In diesem Winter könnte auf den Weihnachtsmärkten in Rheinland-Pfalz weniger Musik zu hören sein als gewohnt. Einige Veranstalter befürchten, dass sie die GEMA-Gebühren nicht stemmen können.
Lichterschein, Würstchenduft, Glühwein und Holzspielzeug - das gehört zum Weihnachtsmarkt dazu. Und natürlich auch die passende Musik. Doch gerade die könnte jetzt für die Veranstalter unbezahlbar werden. Das hatte zuletzt bereits bei Volksfesten für lange Gesichter gesorgt.
Die GEMA verwaltet die Nutzungs- und Urheberrechte der Werke von Musikern. Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, so ihr vollständiger Name, verlangt inzwischen Gebühren nicht nur für die Flächen direkt vor einer Bühne, wo die Musik auch zu hören ist, sondern für das gesamte Veranstaltungsgelände. Deshalb wird es richtig teuer für die Veranstalter. Jeder Quadratmeter zählt.
Wie viel Musik ist bei Festen noch bezahlbar?
Vor dem Beginn der Weihnachtsmärkte berechnen viele Stadtverwaltungen im Land daher gerade fieberhaft, wie viel oder wenig Musik sie sich leisten können.
Die Organisatoren des Kaiserslauterer Weihnachtsmarkts denken schon darüber nach: Wenn es zu teuer werden sollte, will man das Musikprogramm in den kommenden Jahren reduzieren.
Beim Wendelinus-Markt am Sonntag in Ramstein unterhielt die Band "Oldies Live" die Gäste beim Feiern, Essen und Shoppen. Bisher kostete das den Veranstalter etwa 200 Euro am Tag. Nach der neuen Berechnung der GEMA sind es 1.400 Euro - das siebenfache. Denn die Gebühren werden ja nicht nur fällig, wenn die Musik aus der Konserve kommt, sondern gerade auch bei Live-Auftritten.
Bei großen Festen geht es da schnell in die Zehntausende: Eine Rechnung von 55.000 Euro hatte jüngst die Stadt Bad Dürkheim für ihren Wurstmarkt bekommen.
Gerade moderne Weihnachtsklassiker wie "Last Christmas" kosten; zur gebührenfreien Weihnachtsmusik gehören dagegen alle traditionellen Stücke von "Stille Nacht, heilige Nacht" über "Leise rieselt der Schnee" bis "O Tannenbaum".
Kommunen geschockt über Forderungen der GEMA
Schon nach der vergangenen Weihnachtsmarktsaison kam für viele Kommunen der Schock. Bei den ersten wieder regulären Märkten nach der Corona-Pandemie wurden bereits die höheren Gebühren fällig. Im bayerischen Bayreuth war die GEMA-Rechnung nach Angaben der Stadt um 8.000 Prozent höher als 2019. Sie betrug knapp 40.000 Euro. Zum Vergleich: Beim Christkindlesmarkt 2019 waren es noch 493 Euro. Die GEMA habe ihre neue Tarifstruktur vorher nicht angekündigt, so die Stadt Bayreuth.
Städtetag sucht Gespräch mit der GEMA
Die GEMA verweist darauf, dass es sich nicht um neue Tarife, sondern um eine konsequente Anwendung der zuletzt 2018 festgelegten Tarife handelt. Zudem betont das Unternehmen, dass es bei den Reklamationen nach Weihnachtsmärkten um Einzelfälle gehe.
In extremen Fällen hat sie sich bereit erklärt, nachzuverhandeln. Außerdem laufen Gespräche mit dem Städtetag. Das Ziel seien angemessene Tarife, die eine Fortführung der Weihnachtsmärkte erlaubten und für die Städte Planungs- und Kostensicherheit böten.
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