40 Schüler der Gräfenauschule in Ludwigshafen bleiben wohl sitzen. Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) äußerte sich am Donnerstag dazu im Bildungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags.
Insgesamt gibt es an der Gräfenauschule in Ludwigshafen 130 Erstklässler. Knapp ein Drittel - nämlich 40 der Kleinsten werden voraussichtlich wiederholen müssen. Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) sagte im Ausschuss, die Schule werde auf vielen Ebenen unterstützt, so gebe es unter anderem im Verhältnis mehr Lehrer, einen Sozialarbeiter und zusätzliche Sprachförderung.
Hubig: Fehlende Deutschkenntnisse nicht der einzige Grund
98 Prozent der Kinder haben nach Angaben der Schulleitung einen Migrationshintergrund, viele sprechen kein Deutsch. Hubig sagte, die Herausforderungen seien sehr groß, nicht alles könne die Schule lösen. Ein Problem sei es beispielsweise , dass viele Kinder keine Kita besucht hätten, zudem kämen einige nicht regelmäßig in die Schule.
Forderungen aus den Reihen der Opposition, eine Vorschule verpflichtend für die Kinder einzuführen oder aber Extraklassen für Kinder, die die deutsche Sprache kaum sprechen, lehnte Hubig ab. Viele Probleme in Schulen wie der Gräfenauschule lägen aber nicht nur an fehlenden Deutschkenntnissen, sondern eben auch an den Elternhäusern.
Eltern mit ins Boot holen
Hubig sagte, es wäre sehr wichtig, dass die Kinder vor der Einschulung eine Kita besuchten. Aber viele Eltern schickten ihre Kinder nicht in die Kita und man könne sie auch nicht dazu zwingen - Kita-Besuche sind freiwillig. Viele der Kinder an der Ludwigshafener Grundschule lebten zudem in sogenannten bildungsfernen Familien und würden von ihren Eltern nicht mal regelmäßig in die Schule geschickt.
Es sei deshalb vor allem wichtig, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen. Ohne sie gehe es nicht, so Hubig. Schule, Stadt und das Land wollen noch im Mai zusammenkommen, um Lösungen für die schwierige Situation an der Schule zu finden.
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Die Gräfenauschule in Ludwigshafen kämpft mit Problemen, um ihren Kindern ein Basiswissen beizubringen.
Familiengrundschulzentrum als Ausweg?
Die Bildungsministerin kündigte an, dass die Gräfenauschule Teil eines geplanten Pilotprojekts werden soll. Das sehe den Aufbau sogenannter Familiengrundschulzentren vor. Dort soll es verschiedene Angebote für Eltern und Kinder geben, wie Sprachkurse oder Kinderbetreuung. Ziel sei, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen.
Reaktionen der Oppositionsparteien: Enttäuschung und Kritik
Die Diskussion war zustande gekommen, weil drei Fraktionen im Mainzer Landtag Anfragen an die Landesregierung gestellt hatten. Zu den Aussagen und Plänen der Landesregierung sagte die Landtagsabgeordnete Marion Schneid (CDU) aus Ludwigshafen am Freitag dem SWR: "Ich war wirklich enttäuscht.“ Die Landesregierung habe keinen Willen gezeigt, dass Problem sofort anzugehen. Die Schule bräuchte jetzt dringend mehr Unterstützung und Personal, um Klassen verstärkt aufteilen zu können und Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern. Das Familiengrundschulzentrum komme zu spät und das Problem würde sich im kommenden Schuljahr fortsetzen.
Der Landtagsabgeordnete Joachim Paul (AfD) kritisiert, dass die Landesregierung ein rein pädagogisches Problem sehe. Ein Migrationsanteil von 98 Prozent sei viel zu hoch, es müsse an den Schulen mehr durchmischt werden. "Die Schule ist eine Parallelwelt“, sagte er im Bezug auf die Gräfenauschule. Die Durchmischung müsse schon in den Stadtvierteln anfangen, ähnlich wie es in Dänemark der Fall sei, fordert Paul. Dort dürfe in einem Viertel nur eine maximale Anzahl von Migranten leben. Des Weiteren fordert er, dass Kinder erst in den Regelunterricht dürfen, wenn sie über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen.
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Stadt Ludwigshafen hofft auf Landesregierung
Die Stadt Ludwigshafen macht nach eigenen Angaben zwar schon viel, um die Situation an den beiden Grundschulen im Hemshof, einem sogenannten Brennpunktviertel in Ludwigshafen-Nord zu verbessern, stößt aber finanziell an ihre Grenzen. Denn auch Personalnot und die Folgen von Corona für die Schulkinder machen der Stadt zu schaffen.
Außerdem sei das Land für das Personal in den Schulen, die Lerninhalte und den Lernerfolg zuständig. Die Stadt hofft nun, gemeinsam mit der Landesregierung Lösungen für die schwierige Situation der Grundschule im Hemshof zu finden.
Sitzenbleiben bei Erstklässern in RLP nicht üblich
Eigentlich ist es in Rheinland-Pfalz nicht vorgesehen, dass Schulkinder in der 1. Klasse sitzen bleiben können, teilte die Schulaufsichtsbehörde ADD mit. Sie bekommen ja auch noch keine Noten. Das bedeutet, selbst wenn Erstklässler sich mit dem Unterrichtsstoff sehr schwer tun, werden sie in der Regel versetzt. Nur in Ausnahmefällen würde von den Lehrern empfohlen, dass Erstklässler noch einmal wiederholen sollten. Diese Empfehlungen würden in der Regel gemeinsam in einer Konferenz beschlossen.