Rund zweieinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe soll der Wiederaufbau im Ahrtal nun richtig Fahrt aufnehmen. SWR Aktuell hat die Bürgermeister gefragt, welche Baumaßnahmen für 2024 geplant sind.
Bad Neuenahr-Ahrweiler: Stadt wird auch 2024 eine große Baustelle sein
Der Bürgermeister von Bad Neuenahr-Ahrweiler, Guido Orthen (CDU), erwartet, dass das Ahrtal noch einige Jahre die größte Baustelle Deutschlands bleiben wird. Auch die Kreisstadt wird 2024 wohl an vielen Stellen wie eine große Baustelle aussehen.
Orthen freut sich, dass im kommenden Jahr endlich der Wiederaufbau von drei Brücken über die Ahr beginnen soll: die Bachemer Brücke, die Landgrafenbrücke und die Heppinger Brücke.
Neben Sportplätzen und Kindergärten sollen auch die Ortskerne von Bad Neuenahr und Ahrweiler weiter wiederaufgebaut werden. Orthen weiß, dass der damit verbundene Stau und Lärm den Anwohnern viel abverlangen wird. "Da braucht man starke Nerven, die viele von uns einfach nicht mehr haben."
Altenahr: Viele Projekte im Jahr 2024
Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenahr, Dominik Gieler (CDU), geht davon aus, dass im nächsten Jahr die alten Fabrikhallen auf dem ehemaligen Gelände der Firma Brohl-Wellpappe in Ahrbrück abgerissen werden. Hier sind insgesamt 160 Wohnungen und Häuser geplant, vor allem für Menschen, die ihr Zuhause durch die Flut verloren haben.
Gieler erwartet auch, dass die Bauarbeiten für die Grundschule, die Sporthalle und eventuell für die Realschule in Altenburg beginnen. Außerdem will die Verbandsgemeinde Altenahr im kommenden Jahr an 16 Bachläufen unter anderem Polder, die Treibgut zurückhalten und Hochwassersammelbecken bauen.
Der Hochwasser-Blog für RLP Neue Brücke über die Kyll freigegeben
In den von der Flutkatastrophe zerstörten Regionen in Rheinland-Pfalz läuft der Wiederaufbau. Viel ist geschafft, viel ist noch zu tun. Hier die aktuelle Lage.
Sorgen macht Gieler die Personalsituation. Der Leiter und der stellvertretende Leiter der Finanzabteilung in der Verbandsgemeinde Altenahr gehen 2024 in den Ruhestand. Auch Stadtplaner fehlen. Aber der Fachkräftemangel sei omnipräsent, sagt Gieler, den gebe es nicht nur im Ahrtal.
Adenau: Planungen und Genehmigungen dauern teilweise lange
Auch die Verbandsgemeinde Adenau will 2024 große Fortschritte beim Wiederaufbau machen. Neben neuen Brücken, zum Beispiel in Schuld, soll es auch beim Dorfgemeinschaftshaus in Fuchshofen vorangehen.
Nach Angaben der Verwaltung dauern aber Planungen und Genehmigungen der Wiederaufbauprojekte teilweise sehr lange. "Der Wiederaufbau wird die Verbandsgemeinde Adenau noch über Jahre beschäftigen", sagt der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau, Guido Nisius (CDU).
Sinzig: 2024 starten die großen Projekte
2024 sollen in Sinzig große Bauprojekte starten. Dazu zählt Bürgermeister Andreas Geron (parteilos) unter anderem eine neue Brücke über die Ahr, ein neues Heim für Obdachlose und auch Häuser für die Minigolfanlage und den Tennisclub in Bad Bodendorf. Und auch verschiedene Straßen sollen wiederhergestellt werden. Die Bearbeitung der Bauunterlagen würde durch die Kreisverwaltung auch mal lange dauern. Dafür gebe es aber gute Gründe, so Geron: "Das Bauamt des Kreises hat eine gigantische Menge an Baugenehmigungsanträgen zu bearbeiten."
Die Stadt Sinzig plant im kommenden Jahr auch, das Rhein-Ahr-Stadion provisorisch wiederherzustellen. Genau wie die Rudi-Altig-Sporthalle. Außerdem soll das Thermalbad Bad Bodendorf neu geplant werden.
Grafschaft: Mehr Normalität und mehr Hochwasserschutz
Auch die Gemeinde Grafschaft wünscht sich für 2024 ein weiteren Schritt hin zu mehr Normalität. Die Gemeinde will die 25 Notunterkünfte für Flutbetroffene, gegenüber dem Einkaufszentrum im Ortsteil Ringen, abbauen, sagt Bürgermeister Achim Juchem (CDU).
Er schätzt, dass die ersten Container-Kindergärten bis zum Ende des Jahres abgebaut werden können. Die Ersatzschulen würden aber voraussichtlich noch zwei bis drei Jahre in der Grafschaft stehen bleiben.
Den Hochwasserschutz will die Gemeinde Grafschaft noch einmal deutlich verbessern. Neben neuen Sirenen, einem Hochwasserwarnsystem in Bächen sind auch der Ausbau der Auenlandschaft und ein neues Regenrückhaltebecken geplant.
Gibt es weiter Generalunternehmer für Wiederaufbau im Ahrtal?
Alle Bürgermeister beschäftigt die Frage, ob sie die Aufträge für den Wiederaufbau von Straßen, Schulen und Kindergärten auch in 2024 an Generalunternehmer vergeben dürfen. Also an eine Firma, die schlüsselfertig baut und der Verwaltung damit viel Arbeit, vor allem bei den Planungen, abnimmt.
Die Bürgermeister hoffen, dass das Land diese Sonderregelung für einen schnelleren Wiederaufbau im Frühjahr verlängert, damit 2024 der Wiederaufbau im Ahrtal richtig durchstarten kann.