Vor 75 Jahren wurde in Bonn das Grundgesetz verabschiedet. Es bildet bis heute das Fundament unseres Zusammenlebens in einem freien, demokratischen Rechtsstaat. In Koblenz haben Politiker damals die ersten Weichen gestellt.
Eine Steinsäule und ein paar Betonklötze im Stadtwald oberhalb von Koblenz ist alles, was heute noch an ein für Rheinland-Pfalz und die Bundesrepublik historisches Ereignis erinnert: Die sogenannte Rittersturz-Konferenz im Juli 1948.
Berghotel auf dem Rittersturz in Koblenz war beste Option
Die rheinland-pfälzischen Städte lagen damals nach dem Zweiten Weltkrieg in Trümmern, es gab kaum große Versammlungsstätten. Der damalige Ministerpräsident des Landes, Peter Altmeier, setzte sich deshalb dafür ein, dass sich die erste Ministerpäsidentenkonferenz in Koblenz trifft. In einem späteren Interview sagte er: "Wir waren zum ersten Mal mit den anderen Ländern zusammen. Deshalb sah ich meine Aufgabe darin, nach Koblenz auf den Rittersturz einzuladen, um zu sagen, zeigt bei dieser Konferenz, dass wir wenigstens zusammengehören."
Wunsch der westlichen Alliierten: Einen Staat mit Verfassung zu gründen
Das Berghotel lag abgelegen im Wald, abhörsicher. Aber es gab auch Herausforderungen. Die Eisenbahnstrecken und Straßen im Land seien zerstört gewesen und auch das Hotel keine luxuriöse Tagungsstätte, sagt Beate Dorfey vom Landeshauptarchiv in Koblenz: "Also musste vom Mobiliar bis zum Essen alles dahin gekarrt werden. Weil sie können ja keine Ministerpräsidenten einladen und denen nichts zu Essen oder trinken geben oder kein Bett zur Verfügung stellen."
75 Jahre Grundgesetz Ohne Meinungsfreiheit keine Demokratie
Der 23. Mai ist der Geburtstag des Deutschen Grundgesetzes. Seit nun 75 Jahren gibt es diese Grundrechte für alle Bürgerinnen und Bürger - eines davon ist die Meinungsfreiheit.
Im Landeshauptarchiv finden sich noch viele Fotos und Dokumente von den damaligen Beratungen im Hotel Rittersturz, in denen es darum ging, den Wunsch der westlichen Alliierten umzusetzen und einen westdeutschen Staat zu gründen. Die Ministerpräsidenten der westlichen Besatzungszonen - also USA, Frankreich und Großbritannien - sollten sich darüber Gedanken machen, wie dieser Weststaat aussehen könnte, erklärt Historikerin Dorfey: "Welche Verfassung er haben sollte und welche Grenzen das Ganze in Zukunft haben soll."
Rittersturz-Konferenz in Koblenz war Meilenstein
Drei Tage dauerten die Beratungen. Am Ende einigten sich die Ministerpräsidenten darauf, eine vorübergehende organisatorische Lösung für die drei Westzonen voranzutreiben - quasi einen Verwaltungsbezirk. Zu diesem Zeitpunkt sei es aber noch nicht um einen eigenen Staat mit eigener Verfassung gegangen, erklärt Historikerin Dorfey. Denn die gesamte Ostzone habe nicht mitgespielt. Die Ministerpräsidenten wollten demnach vermeiden, dass eine deutsche Teilung zementiert wird.
Aus heutiger Sicht sei die Rittersturz-Konferenz dennoch ein Meilenstein, sagt Dorfey: "Das war der erste Schritt in die richtige Richtung, mit dem man einen freiheitlich, demokratischen Rechtsstaat auf den Weg brachte."
Menschen in Koblenz war die wichtige Konferenz egal
Den Koblenzern und Koblenzerinnen sei diese Konferenz damals allerdings ziemlich egal gewesen, sagt Dorfey. Sie seien in den Nachkriegsjahren damit beschäftigt gewesen, einen trockenen Schlafplatz und etwas zu Essen zu haben.
Trotzdem entstand ein paar Monate danach das Grundgesetz. Es wurde vor 75 Jahren am 23.5.1949 vom sogenannten Parlamentarischen Rat in Bonn verabschiedet.
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