Die Enquete-Kommission des Landtages beschäftigt sich mit der Frage, wie eine Flut, zum Beispiel durch Starkregen, verhindert werden kann. Dazu waren die Parlamentarier am Dienstag erneut im Ahrtal unterwegs.
Auf der Tagesordnung der Enquete-Kommission stand am Dienstag unter anderem die Landwirtschaft und der Weinbau im Ahrtal. Bei der Flut 2021 war ein Problem, dass das Wasser sich auf den Feldern aufgestaut hat und dadurch in die Orte kam. Wie die Landwirtschaft dies zukünftig verhindern soll, darüber hat die Enquete-Kommission beraten.
Nach Angaben von Joachim Gerke von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord sollen die Felder so angepasst werden, dass kein Wasser sturzflutartig mehr ins Tal herunterlaufen kann. Um dies zu erreichen, müssten dem Boden unter anderem mehr Möglichkeiten gegeben werden, um Wasser zu speichern.
Gerke: Wasserbremsen könnten Überschwemmungen verhindern
Joachim Gerke sieht aber noch andere Möglichkeiten: "Indem man quer zum Hang Wasserbremsen einbaut - also zum Beispiel Pflanzstreifen, Blühstreifen oder auch Hecken entlang der Wege." So könnte das Wasser abgebremst und im besten Fall auch abgespeichert werden.
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Das würde aber die Arbeit für Landwirte schwieriger machen, so Gerke: "Die sagen dann natürlich zurecht, dass sie dafür eine finanzielle Unterstützung brauchen."
Weinbau soll ab 2024 auch in Tallagen wieder möglich sein
Bei der Flut 2021 wurden auch rund zehn Hektar Rebflächen im Ahrtal vom Wasser überspült. Auch das war am Mittag Thema beim Besuch der Enquete-Kommission im Weinort Dernau. So sollen Winzerbetriebe im Ahrtal ab 2024 auch wieder teilweise Wein in Tallage anbauen dürfen, wie das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) mitteilte, das im Ahrtal eine Flurbereinigung durchführt.
Derzeit liefen noch Verfahren, um die Grundstücke in den Überschwemmungsgebieten neu zu ordnen, sagte Sebastian Turk vom DLR. Die Reben haben nach Angaben von Turk vor der Flut weitestgehend senkrecht zum Ahrverlauf gestanden. Das war ein Hindernis für den Fluss.
"In Folge der weiteren Planungen, die jetzt stattgefunden haben, war die Aufgabe, dies zu ändern. Derzeit laufen mit den Grundstückseigentümern Gespräche, damit in 2024 auch ein Wiederaufbau der bestockbaren Rebflächen erfolgen kann", sagte Sebastian Turk.
Klimaangepasste Gestaltung von Wald und Wiesen Thema in Anhörung
Nach dem Besuch im Ahrtal sind die Parlamentarier am Dienstagnachmittag noch zu einer Anhörung zusammengekommen. Im Fokus stand dabei die klimaangepasste Gestaltung von Grünflächen und Wäldern. Jürgen Herget vom Geographischen Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn sieht nach eigenen Angaben bei diesem Thema vor allem die Politik in der Verantwortung: "Raps und Mais anzubauen, um Bio-Treibstoff zu produzieren, ist sicherlich ganz toll. Es geht aber in die Gegenrichtung für den Wasserhaushalt."
Es müsse daher darum gehen, Kompromisse zwischen den Bedürfnissen des Hochwasserschutzes und der Landwirtschaft zu finden. All diese Maßnahmen hätten Grenzen, sagte Herget. Geringe Mächtigkeit von Böden, steile Hänge, die Dauer von Niederschlägen - all das könne man nicht beeinflussen.
Kommission soll Empfehlungen erarbeiten
Die Kommission wurde im August 2021, also kurz nach der Flut, ins Leben gerufen. Am Ende soll ein Abschlussbericht entstehen. Dieser soll allerdings nur Empfehlungen geben, wie die Landespolitik mit dem Thema Hochwasserschutz umgehen soll - entscheiden kann die Kommission selbst aber nicht.