Nach dem Unfall an der Mosel-Schleuse Müden fordern die Industrie- und Handelskammern Saarland, Trier und Koblenz eine schnelle Reparatur und den Ausbau aller Schleusen. Denn der drohende wirtschaftliche Schaden sei groß.
In einem offenen Brief an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos) schreiben die IHK-Chefs, dass Unternehmen in Rheinland-Pfalz und im Saarland jetzt vom Rhein als wichtiger Wasserstraße abgeschnitten seien. Für kurzfristige Ausweichmöglichkeiten über Lkw oder Bahn stünden nur begrenzte Kapazitäten zur Verfügung. In einigen Fällen sei eine Verlagerung auf andere Transportwege gar nicht möglich.
Die geplante Reparaturdauer für die Schleuse von vier Monaten sei "mit Blick auf den drohenden wirtschaftlichen Schaden für die Unternehmen nicht akzeptabel", heißt es in dem Brief. Für eine schnellere Inbetriebnahme müssten "alle verfügbaren Kräfte eingesetzt werden".
Am Sonntag war ein vollbeladenes Frachtschiff gegen die Schleuse in Müden zwischen Koblenz und Trier gefahren und hatte dabei die Schleusentore zerstört. Der betroffene Moselabschnitt bleibt deshalb voraussichtlich bis Ende März für die Schifffahrt gesperrt.
Forderung nach zweiter Schleusenkammer
Neben einer schnelleren Reperatur erneuerten die IHK-Chefs auch ihre Forderung, alle deutschen Mosel-Schleusen mit einer zweiten Schleusenkammer auszubauen: "Unsere Wirtschaft ist auf die funktionierende Wasserstraße Mosel dringend angewiesen." Über die betroffene Schleuse würden normalerweise jedes Jahr bis zu zehn Millionen Tonnen Güter transportiert, insbesondere Erze, Steine und Erden sowie Kokerei- und Mineralölerzeugnisse.
Der Unfall an der Schleuse Müden wirke sich deshalb so massiv aus, weil sie nur eine Schleusenkammer habe. Die Politik müsse den Ausbau aller zehn deutschen Moselschleusen mit einer zweiten Kammer massiv beschleunigen. Die IHKs in der Region fordern den Ausbau schon seit Jahren. Doch erweitert wurden bislang nur die Schleusen in Trier, Zeltingen und Fankel. In Lehmen wird noch gebaut.
Reparaturarbeiten an der Schleuse beginnen
An der Schleuse Müden stehen jetzt die ersten großen Reparaturarbeiten an. Nach Angaben des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts (WSA) wollen Fachleute am Donnerstag damit beginnen, die beschädigten Schleusentore zu entfernen. Die Tore wiegen jeweils 50 Tonnen. Sie zu entfernen sei herausfordernd, sagte WSA-Leiter Albert Schöpflin.
Seinen Angaben zufolge wird deshalb in der Nacht zum Donnerstag ein Spezialkran aus Ludwigshafen zu der Schleuse gebracht, der dann die Tore herausheben soll. Wenn die Tore ausgebaut sind, will die Behörde testen, ob es möglich ist, die wartenden Schiffe durch die Schleuse zu bringen.
Noch immer sitzen ungefähr 70 Schiffe auf der Mosel und der Saar fest und können nicht in den Rhein weiterfahren. Der Krisenstab hat am Mittwoch auch beraten, ob die Fracht von den Güterschiffen über den Landweg weitertransportiert werden kann. Wie das konkret aussehen könnte, ist den Angaben zufolge aber noch unklar.
Tore der Mosel-Schleuse massiv beschädigt
Bei dem Unfall wurden die beiden Torflügel der Schleuse komplett aus ihrer Verankerung gerissen. Die Behörden gehen momentan davon aus, dass durch die massive Stoßeinwirkung auch alle Verankerungen "ihre maximale Last deutlich überschritten haben und beschädigt wurden". An den Betonkanten müssten wegen Verformungen zudem Betonarbeiten durchgeführt werden.
Nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtsamtes gibt es auch ein Ersatztor für die Schleuse. Das müsse jetzt vorbereitet werden, damit es eingebaut werden könne. Die Vorbereitungszeit könne bis zu zwei Monate in Anspruch nehmen. Für viele andere Teile sei kein Ersatz vorhanden. Sie müssten neu hergestellt werden.
Technischer Defekt möglicherweise Grund für Unfall
Grund für den Unfall in Müden ist möglicherweise ein technischer Defekt an dem Schiff. Das teilte die Wasserschutzpolizei am Dienstag mit. Sicher ist das aber noch nicht.
Der Schiffsführer habe einen technischen Defekt als Ursache angegeben. Diese Aussage müsse noch von einem Gutachter vor Ort überprüft werden, sagte der Sprecher der Wasserschutzpolizei in Koblenz. "Wir gehen erst mal davon aus", so der Polizist.
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