Zwei Jahre ist es her, dass russische Truppen in der Ukraine einmarschiert sind. Hunderttausende sind vor den Bomben geflohen. Zwei von ihnen haben in Höheischweiler in der Südwestpfalz eine neue Heimat und einen neuen Job gefunden.
Im April 2022 flieht Ilona Kurmaienkova gemeinsam mit ihrer Tochter aus dem Norden der Ukraine nach Deutschland. Immer wieder erleben sie den Einschlag von Bomben. Die Angst lässt ihre achtjährige Tochter bis heute nicht los: "Ihre erste Frage in Deutschland war: Kannst du mir den Keller zeigen? Da sind Fenster, ich brauche ein Zimmer ohne Fenster. Sie hat wegen der Bombardierung unserer Stadt immer noch Angst vor Flugzeugen. Ich bete zu Gott, dass der Krieg bald vorbei ist."
Ilona ist erst zwei Monate in Deutschland, da vermittelt ihr das Jobcenter Pirmasens einen Job bei der Firma RKR Systembau in Höheischweiler. Eine klassische Win-Win-Situation. Die studierte Bauingenieurin und Architektin bekommt einen Arbeitsplatz und die Firma eine dringend benötigte Fachkraft.
Integration von Ukrainern in Höheischweiler
RKR Systembau hat früher vor allem Einfamilienhäuser gebaut. Doch durch die stark gestiegenen Baukosten ist die Nachfrage danach inzwischen deutlich geringer geworden. Deshalb hat sich die Firma mittlerweile auf größere Bauprojekte wie Sozialwohnungen oder Häuser für betreutes Wohnen spezialisiert. Dafür sucht Chef Alexander Riesling permanent neue Fachkräfte. Die Integration von Ukrainerin Ilona war kein Problem: "Bei uns ist es international. Wir sprechen von pfälzisch bis moldawisch über russisch und ukrainisch alles. Von daher ist es für die Ukrainer viel einfacher bei uns."
Ilonas Schicksal hat den Chef und seine Mitarbeiter tief bewegt: "Am Anfang, als Ilona ihre Geschichte erzählt hat, da haben wir mit fast 40 Leuten zugehört und fast alle haben geweint. Das sind Geschichten, die unter die Haut gehen."
Vom Integrationskurs direkt zum neuen Job
Bei einem Integrationskurs lernt Ilona ihre Landsfrau Anastasiia Shnayder kennen. Sie ist im September 2023 aus Odessa nach Deutschland geflohen und auch Architektin. Kurze Zeit später sind die beiden Ukrainierinnen Arbeitskolleginnen bei RKR. Das schwierigste für Anastasiia an ihrem neuen Leben ist "Deutsch lernen und sprechen. Das ist schwierig, besonders, wenn kleine Kinder dabei sind und nicht viel Zeit bleibt, die Sprache zu Hause zu lernen", sagt Anastasiia. Sie lebt mit ihrer sechsjährigen Tochter, ihrem vierjährigen Sohn und ihrem Mann in Deutschland. Ihre Heimat, die Ukraine, und den Strand in Odessa vermisst sie sehr.
Inzwischen sind Ilona und Anastasiia nicht nur Arbeitskolleginnen und planen gemeinsam Projekte für ihre Firma. Auch privat verstehen sie sich gut, treffen sich regelmäßig, und die Kinder spielen zusammen. Beide betonen zwar immer wieder, wie schwer es ihnen fällt, Deutsch zu reden. Doch die Frauen verstehen mittlerweile alles und sprechen auch fast fließend deutsch. Wenn es doch mal hakt, hilft Chef Alexander Riesling. Der stammt nämlich aus Kasachstan und spricht russisch.
Firma in Höheischweiler will beim Wiederaufbau der Ukraine helfen
An dem Tag, als wir Ilona und Anastasiia getroffen haben, kommt Chef Alexander Riesling gerade von einem weiteren Bewerbungsgespräch mit einem Ukrainer. Er will sich weiter für die Menschen und das Land einsetzen. Dazu gehört auch, dass seine Firma mit ukrainischen Firmen zusammenarbeitet. Darunter sind zum Beispiel Schreiner und eine Firma, die für RKR sämtliche Visualisierungen umsetzt.
In Zukunft möchte Alexander Riesling mit seinem Team auch beim Wiederaufbau der Ukraine helfen und beispielsweise nachhaltige Neubauten planen. Wie seine beiden Mitarbeiterinnen Ilona und Anastasiia hofft er, dass der schreckliche Krieg in der Ukraine bald zu Ende ist.
News aus dem Westen der Pfalz ++ Liveblog: Stadtatelier Kaiserslautern zieht in die Mall, Digitalisierung von Verwaltung stockt, Sport in der Westpfalz ++
Was ist los im Großraum Kaiserslautern, Pirmasens, Zweibrücken, Kusel und Donnersberg? In unserem neuen Liveblog erfahren Sie es.