Nach 20 Jahren wird Chefarzt Stefan Hinze das Westpfalz-Klinikum in Rockenhausen verlassen. Er eröffnet im Ärztehaus in Winnweiler eine Praxis. Eine Entwicklung hat ihn zu diesem Schritt bewogen.
"Ich war noch nie bei einem Arbeitgeber so lange beschäftigt. Ich habe mich im Westpfalz-Klinikum immer wohlgefühlt. Es gab nie Stress mit dem Arbeitgeber, ganz im Gegenteil. Es war immer eine konstruktive Zusammenarbeit." Das betont Stefan Hinze, der Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin im Krankenhaus in Rockenhausen. Trotzdem hat er sich entschieden, das Klinikum zu verlassen.
Der Grund: Die Entwicklung hin zu immer mehr ambulanten Behandlungen mache auch vor der Inneren Medizin nicht halt, wie er sagt. "Der ambulante Druck ist immens geworden", beschreibt es Hinze. Das hat er selbst im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) des Westpfalz-Klinikums in Kaiserslautern zu spüren gekommen, wo er zusätzlich zu seiner Arbeit als Chefarzt tätig ist.
Vorbereitungen auf Praxis am Donnersberg laufen
Und im MVZ seien es immer mehr Patienten geworden. "Ich konnte den ganzen Nachfragen nicht mehr nachkommen. Ich musste mich entscheiden, was ich mache. Beides ging einfach zeitlich nicht mehr", sagt der 60-Jährige. Er habe sich dann für einen neuen Schritt entschieden. Dass im neuen Ärztehaus in Winnweiler noch Räume frei seien, habe zudem gepasst.
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Am 2. Januar will Hinze mit seiner gastroenterologischen Praxis starten und dort Menschen behandeln, die Probleme mit Magen oder Darm haben. Auch Endoskopien könnten in seiner Praxis vorgenommen werden. "Die Vorbereitungen laufen schon auf Hochtouren", erzählt der Arzt. Auch was die Zusammenstellung seines Praxisteams betrifft, sehe es bereits gut aus.
Auch Krankenhausreform spielt bei Überlegungen eine Rolle
"Ich denke, dass ich im ambulanten Bereich der Bevölkerung mehr bieten kann", erzählt Hinze im Gespräch mit dem SWR. "Man weiß nicht, wie die Krankenhausreform ausfallen wird, welche Leistungen überhaupt noch im Krankenhaus erbracht werden können", so der Arzt. Gerade im Bereich der Endoskopie - also der Untersuchung des Innern des Körpers - werde in Zukunft manches nur noch ambulant gemacht.
Nach 20 Jahren wird Stefan Hinze also das Westpfalz-Klinikum verlassen. Mit dem Umzug der Abteilungen für Innere Medizin und Geriatrie von Rockenhausen nach Kirchheimbolanden habe diese Entscheidung nichts zu tun, betont er. Hinze hatte für diesen Schritt geworben. Voraussichtlich im Jahr 2027 wird das Westpfalz-Klinikum dann seinen Standort in Rockenhausen schließen. "Bis dahin haben wir in Rockenhausen ein voll funktionierendes Krankenhaus", hatte Westpfalz-Klinikum-Geschäftsführer Thorsten Hemmer zuletzt immer wieder betont.
Nur ein Bäcker fehlt noch im Ärztehaus in Winnweiler
Im Ärztehaus in Winnweiler, das Ende August offiziell eingeweiht wird, sind dann ab Anfang des kommenden Jahres alle Praxisräume belegt. "Wir haben noch eine Fläche frei, da suchen wir eine Bäckerei", sagt Ärztehaus-Geschäftsführer Timo Demmerle. Gespräche hierzu seien am Laufen.
Im Ärztehaus haben unter anderem auch Hausärzte, ein Kinderarzt, Physiotherapeut, Logopäde, Chiropraktiker oder Psychotherapeut Praxisräume. Außerdem befinden sich dort eine Apotheke und ein Sozialdienstleister soll Anfang des kommenden Monats einziehen. Für den Geschäftsführer ein Erfolgsmodell: "Wir haben ein sehr breites Angebot im Ärztehaus."
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