Auslaufmodell Friedhof? Der Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz erwartet, dass das geplante neue Bestattungsgesetz zu einer deutlich geringeren Auslastung der Friedhöfe im Land führen wird.
Die rheinland-pfälzische Landesregierung hatte Anfang Dezember angekündigt, dass sie das Bestattungsrecht modernisieren will. So soll unter anderem der Friedhofszwang aufgehoben und die Möglichkeit geschaffen werden, die Asche von Verstorbenen außerhalb von Friedhöfen zu verstreuen, beispielsweise auch in Flüssen wie Rhein oder Mosel.
Gemeinde- und Städtebund: "Kein flächendeckendes Friedhofssterben"
Für die Friedhöfe im Land könnten die neuen Regeln für Bestattungen vermutlich Konsequenzen haben, so der Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz. "Wir rechnen nicht mit einem flächendeckendem Friedhofssterben", erklärte der Geschäftsführer des Gemeinde- und Städtebundes, Moritz Petry auf Anfrage des SWR. Einzelne Schließungen könnte es aber geben oder Friedhöfe verkleinert werden.
Schon jetzt sei die Auslastung der Friedhöfe in Rheinland-Pfalz stark rückläufig. Inzwischen seien Urnengräber nach Feuerbestattungen oftmals die Regel, statt großer Erdgrabstätten. Auch Friedwälder hätten Hochkonjunktur.
Petry geht davon aus, dass Flussbestattungen oder die Möglichkeit, eine Urne daheim aufzubewahren, die Lage der Friedhöfe weiter verschärfen wird. "Das früher vorherrschende Gefühl, dass eine Grabstelle als Ort der Erinnerung an den Verstorbenen benötigt wird, spielt immer weniger eine Rolle", so Petry.
Letzte Ruhe bald auch im Rhein oder daheim Neue Regeln für Bestattungen überraschen Kirchen, Kommunen und Bestatter
Das Land will das Bestattungsrecht liberaler gestalten. Viele finden das gut, bei der Kirche fühlt man sich aber überrumpelt.
Friedhofsgebühren in Rheinland-Pfalz könnten steigen
Die Kommunen sind verpflichtet, Friedhöfe zu betreiben. Auch wenn die Zahl der Erdgrabstätten zunehmend sinke, verursache der Betrieb und der Unterhalt weiterhin hohe Kosten, sagt Petry. Die nun geplante Abkehr vom Friedhofszwang und der damit reduzierten Inanspruchnahme von Friedhofsflächen werden zu einer angepassten Finanzierung führen müssen. Heißt konkret: Geht die Nutzung der Friedhöfe weiter zurück, schließen Städte und Gemeinden höhere Gebühren nicht aus.
Gemeinde- und Städtebund: Friedhöfe mit Parks kombinieren
Aus Sicht des Gemeinde- und Städtebundes sollten Friedhöfe in Rheinland-Pfalz nicht ohne weiteres aufgegeben werden - auch wenn der Bedarf sinkt. Der besondere Wert der Friedhöfe als Orte der Ruhe, der Besinnung und des Kraftschöpfens dürfe nicht übersehen werden, so Petry. Friedhöfe seien auch unter Naturschutzaspekten oftmals besonders wertvoll in Bezug auf die Artenvielfalt.
Laut Petry ist es deshalb denkbar, den Friedhof als Fläche für Grabstätten zu verkleinern und im Übrigen eine Parkstruktur zu schaffen. "Unter Naturschutz- und Klimaschutzaspekten sind viele Friedhöfe eine gute Investition in die Zukunft", sagt Petry. Das sollte man bei allen Finanzproblemen nicht übersehen.