Nach Messerangriff von Solingen

Pfälzer Sicherheitsfirmen: "Die Menschen sehnen sich nach Schutz"

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Autor/in
Leon Vucemilovic
Portrait Leon Vucemilovic

Viele Security-Firmen in der Pfalz haben gut zu tun. Immer mehr Großveranstaltungen werden bewacht. Auch das Filmfestival in Ludwigshafen verschärft seine Sicherheitsmaßnahmen.

"Es braucht unglaublich viele Sicherheitskräfte, um Großveranstaltungen zu schützen", sagt Silke Zöller. Sie ist Sprecherin des Bundesverbands der Sicherheitswirtschaft (BDSW) - dem Verband, der die großen Security-Firmen zusammenbringt. Die Pfälzer Sicherheitsindustrie boomt - nicht erst nach dem Messerangriff von Solingen.

Schon vor Angriff in Solingen: Kaum Großveranstaltungen ohne Security

Denn immer mehr Veranstalter buchen sich Sicherheitspersonal dazu, sagt Michael Schnur. Seine Sicherheits-Firma bewacht Events rund um Ludwigshafen, Mannheim und Frankfurt. "Kaum ein Veranstalter verzichtet mehr darauf."

Auch er spürt die hohe Nachfrage nach Sicherheit. "Die Menschen sehnen sich nach Schutz", sagt Michael Schnur. Ereignisse wie die Messerattacke in Solingen am Freitag würden dieses Bedürfnis noch erhöhen. Doch schon jetzt seien viele Betriebe vollkommen ausgelastet. "Wer aktuell das Personal hat, der bekommt die Aufträge."

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Festival des deutschen Films verschärft Sicherheitsvorkehrungen

Auch das Festival des deutschen Films in Ludwigshafen setzt ab sofort mehr Personal von einer Sicherheitsfirma ein, unter anderem um an den Eingängen größere Taschen und Rucksäcke zu kontrollieren. Außerdem soll der Zugang von der Südseite gesperrt werden und nur noch als Ausgang genutzt werden können.

Sicherheitskonzepte in der Pfalz mit den Behörden abgestimmt

Diese Maßnahmen sollen aber vor allem "das subjektive Sicherheitsgefühl befriedigen", sagt der Intendant des Festivals Michael Kötz. "Es gibt bereits seit Jahren ein umfassendes Sicherheitskonzept. Das ist mit der Polizei, der Feuerwehr und allen Fachbereichen der Stadt abgestimmt."

Auch die Stadt Bad Dürkheim habe für den Dürkheimer Wurstmarkt ein umfassendes Sicherheitskonzept, heißt es in einem Statement. "Sollten die Sicherheitsbehörden zusätzliche Maßnahmen empfehlen, wird die Stadt diese umsetzen."

Komplett schützen kann man Veranstaltungen nie.

Noch sei nicht erkennbar, dass wegen des Angriffs von Solingen viele neue Sicherheitsbetriebe gegründet werden, sagt Silke Zöller vom BDSW. 2015 und 2016 sei das anders gewesen. "Da sind innerhalb kürzester Zeit ganz viele Unternehmen dazugekommen." Die Nachfrage nach Sicherheit sei damals wegen vieler Anschläge in Deutschland stark gestiegen.

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Sicherheitsfirmen: Wachsamkeit der Besucher erforderlich

Dass ein Fest durch den Einsatz von Sicherheitspersonal absolut geschützt ist, hält Silke Zöller für Wunschdenken. "Komplett schützen kann man Veranstaltungen nie", sagt sie. "Theoretisch müsste man an jedem Eingang kontrollieren und das Fest komplett abriegeln."

Bei vielen Festen in Innenstädten sei das gar nicht machbar. "Die Veranstalter müssen sich auch immer fragen: 'Möchte man das überhaupt? Und kann man sich das leisten?'" Sicherheitskonzepte und die Wachsamkeit von Besuchern der Veranstaltungen seien ohnehin nie durch Security zu ersetzen.

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