Die geplante Entscheidung, die Ärztliche Bereitschaftspraxen in Andernach, Altenkirchen und Emmelshausen zu schließen, stößt auf heftige Kritik. Das Aus kommt offenbar unerwartet.
Wenn die Bereitschaftspraxis in Andernach wie angekündigt geschlossen wird, rechnet das Sankt Nikolaus Stiftshospital in der Stadt mit deutlich mehr Menschen in der Notaufnahme. In Zukunft könnten besonders an Feiertagen 100 bis 120 Patienten mehr pro Tag in die Notaufnahme kommen, teilte die Klinik mit. Sie kritisiert die Kassenärztliche Vereinigung (KV).
Die Krankenhausleitung habe von der geplanten Schließung erst aus den Medien erfahren. Auch der Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises, Volker Boch (parteilos), reagierte mit Unverständnis auf das geplante Aus der Bereitschaftspraxis in Emmelshausen. Anstatt Praxen zu schließen, brauche es mehr Anreize, dass sich Ärzte auf dem Land niederließen, sagte Boch.
Streit um Schließung von Bereitschaftspraxen So reagiert die Kassenärztliche Vereinigung auf Kritik von Minister
Im Streit um die angekündigte Schließung von Bereitschaftspraxen in RLP wehrt sich die Kassenärztliche Vereinigung (KV) gegen Kritik von Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD).
Landrat aus Altenkirchen sieht medizinische Versorgung in Gefahr
Auch der Landrat des Kreises Altenkirchen, Peter Enders (CDU), zeigte sich entsetzt. Im SWR-Interview sagte er: "Es ist nicht mehr auszuhalten, was man dem Kreis Altenkirchen zumutet."
Für ihn stelle sich die Frage, ob der gesetzliche Sicherstellungsauftrag für die medizinische Versorgung in der Region künftig überhaupt noch gegeben sei, sagte Enders. Denn seit einigen Wochen steht auch fest, dass das DRK-Krankenhaus in Altenkirchen zurückgebaut werden soll.
Kritik: KV hat vorher nicht mit Kommunalpolitikern gesprochen
Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, Fred Jüngerich (parteilos), bemängelt, dass die Kassenärztliche Vereinigung vorher nicht mit den Kommunalpolitikern vor Ort gesprochen habe. Er habe vom Aus der Bereitschaftspraxis aus der Zeitung erfahren. "Die medizinische Versorgung in der Region Altenkirchen wird gerade frontal an die Wand gefahren, das ist eine Farce", sagte Jüngerich.
Der Betriebsrat des Krankenhauses Altenkirchen teilte mit, dass die Schließung der Bereitschaftszentrale kurzfristig nicht aufgefangen werden könne. Es gebe ohnehin schon zu wenig Ärzte in der Region um Altenkirchen.
KV: Schließungen sind Reaktion auf Gerichtsurteil
Grund für die Schließungen ist ein Gerichtsurteil des Bundessozialgerichts vom Oktober, wonach nicht niedergelassene Ärzte im notärztlichen Bereitschaftsdienst, sogenannte Poolärzte, sozialversicherungspflichtig sind.
Laut KV sind in Rheinland-Pfalz 427 Ärzte und Ärztinnen davon betroffen, die rund 60 Prozent der Bereitschaftsdienste abdecken. Die KV werde allen Poolärzten kündigen, da das bestehende System in der jetzigen Form nicht weitergeführt werden könne.
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Kassenärztliche Vereinigung Keine Bereitschaftspraxis mehr in Frankenthal ab 2024
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