Die Mitarbeiter der insolventen Koblenzer Brauerei sind am Freitagvormittag in einer Betriebsversammlung informiert worden, wie es mit der Brauerei weitergeht. Demnach werde bis Ende Januar in Stolzenfels weiter Bier gebraut.
Der vorläufige Insolvenzverwalter, Alexander Jüchser, teilte dem SWR mit, dass auch die Löhne und Gehälter der 42 Mitarbeitenden bis Ende Januar gesichert seien. Wie es danach weitergeht, ist aber noch unklar.
Das Insolvenzverfahren werde voraussichtlich im Februar eröffnet, so Jüchser. In der nächsten Woche soll in Gesprächen mit der Bitburger Brauerei geklärt werden, ob die Biere Königsbacher und Nette auch weiterhin in Koblenz produziert werden können. Die Eifeler Brauerei hatte 2010 die nationalen Vertriebs- und Markenrechte der Sorten Königsbacher und Nette Edelpils erworben.
In der Betriebsversammlung sei auch über die marode Technik gesprochen worden. So seien unter anderem die Abfüllanlagen in einem schlechten Zustand und müssten erneuert werden.
Investor hält an Wohnprojekt fest
Trotz der Insolvenz der Koblenzer Brauerei will ein Investor dort weiter preiswerte Apartments und Büros bauen. Das hat er dem SWR mitgeteilt. Erste Bauanträge für das Gelände an der Königsbacher Brauerei seien gestellt, so der Investor. Er will dort Apartments für Studenten und Auszubildende mit preiswerten Mieten bauen.
Neben dem Sudhaus an der Bundesstraße soll ein Indoor-Biergarten unter einem Glasdach gebaut werden. Dort sollen vor allem junge Leute essen gehen und Konzerte erleben. Noch ist aber nicht klar, wann es damit losgehen kann.
Lohnverzicht der Beschäftigten hat nicht gereicht
Ein Sprecher der Kanzlei Lieser hatte dem SWR am Montag mitgeteilt, dass beim Amtsgericht Koblenz ein Antrag der Brauerei-Geschäftsführung auf ein Insolvenzverfahren eingegangen ist. Das Amtsgericht hat die Kanzlei zur vorläufigen Insolvenzverwalterin für die Brauerei bestellt.
Nicht nur auf das Weihnachtsgeld haben die 42 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Koblenzer Brauerei zuletzt verzichtet. Auch die tariflich vereinbarten Lohnerhöhungen wurden nicht gezahlt. Gereicht hat dieser Verzicht der Belegschaft offensichtlich nicht.
Zuletzt machten gestiegene Produktionskosten Sorge
Insgesamt befinde sich der Biermarkt in Deutschland in einer strukturellen Rezession, so die Koblenzer Brauerei. 2022 hatten die gestiegenen Preise für Rohstoffe und Energie auch den Brauereien im Norden von Rheinland-Pfalz zugesetzt.
Die Koblenzer Brauerei litt damals eigenen Angaben zufolge besonders unter den Folgen des Ukraine-Krieges. Insbesondere die gestiegenen Energiepreise machten der Brauerei zu schaffen. Es seien dramatische Kostenexplosionen gewesen. So hatten sich auch die Preise für Getreide, Kronkorken und Etiketten um 50 bis 60 Prozent erhöht. Deshalb sei es der Koblenzer Brauerei nicht mehr möglich, den Geschäftsbetrieb kostendeckend aufrechtzuerhalten.
Wegen der angespannten Lage hatte sich die Koblenzer Brauerei mit einem deutschlandweit agierenden Unternehmen zusammengeschlossen, das auf dem Gelände der Brauerei Wohnungen bauen, aber auch die Brauerei erhalten und weiterbetreiben will. Obwohl die Gesellschafter viel Geld investiert hätten, habe das aber nicht ausgereicht, um die finanziellen Belastungen auszugleichen, heißt es in der Pressemitteilung.
Koblenzer Brauerei: Neustart mit Namensänderung
Die Königsbacher Brauerei wurde 2012 vom Konzern Karlsberg an Privatinvestoren verkauft. Mit dem Verkauf wurde auch der Name geändert in Koblenzer Brauerei. Die Eigentümer sprachen von einem Neuanfang. Das Unternehmen blickt auf eine lange Geschichte in Koblenz zurück. Nach eigenen Angaben produziert die Brauerei schon seit 1689 Bier in Koblenz.
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