Bei einer Messerattacke in Ludwigshafen-Oggersheim starben im Oktober zwei Männer, ein 27-Jähriger wurde schwer verletzt. Zum Prozessauftakt hat der Angeklagte die Taten gestanden.
"Ich wollte ihn erwischen - verletzen oder töten", sagte der Angeklagte beim Prozessauftakt am Freitag im Landgericht Frankenthal. Der 26-jährige Angeklagte, der aus Somalia stammt, soll am 18. Oktober 2022 mitten in einem Wohngebiet im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim einen jungen Handwerker mit einem 20 Zentimeter langen Küchenmesser angegriffen haben. Er soll auf dessen Kopf und Oberkörper eingestochen und dem Mann auch den Unterarm abgetrennt haben. Sein 36-jähriger Kollege hatte wohl versucht, den Angreifer aufzuhalten - auch ihn verletzte der Angreifer tödlich. Im Anschluss soll der Mann in einem Drogeriemarkt mit dem Messer einen 27-jährigen Kunden schwer verletzt haben. Polizisten machten den Angreifer mit vier Schüssen kampfunfähig.
Angeklagter: "Gekommen, um zu kämpfen"
Warum tötete der Angeklagte zwei Männer, die er nicht kannte? Der 26-Jährige sagte, er habe den ersten Mann getötet, weil er ihn für einen Nachbarn seiner Ex-Lebensgefährtin gehalten habe. Dieser soll, so der Angeklagte, die Ex-Lebensgefährtin und deren Kinder bedroht haben. Deshalb habe er ein Messer dabei gehabt, um mit dem Nachbarn zu kämpfen und die Familie seiner ehemaligen Partnerin so zu beschützen. Es sei ihm egal gewesen, ob der Mann sterbe oder nicht.
Den zweiten Mann habe er erstochen, weil der Angeklagte ihn für einen Angehörigen des ersten Opfers gehalten habe. Den dritten Mann habe er mit dem Messer angegriffen, weil er ihn auch für einen Verwandten des Nachbarn gehalten habe. Vor Gericht sagte er weiter aus, Motiv für die Taten sei Wut gewesen und dass er sich für den selbst ernannten Retter der Frau hielt –der Angeklagte sprach von einer "kriegerischen Auseinandersetzung." Auf die Nachfrage der Staatsanwaltschaft sagte der Mann: "Mir war es egal, ob jemand stirbt. Ich bin gekommen, um zu kämpfen."
Als Jugendlicher aus Somalia geflohen
Zum Auftakt hatte der 26-Jährige zuvor berichtet, wie er nach Deutschland kam: Er sei als Jugendlicher aus Somalia geflohen, im August 2013 zunächst nach Malta – dann nach Schweden und Dänemark. Über Umwege sei er dann 2016 nach Neustadt an der Weinstraße gekommen und wollte Arbeit finden. Er gab zu, regelmäßig Drogen konsumiert zu haben – unter anderem Haschisch und Kokain. "Ich bin nie richtig in Deutschland angekommen", sagt der Mann, der im Mordprozess einen Übersetzer an seiner Seite hat. Der Angeklagte wirkte ruhig und überlegt. "Ich bin nicht verrückt, das steht fest", sagte der Angeklagte. Aber: "Ich habe Stimmen gehört, die nicht sichtbar waren."
Mordmotiv: Wut und Eifersucht?
Laut Anklage griff der Angeklagte die Opfer an, obwohl er wusste, dass die Männer seine frühere Lebensgefährtin gar nicht kannten: "Der Sachverständige teilte nach der Untersuchung mit, dass der Angeschuldigte ihm gesagt habe, aus Wut und Eifersucht bewusst deutsche Männer angegriffen zu haben." Den abgetrennten Unterarm eines der Opfer hatte der Mann am Tattag auf den Balkon seiner Ex-Lebensgefährtin geworfen. In der Zeit zuvor hatte ihm die Polizei wohl mehrere Platzverweise erteilt. Der Angeklagte erklärte, er habe am Tag vor dem tödlichen Messerangriff seine Lebensgefährtin verstoßen - und damit die Ehe beendet.
Frau übers Internet kennengelernt und geheiratet
Der Angeklagte hat am Freitag ausgesagt, dass er die Frau 2017 übers Internet kennengelernt hatte. Sie waren demnach sechs Monate ein Paar, trennten sich für drei Jahre und kamen im April 2022 wieder zusammen - damals war der Mann in Paris und kehrte in die Pfalz zurück, weil die Frau ihn darum gebeten habe. Sie hätten dann nach islamischem Recht geheiratet, was die deutschen Behörden aber nicht anerkannten.
Der Mann war als Flüchtling über einen sicheren Drittstaat nach Deutschland eingereist und hätte eigentlich dort seinen Asylantrag stellen müssen. Deshalb war der Asylantrag in Deutschland 2017 abgelehnt worden.
Gutachter: Angeklagter ist schuldfähig
Der angeklagte Somalier ist laut Gutachter schuldfähig. Die Anklage lautet unter anderem auf zweifachen Mord sowie versuchten Mord. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld sowie Unterbringung in Sicherungsverwahrung. Für den Prozess sind 14 Verhandlungstage bis Mai angesetzt.
Angehörige sind im Gerichtssaal
Mehrere Angehörige der beiden getöteten Handwerker nahmen mit ihren Anwälten an der Verhandlung teil. Die Angehörigen sind Nebenkläger in dem Mordprozess. Sie verfolgten den Auftakt aufmerksam und gespannt.
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