Die Gewalttaten gegen queere Menschen in Rheinland-Pfalz nehmen zu. Im vergangenen Jahr gab es insgesamt 51 angezeigte Taten, 2019 waren es noch zwölf Straftaten.
Beim Christopher-Street-Day sind queere Menschen und Unterstützende bunt und zahlreich auf den deutschen Straßen zu sehen. Aber Vereine und Initiativen, die sich für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transidente sowie intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen im Land stark machen, befürchten eine weiter wachsende Polarisierung, die sich in Hassrede und Straftaten gegenüber queeren Menschen äußert.
In Rheinland-Pfalz steigen die Zahlen an Straftaten gegenüber Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transidenten sowie intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität in den letzten Jahren kontinuierlich an. Mit wachsender Aufmerksamkeit für Queere steigt auch der Hass, dem sie ausgesetzt sind.
Großteil der Straftaten werden nicht angezeigt
Aber nur etwa zehn Prozent der Menschen, die Opfer von queerfeindlicher Kriminalität werden, zeigen diese auch an. Die Dunkelziffer liege bei 90 Prozent. Das Anzeigeverhalten verbessere sich allerdings, so Diana Gläßer, Ansprechperson für queere Menschen bei der rheinland-pfälzischen Polizei. Bundesweit seien im vergangenen Jahr über 2.300 queerfeindliche Straftaten erfasst worden.
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Bei der Caritas in Mainz können Geflüchtete, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität aus ihrem Heimatland geflohen sind, Hilfe bekommen.
Hass und Desinformationen im Netz
Ein großes Problem für die Stimmung in der Gesellschaft sei der Einfluss von Personen im Netz mit einer großen Zahl von Followern, betont Diana Gläßer.
Gerade bei jungen Menschen in der Findungsphase hätten diese Botschaften, bei denen es oft um Anfeindungen, Beleidigungen und Hass gehe, einen viel größeren Effekt als Argumente, ergänzt Joachim Schulte vom Verein QueerNet Rheinland-Pfalz.
Mehr Täter oder mehr Anzeigen?
Die Ursache für den Anstieg zu benennen, ist schwierig. Auf Anfrage der Freien Wähler erklärte RLP-Innenminister Michael Ebling (SPD), dass die Zahlen entweder aufgrund gestiegenen Bewusstseins für homo-, bi-, trans- und interphobe Tatmotivationen gestiegen sein könnten oder aber aufgrund verbesserten Zugangs für Opfer zur Polizei.
Forderung nach mehr Anlaufstellen und Zuständigen
Die Arbeit von Diana Gläßer habe bereits Früchte getragen, so sei das Netzwerk bis in die ländlichen Regionen von Rheinland-Pfalz gewachsen und das Misstrauen gegenüber Polizei und Justiz verringert worden, wie QueerNet-Sprecher Schulte sagt.
Der Verein fordert aber weitere Maßnahmen, um Queeren besseren Schutz und mehr Sichtbarkeit zu gewähren. In jeder Polizeidienststelle solle ein Ausdruck des ersten Grundgesetzartikels vor einem Hintergrund, der das vielfältige Deutschland zeigt, hängen. Außerdem solle es in jedem Polizeipräsididum eine offizielle Ansprechperson für Queere geben.
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In Rheinland-Pfalz weht vor den Gebäuden der Polizei die Regenbogenflagge. Zum Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie will das Land so ein Zeichen setzen.
Sexuelle Identität in Artikel 3 des Grundgesetzes aufnehmen?
Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), hatte zuletzt gefordert, die sexuelle Identität in Artikel 3 des Grundgesetzes aufzunehmen. Bisher steht dort, dass niemand "wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden" darf.
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Die "Bar jeder Sicht" ist seit zwanzig Jahren der Anlaufpunkt für die queere Community in Mainz. Sie ist nicht nur eine Bar, sondern zeitgleich auch eine Beratungsstelle.