In Limburgerhof sind am Donnerstagabend rund 1.000 Menschen gegen Rassismus auf die Straße gegangen. Hintergrund ist ein rassistischer Zwischenfall beim Kinderfasching vor eineinhalb Wochen.
Die Turngemeinde 04 in Limburgerhof (Rhein-Pfalz-Kreis) hatte zu der Kundgebung aufgerufen. Anlass dafür war ein rassistischer Zwischenruf eines Mannes beim Kindermaskenball des Turnvereins. Dort war eine Tanzgruppe aufgetreten, bei der auch drei indisch-stämmige Mädchen mitgetanzt hatten. Nach Angaben des Vereinsvorsitzenden, Bernd Lohe, hatte der Mann bei der Aufführung gerufen: "Was soll die Scheiß-Multi-Kulti-Veranstaltung?"
Limburgerhof gegen Rassismus: 25 Vereine beteiligt
Lohe hatte weitere Sport- und auch andere Vereine in Limburgerhof angefragt, ob sie die spontane Aktion unterstützen. Rund 25 Vereine haben sofort zugesagt. Sie alle wollen damit laut Lohe ein Zeichen gegen Rassismus setzen, der offensichtlich nicht mal vor Kinderveranstaltungen halt macht. Conny Langohr vom Karnevalverein Limburgerhof ist entsetzt, dass Fremdenhass dorthin getragen wird, wo eigentlich Freude und Spaß für Kinder im Zentrum stehen. Ähnlich sieht es Gerd Hoffmann vom Fußballverein SG 1919. Vereine sind für Kinder und Jugendliche ein Schutzraum. Er meint, dass das ein Vorfall war, den man "sofort unterbinden muss, um den Kindern das Gefühl zu geben, ihr seid bei uns willkommen".
"Wir wollen die Aussage rüberbringen als Sportverein, dass wir zwar politisch neutral sind, dass wir aber auch ein Teil der Gesellschaft sind. Und als Teil der Gesellschaft können wir solches Verhalten auf keinen Fall akzeptieren. Weder den Rassismus allgemein, noch dass dieser in einem kindlichen Umfeld stattfindet", so Initiator Bernd Lohe von der TG 04 Limburgerhof zum SWR.
Kundgebung in Limburgerhof auf dem Burgunderplatz
Die Kundgebung war auf dem Burgunderplatz nahe dem Rathaus in Limburgerhof. Wie die zuständige Kreisverwaltung mitteilt, fasst der Platz bis zu 1.000 Menschen - und so viele kamen auch. Darunter waren einige Eltern mit ihren Kindern.
Die Vereine stellten die Ordner. Es wurde eine Soundanlage aufgebaut, ein Blasorchester spielte beschwingte Musik. Die Stimmung auf der Kundgebung war gut. Es gab vier kurze Reden - eine davon von Bürgermeister Andreas Poignée. Der wurde deutlich: "Es widert mich an, warum man ausgerechnet bei einem Kindermaskenball, einem Ort der Unbeschwertheit und der Freude, mit solchen rassistischen Äußerungen giftet." In Limburgerhof sei kein Platz für Rassismus.
"Limburgerhof ist mulitkulturell"
Poignée kann nicht verstehen, dass ausgerechnet in Limburgerhof solche rassistischen Äußerungen gefallen sind: "Die Gemeinde Limburgerhof wäre heute nicht das, was sie ist, wenn es nicht diesen Zustrom von Menschen aus aller Welt nach dem Ende des Weltkriegs gegeben hätte. Wir sind multikulturell, wir waren multikulturell und wir werden multikulturell bleiben."
Initiator Bernd Lohe betonte in seiner Rede, der rassistische Ausruf vor Kindern sei ein Tabubruch und ein Schock. Die Vereine in Limburgerhof wollten für das Miteinander in der Gesellschaft kämpfen. "Wer Spaß, Erfolg und Miteinander anstrebt, der achtet vor allem auf Herz und Charakter." Da sei kein Platz für Fragen nach Herkunft und Äußerlichkeiten.
Vereine und Gemeinde setzen Zeichen Nach rassistischen Rufen bei Kinderfasching: Kundgebung in Limburgerhof geplant
Bei einem Kindermaskenball in Limburgerhof (Rhein-Pfalz-Kreis) soll ein Mann beim Auftritt einer Tanzgruppe einen rassistischen Spruch gerufen haben. Für Donnerstag haben daher alle Vereine in Limburgerhof zu einer Kundgebung aufgerufen.
Teilnehmer auf der Kundgebung wollen Zeichen setzen gegen rechts
Viele der Teilnehmer auf der Kundgebung wollten auch generell ein Zeichen gegen rechts setzen. Eine junge Mutter sagte, es sei beruhigend, dass in Limburgerhof so viele für Gerechtigkeit und die Demokratie einstünden. Eine weitere Teilnehmerin sagte, sie finde die Entwicklung furchtbar. "Da muss man sich mit allem, was man hat, dagegen stellen."
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