Vor Silvester

Was macht Alkohol im Körper? - Arzt aus Kaiserslautern gibt Antworten

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Zu Silvester gehört bei Vielen Alkohol. Aber was passiert eigentlich während und nach einer durchzechten Nacht im Körper? Ein Arzt aus Kaiserslautern klärt auf.

Martin Morgenthaler ist der Leitende Oberarzt der Klinik für Neurologie am Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern. Er sagt, dass Alkohol schon sechs Minuten nach der Aufnahme das Gehirn erreicht. In den allermeisten Regionen des Gehirns wirkt der Alkohol dämpfend. Es kommt zu einem Anstieg von Chlorid-Ionen, was sich verlangsamend auf Zellprozesse auswirke, "vor allem auf die Reizübertragung, also die Kommunikation zwischen Zellen."

Die Folge davon: "Die Reaktion nimmt ab, mir wird schwindelig, das Sehvermögen lässt nach, ich kann Situationen nicht mehr richtig einschätzen", sagt Morgenthaler. Alkohol verlangsamt auch die Energieversorgung der Zellen. Besonders, wenn er zusammen mit Nikotin konsumiert wird.

Alkohol und Gesundheit Kulturgut Alkohol – oder doch hauptsächlich Risikofaktor für Krebs?

Alkohol gilt als Teil unseres Kulturguts. Es ist jedoch auch ein Zellgift. In Deutschland gehen jährlich über 20.000 Krebsneuerkrankungen und mehr als 8.000 Krebstodesfälle auf das Konto des Alkohols.

Wie entsteht ein Filmriss?

Das Extrem einer solchen Reizdämpfung ist der so genannte Filmriss. Dann funktioniert die Übertragung vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis nicht mehr. "Medizinisch gesehen ist der Filmriss also eine Amnese für Dinge, die ich gerade erlebe", erklärt der Mediziner aus Kaiserslautern.

Es gebe zwei Arten von Filmrissen. Beim fragmentarischen Filmriss kann man sich noch an bestimmte Dinge erinnern. Beim kompletten Filmriss sei dann der eine Abend oder eine Nacht komplett weg.

Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt, je schneller und je mehr Alkohol ich konsumiere.

Gerade wenn verschiedene Getränke durcheinander getrunken werden oder gemeinsam mit Drogen kombiniert werden, steigt die Gefahr eines Filmrisses.

Warum kann Alkohol zu einer Abhängigkeit führen?

In einigen Hirnregionen wirkt Alkohol aber auch aktivierend. Es werden verschiedene Botenstoffe wie Endorphine ausgeschüttet. "Deshalb haben wir dann diese euphorisierende Wirkung, sind ein bisschen enthemmter." So kann ein Rauschzustand entstehen, den man immer mal wieder haben will. Das kann zu einer Abhängigkeit führen.

Warum brummt der Schädel nach einer durchzechten Nacht?

Dazu nennt Martin Morgenthaler vom Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern mehrere Gründe. Beim Abbau von Alkohol entsteht Acetaldehyd. Dieser Stoff wirkt sich auf den Stoffwechsel im Gehirn aus und führt zu Kopfweh. Außerdem enthalten alle Alkoholgetränke Menthanol. Auch dessen Abbau verursacht ein Katergefühl. Ein weiterer Grund ist, dass Alkohol den Körper entwässert. Dadurch verliert man Mineralstoffe. Tipp des Mediziners: Zu dem Glas Alkohol ein Glas Wasser folgen lassen.

Warum führt zu viel Alkohol zu schlechtem Schlaf?

Zu viel Alkohol ist zunächst schlaffördernd. In der Nacht wandele sich die Wirkung aber. Beim Abbau von Alkohol entstehen Giftstoffe, die einen immer wieder aufwachen lassen. "Viele haben auch Durstempfinden, werden wach und haben so einen ganz fraktionierten Schlaf", erläutert der Arzt aus Kaiserslautern. Alkohol beeinflusst auch unseren Tiefschlaf. Man träumt eher negativ und fühle sich am kommenden Tag gerädert.

Fazit des Arztes aus Kaiserslautern zum Thema Alkohol

Das Wechselspiel aus dämpfender aber auch aktivierender Wirkung bringt im Gehirn so einiges durcheinander. "Das ist im Prinzip so, wie gleichzeitig Gas und Bremse zu treten", sagt Morgenthaler. "Da kommt die ganze Balance, die da herrschen muss, komplett durcheinander."

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