Hinweisschild zu einer Flüchtlingsunterkunft - in Isert im Westerwald gibt es Kritik an der geplanten Flüchtlingsunterbringung.

Emotionale Diskussion bei Einwohnerversammlung

Bürger in Isert kritisieren geplante Unterkunft für Geflüchtete

Stand
Autor/in
Christoph Bröder

Der Kreis Altenkirchen plant, in Isert eine Unterkunft für mehr als 40 Geflüchtete zu bauen. Darüber wurde in einer Einwohnerversammlung emotional diskutiert.

Etwa 80 Bürgerinnen und Bürger waren am Mittwochabend zur Einwohnerversammlung in Isert gekommen. Die Mehrheit der Menschen äußerte sich dort kritisch zu der geplanten Flüchtlingsunterkunft. Mehr als 40 Geflüchtete auf knapp 100 Einwohner in der Gemeinde Isert - das sei zu viel, da waren sich fast alle einig.

Viele Bürger in Isert zeigten sich verängstigt

Mehrere Bürger zeigten sich verängstigt. Eine Frau stellte die Frage, wie man junge Frauen vor möglichen Übergriffen schützen wolle. Ein Mann ergänzte, dass viele Anwohner Angst hätten, künftig auf die Straße zu gehen. Eine andere Frau hielt dagegen. Es habe in der Vergangenheit nie Probleme mit Geflüchteten im Ort gegeben.

Etwa 80 Menschen waren am Mittwochabend zur Einwohnerversammlung gekommen.
Etwa 80 Menschen waren am Mittwochabend zur Einwohnerversammlung gekommen.

Kritisch hinterfragt wurde auch die Betreuung der Geflüchteten. "Die Menschen sprechen unsere Sprache nicht und brauchen Hilfe, etwa bei Behördengängen - wer hilft ihnen dabei?", fragte eine Anwohnerin. "Hier gibt es ja nicht einmal einen Bäcker oder Supermarkt, wie sollen sich die Geflüchteten versorgen?", fragte ein Anwohner.

Bürgermeister zeigten Verständnis für Ängste

Iserts Ortsbürgermeister Wolfgang Hörter (parteilos) und der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, Fred Jüngerich (parteilos), zeigten Verständnis für die Ängste und Sorgen der Bürger. "Wir müssten die Geflüchteten in der Region viel besser betreuen, wenn wir sie schon aufnehmen", sagte Jüngerich. Er kritisierte die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Denn die Kommunen seien zunehmend überfordert mit der aktuellen Situation. So könne Integration nicht gelingen.

Kreis Altenkirchen weiß nicht mehr wohin mit Geflüchteten

Jüngerich machte deutlich, dass der Kreis Altenkirchen gesetzlich verpflichtet sei, Geflüchtete aufzunehmen. Allerdings sei die Kapazitätsgrenze bereits erreicht. "Auf all unsere Aufrufe, wer Geflüchtete bei sich zuhause aufnehmen kann, bekommen wir keine Rückmeldungen mehr", so Jüngerich. Auch die Bereitschaft, Geflüchtete aus der Ukraine aufzunehmen, sei nicht mehr so hoch, wie noch im vergangenen Jahr.

Der Kreis Altenkirchen müsse aktuell 19 Geflüchtete pro Woche aufnehmen, rechnete Jüngerich vor. Allein im November dieses Jahres seien 84 Geflüchtete im Kreisgebiet untergebracht worden. Das bringe auch die Mitarbeiter in den Sozialämtern an ihre Grenzen.

Ortsgemeinde prüft rechtliche Schritte

Dass die Unterkunft in Isert gebaut wird, ist beschlossene Sache. Darüber hat der Kreisausschuss des Kreises Altenkirchen in seiner letzten Sitzung entschieden. Die kleine Ortsgemeinde Isert will das aber nicht einfach hinnehmen. "Wir prüfen aktuell rechtliche Schritte dagegen", sagte Ortsbürgermeister Wolfgang Hörter am Ende der Einwohnerversammlung.

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