"Demokratie und Wahlen sind ein Privileg!"

Pfarrerin aus Kaiserslautern: Warum Wahlen für die Menschen so wichtig sind

Stand
Autor/in
Alexandra Dietz
SWR-Reporterin Alexandra Dietz kuschelt die Orakel vor ihrem großen Einsatz. Vielleicht bringt's ja was!

"Suchet der Stadt Bestes", mit diesen Zeilen aus der Bibel will Pfarrerin Katharina Westrich aus Kaiserslautern die Menschen zum Wählen aufrufen. Nur so könne jeder etwas bewirken.

Katharina Westrich ist Pfarrerin der evangelischen Christuskirche Kaiserslautern. Sie hat ihr Büro mit liebevollen Details gemütlich eingerichtet. Der Raum strahlt Ruhe aus. Sie und ihr Hund, ein flauschiger Chow Chow, machen es einem leicht, sich hier wohlzufühlen.

Pfarrerin Kahtarina Westrich und ihr Seelenhund. Selbst zu Seelsorge-Terminen ist das Tier an ihrer Seite.
Katharina Westrich hat ihren Hund fast immer an ihrer Seite. Auch bei Seelsorge-Terminen sorgt ihr Seelentier oft für eine gelassenere Stimmung.

Sie lebt und liebt ihren Beruf, das ist sofort zu spüren: "Das ist mein absoluter Traumberuf, ich möchte nichts anderes machen." Auch wenn sich der Beruf wandele, immer zeitintensiver werde und man sich als Pfarrerin neben der Seelsorge auch um Finanzen, Sitzungen und Bauvorhaben kümmern müsse. Die Menschen bei schönen und traurigen Dingen, in Schule und Kitas zu begleiten, sei ein Geschenk.

Pfarrerin zu sein, ist wirklich meine Berufung.

"Demokratische Wahlen sind ein Privileg"

Vor der Kommunalwahl führt Katharina Westrich viele Gespräche über Politik und das Leben in Kaiserslautern. Sie stellt immer wieder fest: Kirche und Politik haben eine viel größere Schnittmenge, als die meisten glauben. "Beides drehe sich um die Menschen", sagt sie. Lebensqualität und ein gutes Miteinander seien kein Zufall, denn jeder Wähler könne für seine eigene Kommune mitbestimmen, indem er ein Kreuzchen mache.

"Wählen zu gehen ist nicht nur ein Recht, sondern ein Privileg." Die 38-Jährige fühlt sich dementsprechend ihrer Kommune gegenüber verpflichtet, ein Kreuzchen bei der Kommunalwahl oder auch der Europawahl zu setzen. Urlaub oder Arbeit seien beides keine Ausreden, die Pfarrerin hat selbst schon oft frühzeitig Briefwahl beantragen müssen. Die Chance, aktiv die Politik mitzugestalten, sei ein Geschenk, das man nicht verstreichen lassen dürfe. Passend dazu zitiert sie einen Bibelvers.

"Suchet der Stadt Bestes, ... denn wenn’s ihr wohl geht, so geht’s euch auch wohl." 

"Politikverdrossenheit in Kaiserslautern macht mir Sorge"

Dass die Menschen in Kaiserslautern immer weniger wählen gehen, bereitet der evangelischen Pfarrerin große Sorge. Denn gerade bei Kommunalwahlen habe jeder die Chance, Politik aktiv mitzugestalten. Vor fünf Jahren haben knapp mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten in Kaiserslautern ihr Kreuzchen bei der Kommunalwahl gesetzt. 51% Wahlbeteiligung, das sei einfach nur traurig, findet die Pfarrerin.

In diesem Jahr hofft sie darauf, dass wieder deutlich mehr Kaiserslauterer ihr Wahlrecht auch nutzen. Zwar höre sie in ihren Seelsorgegesprächen immer häufiger von Menschen mit Politikverdrossenheit, die sagen: "Ach meine Stimme kann doch eh nicht die Welt verändern." Katharina Westrich glaubt aber schon, dass jede einzelne Stimme zählt.

"Kaiserslautern ist schön, es ist aber auch Luft nach oben"

Auch wenn Kaiserslautern ihren Ruf als arme Stadt weg hat, fühlt sich Katharina Westrich in der Westpfalz sehr wohl. Sie schätzt das große – oft auch kostenlose - kulturelle Angebot, von Swinging Lautern, Wein im Park bis hin zum Kulturmarkt in der Fruchthalle.

Außerdem biete Kaiserslautern mit dem Pfälzerwald viele stille Orte zum Abschalten. Wenn sie mal Abstand vom Trubel der Stadt braucht, geht sie am liebsten mit ihrem Hund in den Wald. Auch der 1. FC Kaiserslautern sorge für einen großen Zusammenhalt, man kenne sich, sei füreinander da, gerade in den einzelnen Stadtteilen.

"Kaiserslautern hat die Annehmlichkeiten vom Dorf, aber es ist eben auch eine Großstadt."

Luft nach oben sieht die Pfarrerin vor allem bei Angeboten und Plätzen für Jugendliche. Auch bezahlbarer Wohnraum ist ein großes Thema, mit dem sie sich in ihren Gesprächen immer wieder konfrontiert sieht. "Ich komme in viele Haushalte, wo man sieht, die Eltern schlafen im Wohnzimmer, zwei bis drei Kids teilen sich ein Zimmer. Viele erzählen mir, dass sie sich einfach keine größeren Wohnungen leisten können und sie schon lange auf Listen der Bau-AG stehen.

Sie persönlich stört der Müll überall in der Stadt, Graffiti und Schmierereien, das trage zum Stadtbild und einem Lebensgefühl bei, das nicht so schön ist. "Aber ich lebe trotzdem sehr gerne in dieser Stadt", fügt sie lächelnd hinzu.

Wunsch: mehr Miteinander in Kaiserslautern

Katharina Westrich wünscht sich als Pfarrerin mehr Miteinander, vor allem von den verschiedenen Parteien, die im Stadtrat sitzen. "Wir wollen doch eigentlich alle das Gleiche", betont sie und fügt hinzu: "Wir wollen in einem schönen Kaiserslautern leben, was lebenswert ist, was für Kinder, Jugendliche, aber auch für die älteren Menschen ein Ort ist, in dem man sich wohl fühlt, wo man sich geborgen und zu Hause fühlt."

Wer etwas verbessern möchte, könne direkt damit anfangen: "Es fängt im Kleinen an, dann geht’s in den Stadtteil, in die ganze Stadt und dann kann es hinaus zu den Mitmenschen strahlen. Ich glaub da fest dran, dass wir alle dazu beitragen können, dass es ein bisschen besser wird in unserem Umfeld."

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