Es gibt immer mehr ältere, chronisch kranke Menschen und immer weniger Hausärzte. In Hachenburg setzt eine Praxis daher auf eine sogenannte "Primary Care Managerin".
Katharina Fuhrmann geht mit einem Patienten in ein Behandlungszimmer. Die Räume sind hell, an den Wänden hängen Comiczeichnungen. Aber nicht nur bei der Ausstattung geht die Hausarzt-Praxis in Hachenburg moderne Wege, sondern auch bei der Versorgung der Patienten.
Katharina Fuhrmann untersucht den Patienten - dabei ist sie gar keine Ärztin, sondern gelernte Krankenschwester. 2022 hat sie mit dem Studium von "Primary Care Management" (PCM) begonnen, jetzt steht sie kurz vor dem Abschluss. "Antrieb war mein Chef, der gesagt hat, er würde gerne in die Zukunft blicken und was machen. Und da war dann mein Ehrgeiz geweckt."
"Primary Care Manager" als Entlastung für Hausärzte
Ihr Chef ist der Allgemeinmediziner Alexander Gindi. Der 56-Jährige erhofft sich durch die Weiterbildung seiner Mitarbeiterin eine deutliche Entlastung im Praxisalltag: "Ich muss mich nicht um alles kümmern. Ich weiß, dass die Abläufe stimmen, dass die Patienten vernünftig gesehen wurden, bis mir mitgeteilt wird, was sie haben, was gemacht werden muss."
Gindi spricht von einer deutlichen Zeitersparnis dadurch, dass Fuhrmann ihm viele Aufgaben abnehmen kann. Er sieht aber nicht nur den Vorteil für sich, sondern auch für die Patienten: "Frau Fuhrmann muss nicht so auf die Uhr schauen wie ich, wenn das Wartezimmer voll ist." So könne er am Ende mehr Patienten behandeln, als wenn er alleine wäre.
Er betont, dass die Qualität der ärztlichen Versorgung nicht abnimmt. Auch wenn er einzelne Arbeiten delegiere, die Verantwortung liege immer noch bei ihm. Aus seiner Sicht sind "Primary Care Manager" die Zukunft der hausärztlichen Versorgung: "Mediziner wachsen nicht auf Bäumen, also muss man Alternativen finden."
Hausarztmangel: Strukturen in Praxen müssen sich ändern
Gindi, der sich nach eigenen Worten schon seit Jahren berufspolitisch engagiert, ist davon überzeugt, dass sich die Strukturen in den Praxen ändern müssen in Zeiten des Hausarztmangels: "Nicht nur der Arzt kann helfen, sondern auch der qualifizierte Mitarbeiter." Jeder Arzt müsse überlegen, was er bei sich ändern könne, um mehr Menschen zu versorgen.
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Das Zukunftsmodell, wenn es nach dem Hausärzteverband Rheinland-Pfalz geht, nennt sich "Hausärztliches Primärversorgungszentrum" - kurz HÄPPI. Der Hausarzt nimmt darin quasi die Rolle eines Dirigenten ein, er koordiniert Teammitglieder wie PA und PCM. Während er einfache Tätigkeiten an die medizinischen Helfer abgibt, könnte er sich auf die Behandlung komplexer Krankheitsbilder konzentrieren.
Leistungen von PCM können nicht abgerechnet werden
Ob sich das Konzept durchsetzt, ist unklar. Laut Gindi gibt es noch viele Ärzte, die Vorbehalte dagegen haben: "Da gilt es, dicke Bretter zu bohren", meint Gindi. Aktuell müsse er seine PCM Katharina Fuhrmann noch aus eigener Tasche bezahlen, da deren Arbeit nicht abgerechnet werden kann. Die Kassenärztliche Vereinigung bestätigte das auf Anfrage.
Gindi kritisiert den sogenannten Arztvorbehalt: "Medizinische Dinge dürfen nur durch Ärzte erbracht werden, wir dürfen das nicht aus unserer Hand geben. Nur wenn ich keine Hände mehr habe, dann gibt’s ein Problem. Der Tag hat nur 24 Stunden - irgendwann muss ich aufhören, weil ich erschöpft bin und nicht mehr konzentriert."
Alexander Gindi ist daher froh, dass er Fuhrmann als "Primary Care Managerin" an seiner Seite hat. Und die 41-Jährige freut sich auf die neuen Aufgaben, die sie bald übernehmen kann: "Aufgeregt bin ich gar nicht. Die Patienten nehmen mich jetzt schon gut an als Arzt-Ersatz. Eigentlich bin ich voller Vorfreude und bereit, richtig durchzustarten."
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