An rheinland-pfälzischen Schulen arbeiten laut einer Umfrage immer mehr Lehrkräfte, die keine pädagogische Ausbildung haben - so genannte Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger.
Laut einer aktuellen Befragung der Schulleitungen in Rheinland-Pfalz beschäftigen mittlerweile 58 Prozent der Schulen im Land Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger. 2019 lag dieser Wert noch bei 33 Prozent. "Das ist eine dramatische Entwicklung", kritisiert Lars Lamowski, der Landesvorsitzende des VBE Rheinland-Pfalz. Der Verband Bildung und Erziehung hatte die Forsa-Umfrage in Auftrag gegeben.
VBE: Seiteneinsteiger in RLP müssen besser qualifiziert werden
Der VBE fordert, die vielen Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger an den Schulen in Rheinland-Pfalz besser zu qualifizieren. Diese sollten mindestens eine sechsmonatige Vorqualifizierung durchlaufen, um grundlegende pädagogische und didaktische Grundkenntnisse erwerben zu können. Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger, die schon im Dienst seien, müssten bis zur vollständigen Lehrbefähigung weiterqualifiziert werden. Und Lehrkräfte, die Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger bei der Einarbeitung begleiten, müssten für diese zusätzliche Aufgabe zeitlich entlastet werden.
Aktuelle Zahlen des Bildungsministeriums Grundschulen in RLP: Immer häufiger ungelernte Vertretungslehrkräfte
In Rheinland-Pfalz arbeiten immer häufiger Vertretungslehrkräfte, die nicht ausgebildet sind. Die Zahl steigt nach Angaben des Bildungsministeriums insbesondere an Grundschulen.
An vielen Schulen in RLP blieben Stellen unbesetzt
Die Befragung der Schulleitungen hat der Umfrage zufolge zudem ergeben, dass viele Schulen in Rheinland-Pfalz zum Schuljahresbeginn nicht alle Stellen besetzen konnten. Das Ergebnis: Im Schnitt gab es 1,1 offene Stellen an jeder Schule im Land. An 14 Prozent der Schulen waren es drei oder mehr Stellen. Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) hat wiederholt erklärt, alle Planstellen an den rheinland-pfälzischen Schulen seien besetzt. Der Bedarf der Schulen wird nach Angaben von Bildungsverbänden im Land aber häufig nicht durch die Planstellen abgedeckt.
Bundesweit startete laut der Umfrage mehr als jede zweite Schule in Deutschland im vergangenen Sommer mit Personallücken in das neue Schuljahr. Demnach gaben 57 Prozent der Schulen an, dass mindestens eine der offenen Lehrerstellen nicht besetzt gewesen sei. Hochgerechnet auf alle allgemeinbildenden Schulen wären das mehr als 50.000 offene Stellen.
85 Prozent der Schulen rechnen mit Lehrkräftemangel in der Zukunft
Nach Ansicht des VBE bleibt der Lehrkräftemangel "ein zentrales Problem" an den rheinland-pfälzischen Schulen "und er wird uns noch lange begleiten". Auch die meisten Schulleitungen in RLP gehen laut der Umfrage davon aus, dass ihre Schulen in Zukunft stark oder sehr stark vom Lehrkräftemangel betroffen sein werden. Diese Befürchtung äußerten 85 Prozent der befragten Schulleiterinnen und Schulleiter.
Der VBE verlangt von der Politik, hier gegenzusteuern. Etwa mit einer bundesweiten Fachkräfteoffensive, die von Bund, Ländern und Kommunen umgesetzt und finanziert wird. Zudem müsse die Lehramtsausbildung verbessert, der Lehrberuf attraktiver gemacht werden und die Bezahlung unabhängig von Schulform und -stufe erfolgen.
CDU-Antrag scheitert im Landtag Bezüge für Grundschullehrkräfte in RLP bleiben vorerst unverändert
Grundschullehrkräfte in Rheinland-Pfalz sollen bei der Besoldung vorerst nicht höher eingestuft werden. Einen entsprechenden Antrag der CDU-Fraktion lehnte der Landtag mit großer Mehrheit ab.
"Die Befunde der Forsa-Umfrage zeigen, dass seitens der Politik dringend nachgesteuert werden muss, damit sich mehr Menschen für den schönen Beruf der Lehrkraft entscheiden. Nur so bekommen die Schülerinnen und Schüler die Bildung, die sie verdienen", so Lamowski.