Wie Moses mit einer Hand das Meer zu teilen, ist zwar auch heute noch nicht möglich, aber künstliche Intelligenz könnte bald dabei helfen, schneller Rettungsgassen zu bilden.
Absolutes Horror-Szenario: Es passiert ein schwerer Unfall, Menschen werden schwer verletzt, doch es kommt kein Notarzt oder Rettungsdienst. Damit der nämlich rechtzeitig an der Unfallstelle ist, braucht es unbedingt eine funktionierende Rettungsgasse. Auch für Feuerwehren ist es oft schwer, an die Unfallstelle zu gelangen. Auch wenn es auf Autobahnen zunehmend besser klappt mit der Rettungsgasse, müssen immer wieder Menschen sterben, weil einige Auto- und LKW-Fahrer nicht an die oft lebensnotwendige Gasse denken.
Herausforderung: Rettungsgasse in vollen Innenstädten
Viel Verkehr in Innenstädten wie Kaiserslautern sind für Rettungskräfte auch oft ein Grauen. Oft bemerken die Verkehrsteilnehmer erst spät, dass sie eine Rettungsgasse bilden müssen. Manche würden außerdem nicht genug Platz für den Rettungswagen oder gar die deutlich größeren Feuerwehrautos machen, das hat die Projektgruppe AORTA in ihren Recherchen erfahren.
Projekt AORTA soll Rettungsgassen-Problem lösen
Experten der RPTU Kaiserslautern vom Lehrstuhl für Mechatronik (Maschinenbau und Fahrzeugtechnik) haben gemeinsam mit der Stadt Kaiserslautern das Ziel, Einsatzfahrzeuge in Innenstädten schneller und vor allem auch sicherer zum Ziel zu bringen. Eine Kombination aus intelligenter Routenoptimierung, speziellen Ampelschaltungen und koordinierter Bildung der Rettungsgasse soll das möglich machen. Dafür müssen nach Angaben der Stadt die Kreuzungen mit umfangreicher Technik ausgestattet werden. Unter anderem sollen Sensoren die Verkehrsdichte erkennen, Kameras interagieren durch einen Server mit einem Computer. Eine Art KI-Algorithmus soll entlang der Einsatzstrecke dann möglichst effektiv eine Route für die Rettungsfahrzeuge finden. Dafür gibt die KI automatisch die beste Route raus und umfährt beispielsweise ein hohes Verkehrsaufkommen oder Staus.
Von selbst fahrenden Autos und KI unterstützten Rettungswagen
Die Zukunft der automatisierten Rettungsgasse klingt für den Normalbürger von heute noch ziemlich verrückt. Langfristig sollen autonom fahrende Autos über die neue Technik wie von Zauberhand eine Rettungsgasse bilden können. Ob der Fahrer will oder nicht. In den heutigen Autos mit beispielsweise Apple CarPlay oder GooglePlay können schon jetzt Anweisungen im Head-Up-Display oder im Bildschirm erscheinen, wie eine Fahranweisung des Navigationsgeräts. Wer einen Oldie fährt, kann sich aber trotzdem über eine App auf dem Mobiltelefon Anweisungen schicken lassen, so der Projektleiter der Stadt.
Gehen wir vom Szenario selbst fahrendes Auto aus, kann das AORTA System Autos dazu bringen, einem Rettungswagen oder der Feuerwehr rechtzeitig Platz zu machen. Aktuell hat das Projektteam einen Notarztwagen vom ASB als Testfahrzeug im Einsatz. Außerdem wird mit einer bereits auf der Straße zugelassenen autonom fahrenden Limousine das Szenario Notfalleinsatz getestet. Hier ist auch der Fachbereich Mechatronik von der RPTU Kaiserslautern mit im Boot. Ziel sei es, dass das Auto komplett autonom fährt, so der Projektleiter. Das Einsatzfahrzeug kann dann an Ampeln "Grün" anfordern, die Software sucht Fahrempfehlungen raus. So sollen die Helfer nochmals deutlich schneller zum Unfallort kommen.
Quiz: Wie geht Rettungsgasse richtig?
Hand auf's Herz, wissen Sie, wie Rettungsgasse eigentlich richtig geht. Auf der Autobahn hat man als Autofahrer jedenfalls häufig das Gefühl, es weiß eben nicht jeder so richtig. Linke Spur nach links, alle anderen Spuren nach rechts. Die Kollegen von SWR1 haben das auch nochmal visuell umgesetzt, damit man es auch nie wieder vergisst.
6 Millionen Euro für eine sicherere Zukunft auf den Straßen
Mehr als sechs Millionen Euro kostet das Projekt, bei dem neben der Stadt Kaiserslautern, Experten von Smart City Kaiserslautern und zahlreiche Lehrkräfte und Studierende der RPTU Kaiserslautern teilnehmen. Ein Großteil der Kosten werden nach Angaben der Stadt Kaiserlautern durch Fördergelder finanziert.
Rechte-Hand-Regel Rettungsgasse bilden: Das solltet ihr wissen
Bei Blaulicht und Martinshorn müsst ihr Feuerwehr, Polizei oder dem Rettungsdienst Platz machen. Dabei gibt es ein paar Dinge zu beachten.
Immer noch nicht kapiert? So funktioniert die Rettungsgasse
In 80 Prozent aller Fälle funktionieren Rettungsgassen nicht. Das hat eine Umfrage der DRK herausgefunden. Dabei kann die Rettungsgasse für Unfallopfer lebenswichtig sein. Hier ist der Rettungsgassensong und alle wichtigen Infos für Stausteher.
Erste Teststadt in Baden-Württemberg Verkehrsfluss verbessern: KI steuert Ampeln in Ellwangen
In Ellwangen steuert künftig Künstliche Intelligenz die Ampelanlagen. Damit ist die 25.000-Einwohner-Stadt Vorreiter in Baden-Württemberg. Der Verkehr soll dadurch besser fließen.