An der Gräfenau-Grundschule, in der knapp 40 Kinder dieses Jahr sitzenbleiben, gibt es inzwischen kleine Fortschritte. Eltern treffen sich mit der Bildungsministerin, Studierende sollen aushelfen.
Die Ludwigshafener Grundschule Gräfenau hat es in die Schlagzeilen geschafft. Im April hieß es, etwa 40 Erstklässler werden dort sitzen bleiben. Inzwischen ist klar: Es betrifft nach wie vor 39 Schülerinnen und Schüler an der Grundschule. Für die Schulleiterin Barbara Mächtle war es damals wichtig, dass das Thema öffentlich besprochen wird. Denn die Gräfenau-Grundschule ist nur die Spitze des Eisberges. Es fehlt nach ihrer Aussage grundsätzlich in Ludwigshafen an vorschulischer Bildung. Viele der Schülerinnen und Schüler bei ihr an der Schule kämen ohne Deutschkenntnisse in die erste Klasse. Daneben fehle auch die Fähigkeit zum Beispiel ruhig zu sitzen. In Ludwigshafen fehlen etwa 2.000 Kita-Plätze. Und auch andere Schulen in Ludwigshafen haben ähnliche Probleme.
Zwischenzeitlich waren die Schulleiterinnen und Schulleiter in Mainz zum Gespräch eingeladen. Dort sei viel besprochen worden, doch grundsätzlich habe man das Problem nicht lösen können. So berichtet es Barbara Mächtle.
Eltern gründen Arbeitsgemeinschaft
Im Mai meldeten sich dann die Eltern zu Wort. Sie hatten damals einen offenen Brandbrief an Bildungsministerin Stefanie Hubig geschrieben. In diesem listeten sie die Probleme gesammelt auf, die nach ihrer Sicht an den Grundschulen in Ludwigshafen bestehen. Inzwischen haben die Eltern eine feste Arbeitsgemeinschaft gebildet, wollen mit Ministerium und Schulleitungen im Gespräch bleiben. Das Bildungsministerium hat ein Treffen mit den Eltern und Schulleitungen anberaumt. Anfang Juli soll das Treffen mit Bildungsministerin Stefanie Hubig stattfinden.
Erste Hilfe an der Schule
Für den Schulbetrieb ist das Land jetzt weiter. Als erste Maßnahme sollen die Verträge der Menschen verlängert werden, die zum Aufholen der Corona-Lücken angestellt worden sind. Diese zusätzlichen Kräfte habe man dringend nötig, sagt Mächtle. Um in den Klassen einzelne Schülerinnen und Schüler gezielt zu fördern. Doch die Bürokratie kam wohl nicht hinterher. Die Verträge laufen Ende Juni aus und sind auf dem Papier noch nicht verlängert worden. Außerdem wurde zugesichert, dass Studierende der Universität Landau in den ersten sechs Wochen des kommenden Schuljahres aushelfen sollen. Barbara Mächtle ist froh über die zugesagte Hilfe, doch ausreichen würde das nicht.
Antrag der SPD Ludwigshafen: Familienhilfezentren sollen Grundschulen entlasten
Zu viele Sitzenbleiber an Ludwigshafener Grundschulen. Die Stadt will das Problem mit sogenannten Familienhilfezentren an Brennpunktschulen in den Griff bekommen.
Sind Familiengrundschulzentren die Lösung?
Im Jugendhilfeausschuss wurde jetzt beschlossen, dass Familiengrundschulzentren eingerichtet werden sollen. Man wolle sich als Stadt an dem Pilotprojekt beteiligen. In den Zentren sollen Kinder und Eltern beim Einstieg in die Schule begleitet werden, unter anderem von Sozialpädagoginnen und -pädagogen. Geht es nach dem Willen der Stadt sind die Grundschule Gräfenau, die Goetheschule und die Bliesschule für die Familienzentren vorgesehen. Doch die Zusage des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums für die Pläne steht noch aus.
Der Hilfeausschuss hatte sich dafür ausgesprochen, dass die Zentren bereits im neuen Schuljahr starten. Schulleiterin Mächtle hält das für nicht machbar. Das Projekt sei zu kurzfristig. Und bei ihr bleiben die Unsicherheiten, wie viele Stunden sie am Ende bekommt und wie sie planen kann.
Schulleiterin: "Es wird über uns, aber nicht mit uns gesprochen"
In einem SWR-Interview vom Dienstagmorgen beklagte die Schulleiterin der Gräfenauschule, dass sie die jüngsten Entwicklungen überwiegend aus der Presse erfahren hat. Nach wie vor würde zwar viel über die Schulen, aber nicht mit den Schulen sprechen: "Mit uns wurde noch nicht gesprochen. Es geht ja im Moment um drei Schulen in Ludwigshafen. Wir wissen lediglich aus der Presse, dass wir auserwählt wurden. Konkrete Umsetzungsideen wurden mit uns nicht besprochen."
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