Sie klettern, wenn nötig, auf Baukränen herum oder quetschen sie durch enge Schächte in 20 Metern Tiefe, um Menschen zu retten: Höhenretter. Sie sind überall im Einsatz, wo andere Retter an ihre Grenzen kommen. In Pirmasens üben sie.
Die Höhenretter aus Pirmasens sind eine Spezialeinheit der Feuerwehr. In der Regel trainieren sie zweimal im Monat. Um auf jede Situation vorbereitet zu sein, sind die Übungseinheiten vielfältig. Zum Aufgabenspektrum gehören beispielsweise Rettungen im Industriebereich, auf Wanderwegen und an Hochhäusern.
In Pirmasens werden Rettungen simuliert
Diesmal findet das Training der Pirmasenser Höhenretter an einem Felsen mitten im Pfälzerwald statt. Dabei gibt einer der Einsatzkräfte vor, dass er verletzt ist und Hilfe braucht. Eigentlich ist er selbst Höhenretter - jetzt lässt er sich aber zu Übungszwecken retten. Er gibt vor, beim Klettern im Wald fünf Meter in die Tiefe gestürzt zu sein. Nun ist er verletzt und hilflos und muss gerettet werden. Diesmal ist das Ganze nur eine Übung. Für den Ernstfall ist es aber wichtig, dass die Trainingseinheiten so authentisch wie möglich gestaltet werden. Höhenretter Simon Tigges sagt, dass die Teamarbeit unter Zeitdruck eine enorme Bedeutung habe.
Bis die Helfer mit einer Rettung beginnen können, muss erst das Einsatzgebiet besichtigt und die Ausrüstung angelegt werden. Und das braucht Zeit, denn die Ausstattung der Höhenretter ist komplex. Ein Sicherheitsgurt umfasst den gesamten Oberkörper. Daran hängen Seile unterschiedlicher Länge. Am Körper hängen Werkzeuge aller Art. Nach knapp zehn Minuten ist das Team endlich einsatzbereit. Die Zeit müsse man sich aber nehmen - der eigenen Sicherheit zuliebe - sagt Tigges.
"Bei der Ausrüstung gilt: haben ist besser als brauchen", erzählt Höhenretter Manuel Mattheis. Ausreichend Material sei wichtig, "denn man weiß nie was während eines Einsatzes auf einen zukommt".
Einsätze der Pirmasenser Höhenretter erfordern hohe Aufmerksamkeit
Ein notwendiger Bestandteil der Höhenretter-Ausrüstung ist der Klettergurt. An dem hängen mehrere Karabinerhaken, ohne die kaum ein Einsatz möglich ist. Ebenfalls unverzichtbar sind bei Kletterunfällen auch technische Geräte, wie zum Beispiel ein Dreibein. Das ist ein dreibeiniges Rettungssystem, das der Sicherung des Kletterers dient.
Dieser ist am Dreibein eingehakt und wird stückweise abgeseilt. Alles läuft sehr vorsichtig ab. Das ganze Team wirkt hochkonzentriert, denn Fehler darf man sich keine erlauben. Die Aufgabenteilung ist klar: einer klettert, einer sichert und einer bewacht das Dreibein. Obwohl die Trainingseinheit routiniert abläuft, sind die Höhenretter auf Pannen vorbereitet. "Passieren kann immer etwas", so einer der Einsatzkräfte.
Auch beim Training kommt es zu einer Panne, die aber schnell wieder unter Kontrolle gebracht wird. Während der Kletterer sich Stück für Stück abseilt, verliert das Dreibein plötzlich seinen Halt und gerät ins Schwanken. Die Einsatzkräfte reagieren sofort. Fast zeitgleich wird der Kletterer zusätzlich gesichert und das Dreibein wieder fixiert. Möglich ist das nur, weil das Team durchgehend fokussiert ist. Doch nicht immer lässt sich Schlimmeres verhindern.
Unfall im Pfälzerwald mit tragischem Ende
Im vergangenen Jahr wurden die Höhenretter zu einem Einsatz im Pfälzerwald gerufen, bei dem ein Mann aus sieben Meter Höhe gestürzt war. Er starb später an seinen schweren Verletzungen. Ein Vorfall, der Höhenretter Simon Tigges, nach wie vor beschäftigt. „Trotz vieler Übungsstunden lassen sich solche tragischen Ereignisse leider nicht immer verhindern“, sagt Tigges. Aber das zehnköpfige Höhenretter-Team trainiert hart, um selbst bei den schwierigsten Bedingungen vorbereitet zu sein.