthal muss, zeigt Verständnis für die streikenden Lokführer – auch wenn sein Zug Verspätung hat: "Ich denke mir: Arbeitszeit und das alles, das ist korrekt, da ist ein Streikthema."
Wir sagen Ihnen, was wo geht Bahnstreik in der Pfalz: Welche S-Bahnen und Regionalzüge fahren noch?
Seit Mittwoch streiken die Lokführer der Deutschen Bahn. Das Unternehmen hat vorab mitgeteilt, welche Züge in der Vorder-und Südpfalz noch fahren. Ein Überblick.
Vor dem Haltepunkt Ludwigshafen Mitte ist mehr los. Die Menschen kommen aus dem Parkhaus Walzmühle oder von den Gleisen. Viele sind wegen des Streiks auf das Auto umgestiegen. "Mir ist aufgefallen, dass die Autobahnen und auch in der Stadt viel zu viel Verkehr war", erzählt eine Pendlerin. Normalerweise fahre sie auch mit dem Auto, könne das also einschätzen.
Ein Pendler ist extra früher losgefahren, er erzählt das genaue Gegenteil: "Es war erstaunlich frei und ich bin gut durchgekommen. Ich habe deutlich vollere Straßen erwartet."
Grünstadt: Verspätungen und Komplettausfälle
Auf dem Mitfahrerparkplatz an der A6 am Kreisel in Grünstadt (Kreis Bad Dürkheim) fanden sich keine Autofahrer, die vom Streik betroffen waren. Ein Fahrer, der gerade sein Auto geparkt hatte, meinte allerdings, dass auf den Straßen mehr los war als sonst.
Am Bahnhof in Grünstadt sind vor allem Schülerinnen und Schüler auf dem Weg zur Schule unterwegs. Alle sind über ihr Handy gebeugt, um zu schauen, welche Züge vielleicht noch fahren oder welche Busse zur Verfügung stehen. Die Regionalbahn RB 46 von Bockenheim (Kreis Bad Dürkheim) nach Grünstadt kommt zu spät, aber sie fährt zumindest. Ein für 7.40 Uhr geplanter Zug nach Neustadt fällt dagegen komplett aus. "Wir bitten um Entschuldigung", heißt es bei der Bahnhofdurchsage in Grünstadt. Im Warteraum, wo sich ein Kiosk befindet, warten einige Leute, die nicht wegkommen, und wärmen sich auf: Draußen ist es zu dem Zeitpunkt minus sechs Grad kalt.
Saskia Debus kommt aus Bockenheim zum Grünstadter Bahnhof und wartet dort auf eine Mitschülerin, um zur Schule zu gehen. Sie ist "ein bisschen genervt" sagt sie: "Ich muss jetzt morgens früher aufstehen, normalerweise könnte ich später aufstehen, aber weil mein Zug nicht fährt, muss ich einen Zug früher nehmen und das finde ich nicht so gut."
Simon Demleitner kommt aus dem Industriegebiet in Grünstadt. Er muss mit dem Bus zu Schulzentrum ins sieben Kilometer entfernte Weisenheim am Berg (Kreis Bad Dürkheim). Zwar ist er nicht auf den Zug angewiesen, den Streik findet er trotzdem "nicht so gut", denn: "man kommt nirgendwo hin."
Kevin steht auch am Grünstadter Bahnsteig. Er muss zum Unterricht in einer Grünstadter Schule. Er zeigt Verständnis für die Situation: "Es ist sehr blöd, dass die jetzt nicht fahren. Ist aber manchmal verständlich, denn die Lokführer wollen mehr Lohn und Geld."
Worum geht es den Lokführern?
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) fordert unter anderem eine Reduzierung der Arbeitszeit im Schichtdienst von 38 auf 35 Stunden in der Woche bei vollem Lohnausgleich. Dazu verlangt die GDL 555 Euro mehr im Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro.
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