Zwei Plätze mehr

Neues Frauenhaus in Speyer - Hilfe für traumatisierte Frauen

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Autor/in
Leonie Fritz
Porträt Reporterin Leonie Fritz

In Speyer ist ein neues Frauenhaus eingeweiht worden. "Traumatisierte Frauen finden hier Zeit und Raum, um wieder zu Kraft zu kommen", sagt die Leiterin des Hauses Silvia Bürger. Allerdings ist die Warteliste lang.

Das neue Frauenhaus in Speyer biete zwar nur zwei Plätze mehr, sagt Leiterin Silvia Bürger, aber dafür hätten die Frauen, die aus Gewaltbeziehungen ins Frauenhaus fliehen, dort wesentlich bessere Lebensbedingungen. Im alten Frauenhaus habe eine Frau zum Beispiel in einem sieben Quadratmeter kleinen Durchgangszimmer wohnen müssen.

Mini-Appartements für die Frauen

Im Gegensatz dazu habe das neue Haus richtige Mini-Appartements mit Küchenzeile und eigenem Bad, in denen Frauen mit bis zu vier Kindern unterkommen können. Grundsätzlich biete es einfach mehr Entfaltungsmöglichkeiten, sagt die Leiterin – auch für die Kinder durch einen großen Außenbereich zum Beispiel. Außerdem sei das Erdgeschoss barrierefrei. Frauen im Rollstuhl hätten bisher - und das gelte bundesweit - viel zu wenig Möglichkeiten, Zuflucht zu finden. Anschauen dürfen Medienvertreter das neue Frauenhaus nicht - die Adresse ist zum Schutz der Frauen geheim.

Finanziert wurde das neue Frauenhaus in Speyer mit Geldern von Bund, Land, Stadt und durch private Spenden. Der Bund hatte allein eine Million Euro beigesteuert.

"Traumatisierte Frauen finden hier Zeit und Raum, um wieder zu Kraft zu kommen."

Was geschieht mit altem Frauenhaus?

Es gibt eine lange Warteliste mit Frauen, die vor gewalttätigen Männern fliehen wollen. Sobald ein Platz in einem Frauenhaus frei wird, riefen täglich mindestens zehn neue schutzsuchende Frauen an, erzählt Bürger. Trotz des Platzmangels wird das bisherige alte Frauenhaus nicht weiter betrieben. Möglicherweise wird es dort später ein Angebot für traumatisierte Kinder aus den zerrissenen Familien geben.

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Frauenhäuser voll ausgelastet

In den anderen Städten der Vorder- und Südpfalz sind die Wartelisten ähnlich lang. Das Neustadter Frauenhaus teilte dem SWR auf Anfrage mit: "Wir sind durchgehend voll belegt. Wenn mal ein Platz frei wird, ist der wenige Stunden später wieder vergeben. Und so würde es auch laufen, wenn wir doppelt so viele Plätze hätten". Aktuell hat das Frauenhaus 18 Plätze.

Im Landauer Frauenhaus finden derzeit fünf Frauen und acht Kinder Schutz und damit ist das Haus ausgelastet. Den vielen Anfragen könne es damit aber nicht gerecht werden. Außerdem müssten die Frauen zunehmend länger im Frauenhaus bleiben. Grund dafür sei der Mangel an angemessenem und bezahlbarem Wohnraum.

Auch in Ludwigshafen ist das Frauenhaus nach Angaben der Verantwortlichen voll belegt. Dort wohnen 13 Frauen und 10 Kinder. Und auch hier würden sich die Anfragen häufen: "Wir haben immer viele Anfragen - durchschnittlich ca. 20–40 im Monat". Zur Aufnahmen komme es – aufgrund des Platzmangels – aber nur in etwa zehn Prozent der Fälle.

Die Frauen werden auch beraten (Symbolbild)
Die Frauen werden auch beraten (Symbolbild)

Was passiert, wenn niemand aufgenommen werden kann?

Wer nicht mehr ins Frauenhaus aufgenommen werden kann, wird aber nicht hilflos zurückgelassen. Die Mitarbeiterinnen versuchen dann alternative Schutzmöglichkeiten für die Frauen zu finden - wie andere Frauenhäuser bundesweit oder eine vorübergehende Unterkunft bei Freunden oder Verwandten. "Und dann geben wir Fluchthilfe: Wir kaufen Fahrkarten oder eine Brezel und Wasser für auf den Weg, Windeln - eben das, was gerade nötig ist", erzählt die Leiterin des Speyerer Frauenhauses.

Prävention und Sensibilisierung

In einer Sache sind sich alle angefragten Frauenhäuser einig: Mehr Plätze zu schaffen sei zwar gut, aber noch viel wichtiger sei es, das Grundproblem anzugehen. Immer noch erlebt jede vierte Frau in Deutschland Gewalt in engen sozialen Beziehungen, in vielen Fällen müssen Kinder in ihrem eigenen Zuhause Gewalt miterleben oder sind selbst davon betroffen. Bundesweit wird jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet.

Und auch nach Einschätzung der Mitarbeiterinnen des Frauenhauses in Speyer haben die Hochrisikofälle – also Frauen, deren Leben akut bedroht ist – in den vergangenen drei Jahren deutlich zugenommen. Mehr Prävention und bessere Strafverfolgung der Täter seien dringend notwendig. "Das Ziel ist, dass Frauenhäuser überflüssig werden", sagt Silvia Bürger.

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