Lehrermangel

Lehrkräfte an Grundschulen verdienen in Hessen künftig mehr als in RLP

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Dass Lehrkräfte an Grundschulen weniger verdienen als ihre Kolleginnen und Kollegen an weiterführenden Schulen, sorgt schon länger für Frust. Hessen hat jetzt angekündigt, in Zukunft A13 zu bezahlen. Das könnte den Lehrermangel hierzulande noch verstärken.

Lehrerin Nina Weisbrod arbeitet an der Grundschule in Mackenbach in der Nähe von Kaiserslautern. Berufseinsteiger wie sie bekommen in Rheinland-Pfalz am Anfang ihrer Laufbahn ein Grundgehalt von rund 3.800 Euro brutto. In Hessen sind es ab Sommer fast 400 Euro mehr.

"Das ist eine ganz schön große Stange Geld", findet Weisbrod. "Ich bin erst seit eineinhalb Jahren fertig ausgebildete Lehrerin, hatte also auch vor eineinhalb Jahren die Entscheidung, wo bewerbe ich mich. Und mit dem Wissen, würde ich meine Entscheidung heute anders treffen und mich auch in Hessen bewerben."

Schulleiterin befürchtet verstärkten Lehrermangel durch Versetzungen

Auch im Lehrerzimmer in Mackenbach ist die Gehaltsaufstockung für Grundschullehrkräfte in Hessen Thema. Schulleiterin Svenja Mühlenbrock sagt, schon jetzt sei es schwierig, alle Lehrerstellen zu besetzen. Eine Entwicklung, die sich noch verschärfen könnte.

"Ich denke gerade an junge, unabhängige Kollegen, die nicht familiär gebunden sind, denen die Welt sozusagen offen steht, die sich das Bundesland aussuchen können, die flexibel sind", so Mühlenbrock. "Und was mir auch Sorge macht, ist gerade das Grenzgebiet, weil da können erfahrene Kollegen überlegen: Lasse ich mich versetzen?"

Bildungsministerium erwartet keine Abwanderungen

Eine Sorge, die man im Bildungsministerium nicht teilt. Rheinland-Pfalz sei bei der Bezahlung ein konkurrenzfähiger Arbeitgeber. Außerdem versuche man, Lehrer durch Verbeamtungen zu binden. Die Aufstockung in Richtung A13 hatte die Landesregierung im Dezember im Landtag abgelehnt.

In einer Stellungnahme des Ministeriums heißt es: "Aus all diesen Gründen erwarten wir nicht, dass Lehrkräfte verstärkt in andere Länder abwandern - was übrigens auch in der Vergangenheit bisher nicht der Fall war. Eine nochmalige Veränderung der Besoldung ist vor diesem Hintergrund momentan nicht geplant."

Lehrerverband: Mangelnde Wertschätzung in RLP

Das sei ein Schlag ins Gesicht von Lehrkräften an Grundschulen, sagt der Chef des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Lars Lamowski. Er ist selbst Lehrer.

"Es geht natürlich ums Geld, es geht aber auch um Wertschätzung durch dieses Land Rheinland-Pfalz gegenüber den Grundschullehrkräften." Diese Wertschätzung sei hier weniger gegeben als etwa in anderen Bundesländern.

Auch CDU fordert Anhebung der Besoldung

Rückendeckung bekommt die Gewerkschaft von der CDU-Landtagsfraktion: "Grundschullehrkräfte haben mitunter die höchste Unterrichtsverpflichtung, allerdings die geringste Bezahlung im Vergleich zu anderen Lehrkräften", sagte die CDU-Bildungsexpertin Jenny Groß. "Das muss sich ändern."

Groß schlug vor, die Besoldung bis zum Jahr 2026 schrittweise auf A13 anzuheben. "Rheinland-Pfalz ist eines der letzten Bundesländer, in denen noch A12 gilt", so die Christdemokratin. Ändere sich das nicht, könnten rheinland-pfälzische Grundschullehrerinnen und -lehrer bald ausschließlich in Hessen oder NRW unterrichten.

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SWR