Ein Aprilscherz der Neuwieder Einzelhändler sorgt für Diskussionen im Internet. Der Videoclip zum Ladensterben in der Innenstadt wird von einigen gefeiert, andere kritisieren ihn.
Pünktlich zum ersten April wurden auch in der Region Koblenz wieder Scherznachrichten veröffentlicht. Die Hachenburger Brauerei etwa kündigte in diesem Jahr eine FKK-Führung an, der Campingplatz in Fachbach wollte den Menschen weismachen, dass er zehn Millionen Euro für eine Komplett-Überdachung ausgibt. Die Römer-Thermen in Bad Breisig berichteten von einem Sensationsfund bei Bauarbeiten. Demnach sei man auf Pläne für eine antiken Vergnügungstherme mit Looping-Wasserrutsche aus Marmor gestoßen.
Einzelhändler in Neuwied kündigen Schließung an
Alles Nachrichten, die einen zum Schmunzeln bringen. Ganz anders der Aprilscherz der Neuwieder Einzelhändler, der auch am Montag noch für viel Diskussionsstoff in der Deichstadt sorgt. In einem Video-Clip wird das Aus der Mittelstraße, der Flaniermeile in der Innenstadt, verkündet. In Interviews erzählen mehrere Einzelhändler, warum sie aufgeben und wie sehr sie es bedauern. Nach etwa der Hälfte des Clips kommt die Auflösung.
Veröffentlicht wurde das Filmchen von Axel Wöckner, der in Neuwied ein Schuhgeschäft betreibt. Nach seinen Angaben wurde das Video bei Facebook bereits knapp 10.000 mal aufgerufen und mehr als 90-mal geteilt. Zahlreiche Kommentare finden sich unter dem Posting. Neben vielen lobenden Worten gibt es aber auch Kritik und sogar die Forderung, das Video von der Plattform zu entfernen, da es imageschädigend sei.
Aprilscherz in Neuwied als Erfolg verbucht
Wöckner erklärte im SWR-Gespräch, dass ihn der Erfolg des Videos überrascht habe. "Das ist unglaublich, wie oft das angeschaut wurde. Wir hatten auch schon Kunden im Laden, die extra deshalb gekommen sind." Angesichts der angespannten Lage im Einzelhandel könne er zwar verstehen, dass manch einem bei dem Video "das Lachen vergangen ist", er stehe jedoch hinter dem Projekt.
Laut Wöckner ist es den Beteiligten darum gegangen, mit dem Aprilscherz auf die schwierige Lage des lokalen Einzelhandels aufmerksam zu machen. Dies ist seiner Meinung nach gelungen. Die Mittelstraße in Neuwied hat seit Jahren mit großem Leerstand zu kämpfen - ist mit diesem Problem aber nicht allein, wie Citymanagerin Michaela Ullrich betont.
Maßnahmen gegen Leerstand in der Innenstadt
Im Vergleich zu anderen Städten ist die Lage in Neuwied aus Ullrichs Sicht gar nicht mal so schlimm. "Hier ist immer bisschen Bewegung drin. Es machen Läden zu, aber auch immer welche auf", sagt sie. Handlungsbedarf sieht sie dennoch und kündigt verschiedene Maßnahmen für dieses Jahr an. Dank Fördermitteln ist demnach unter anderem eine Kampagne gegen den Leerstand geplant.
Den Aprilscherz der Neuwieder Einzelhändler findet Ullrich gelungen - auch wenn sie zunächst selbst drauf reingefallen ist, wie sie zugibt. Demnach wurde ihr zunächst nur der erste Teil des Videos zugeschickt: "Ich hatte den 1. April gar nicht auf dem Schirm und war dezent geschockt", erzählt die Citymanagerin. Die Auf- und Erlösung erfolgte jedoch kurz darauf.