Tausende Menschen haben am Wochenende unter anderem in Ludwigshafen und Landau gegen Fremdenhass und Rechtsextremismus demonstriert: Familien, junge Menschen, Senioren und Migranten.
In Landau kamen am Sonntag nach Angaben der Stadtverwaltung etwa 3.000 Menschen auf dem Rathausplatz zu einer Kundgebung zusammen, um Rednern zuzuhören und gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. Unter den Rednern waren Vertreter der Gewerkschaften, der regionalen Wirtschaft, der Studierenden sowie der katholischen und evangelischen Kirche in Landau. Zudem sprachen eine 90-jährige Aktivistin der Landauer Vereinigung "Omas gegen Rechts" und der Vorsitzende des Jüdischen Studierendenverbands Rheinland-Pfalz/Saarland.
"Keine Schorle für Nazis"
Zahlreiche Demonstranten und Demonstrantinnen hielten selbst gemachte Schilder und Transparente in die Höhe. Ein Junge etwa hatte auf ein Schild geschrieben "Lieber Hausaufgaben als Nazis" und einige Männer drückten ihren Protest auf pfälzisch aus: "Ke Schorle für Nazis." Im Anschluss an die Reden zogen die Menschen durch die Landauer Innenstadt. Dadurch kam es kurzzeitig zu Verkehrsbehinderungen. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Landau hatte zu der Kundgebung aufgerufen.
Ludwigshafen: 3.000 Demonstranten
Ganz voll war der zentrale Berliner Platz in Ludwigshafen zwar nicht, aber immerhin etwa 3.000 Demonstranten sind laut Polizei am Samstag gekommen, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren: Zahlreiche Familien mit kleinen Kindern, Senioren - teilweise sogar mit Rollatoren ,- Gruppen junger Menschen und auch Migranten. Viele halten selbst gemalte Pappschilder in die Höhe wie "Herz statt Hetze", "Nie wieder ist jetzt" oder "Gegen Dummheit und Fremdenhass".
Demonstrantin: "Zeigen, dass wir mehr sind"
"Wir müssen zeigen, dass wir mehr sind", sagt Teilnehmerin Carolin Eichhorn. "Wir dürfen nicht schweigen!" Sie spricht aus, was viele hier denken. Die junge Frau ist extra aus Edenkoben in der Südpfalz zur Demo nach Ludwigshafen gekommen. Die Correctiv-Recherche hat sie aufgewühlt, erzählt sie. "Das was Correctiv aufgedeckt hat, zeigt, wie ernst es der AfD und den Rechtsextremisten ist und dass man sich jetzt positionieren muss", betont auch Daniel Reichhard, der sie zur Demo begleitet. Genau wie alle anderen Demonstranten wollen die beiden ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen.
Demonstranten: Sorge vor Rechtsruck
"Mich treibt die Sorge um, dass Deutschland nach rechts rückt", sagt auch Stephanie Hönig. Sie lebt in Ludwigshafen. "Das ist ein Wake-up-Call", sagt ein junger Mann neben ihr. Offenbar auch für die Älteren: Eine weißhaarige Seniorin sitzt auf ihrem Rollator, ein Schild hängt um ihren Hals: "Wenn die AfD die Antwort ist, wie dumm war dann die Frage?"
Jonas Nell ist zur Demo aus Mannheim rübergekommen. Er hält ein rotes Herz hoch: "Herz statt Hetze", ist darauf zu lesen. "Wir dürfen nicht auf Hass und Hetze setzen", sagt er. "Wir sollten uns lieber über Vielfalt freuen."
OB Steinruck fordert: "Seid laut und wehrt Euch!"
Unterstützt wird die Demo auch von der Ludwigshafener Stadtspitze und den Fraktionen. Bei der Kundgebung hält Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) eine kämpferische Rede: "Ich bin froh, dass die schweigende Mehrheit endlich auf die Straße geht. Ich bin richtig glücklich und dankbar, was in den letzten Wochen - auch hier in Ludwigshafen - plötzlich an Widerstand erwacht!" Steinruck mahnt: "Aber dieser Widerstand darf nicht nur heute sein, er muss jeden Tag sein! Er muss nicht nur bei Demos sein, sondern am Arbeitsplatz, in der Kneipe, bei Diskussionen." Und schließlich fordert sie: "Bitte seid laut und wehrt Euch!"
Migrationsbeirat: Für Demokratie einstehen
Auch der Holocaust habe "mit dem Schweigen der Gesellschaft begonnen", erinnert Ibrahim Yetkin, Migrationsbeirat in Ludwigshafen auf der Bühne bei der Kundgebung. "Höchste Zeit, dass wir für Demokratie und friedliches Zusammenleben einstehen". Die Gefahr sei real, "man darf nicht mehr zusehen."
Zu dem Protest gegen Rechtsextremismus hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Kirchen aufgerufen und ein breites gesellschaftliches Bündnis war gefolgt.
Weitere Demos in Ludwigshafen?
"Das ist ein super Zeichen, das wir hier aus Ludwigshafen senden", sagte Veranstalter Rüdiger Stein vom DGB. Und wenn es nach ihm geht, dann hat der Protest in Ludwigshafen eben erst begonnen.
Erst am vergangenen Samstag hatte es in der Nachbarstadt Mannheim eine große Demo gegen Rechtsextremismus gegeben - 20.000 Menschen waren dem Aufruf gefolgt. In Frankenthal waren an dem Tag 1.000 Demonstrierende zusammengekommen und sogar im Pfälzer Dorf Rhodt unter Rietburg versammelten sich 200 Menschen gegen Rechtsextremismus.
Anlass: Infostand der AfD Rhodt unter Rietburg: Etwa 200 Menschen demonstrieren gegen Rechtsextremismus
Mehr Menschen als erwartet hatten am Samstag auf dem Dorfplatz in der Gemeinde Rhodt unter Rietburg gegen Demokratiefeindlichkeit demonstriert.
Vertreter der GewerkschaDie Arbeiterwohlfahrt hatte zu der Kundgebung aufgerufen.
Hintergrund der Demos gegen Rechtsextremismus
Seit Wochen demonstrieren in ganz Deutschland Menschen gegen Rechtsextremismus. Auslöser für die Proteste sind die "Correctiv"-Enthüllungen über ein Treffen radikaler Rechter in Potsdam im November vergangenen Jahres. An diesem hatten auch AfD-Politiker und Mitglieder der CDU teilgenommen. Bei dem Geheimtreffen ging es auch um einen Master-Plan, Millionen Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte aus Deutschland zu vertreiben.
Demos gegen Rechtsextremismus
Auf dem Ernst-Ludwig-Platz Rund 10.000 Menschen demonstrieren in Mainz gegen Rechtsextremismus
Gut zwei Wochen nach der ersten großen Demonstration gegen Rechtsextremismus in Mainz gab es einen neuen Protest. Am Samstagmittag kamen Tausende zu einer Kundgebung in der Mainzer Innenstadt.