Es sind keine leichten Zeiten für Fastnachter in Rheinland-Pfalz: Einerseits wollen sie nach der Corona-Pause endlich wieder unbekümmert feiern. Andererseits sind sie mit vielfältigen Problemen konfrontiert.
So etwa der Mainzer Carneval Verein MCV. Er will mit seinen Motivwagen am Rosenmontag für Stimmung auf der Straße sorgen, ist aber selbst aktuell von manchen Sorgen geplagt, sagt Chef-Wagenbauer Dieter Wenger:
"Das fängt an natürlich mit dem Zeitproblem. Wir haben sehr spät erst das Go bekommen. Dann haben wir natürlich wie in allen anderen Branchen auch Personalprobleme. Wir haben Materialprobleme. Wir kriegen zum Beispiel im Moment keine Holzplatten mehr."
MCV fürchtet Kosten und Auflagen für Karnevalswagen
Das größte Kopfzerbrechen bereitet den Fastnachtern aber gerade die Auflage, dass es für jeden Wagen eine eigene Betriebserlaubnis geben muss. Am Samstag war der TÜV schon in der Wagenhalle und hat alles genau inspiziert.
"Man hat sich jetzt so hingehend geeinigt, dass man sagt, man macht eine Übergangslösung. Man stellt für dieses Jahr noch Mängelberichte aus, die aber dann nur bis Ende Februar gelten - also dann, wenn Karneval rum ist. Und dann aber für die nächste Saison erfüllt werden müssen", so Wenger.
Nach Aschermittwoch heißt es für die Wagenbauer also nicht ausruhen, sondern direkt Gedanken übers nächste Jahr machen. Denn manche Fahrzeuge sind schon so alt, dass sie womöglich nicht mehr auf die Straße dürfen. Teurer wird es für den MCV auf jeden Fall. Der Verein rechnet damit, dass sich die TÜV-Kosten vervierfachen.
Keine finanziellen Hilfen, aber Schulungsangebote
Sorgen um die Kosten kennen auch andere Fastnachtsvereine im Land. Hintergrund sind vor allem stark gestiegene behördliche Sicherheitsauflagen. Mit Zuschüssen des Landes können die Vereine allerdings weiterhin nicht rechnen.
Nach einem Krisentreffen mit Verbandsvertretern in Mainz sagte Innenminister Michael Ebling (SPD) am Montag, er wolle sich um eine möglichst einheitliche Auslegung der Sicherheitsmaßnahmen bemühen. Es sei wichtig, dass das Brauchtum in Rheinland-Pfalz lebendig bleibe. Das Land plane zudem Schulungsangebote dazu, wie die Sicherheit bei Großveranstaltungen gewahrt bleibe. Es solle "mit Augenmaß" entschieden werden.
Karnevalsverbände: "Überzogener Bürokratismus"
Vertreter der Verbände zeigten sich enttäuscht von den Ergebnissen. "Ich bin natürlich mit einer anderen Erwartung nach Mainz gereist", sagte der Präsident der Rheinischen Karnevals-Korporationen RKK, Hans Mayer. Er sprach von "überzogenem Bürokratismus".
Karl-Ludwig Fess, Präsident des Bundes Deutscher Karneval, betonte, die Vereine seien nicht gegen die Sicherheitsauflagen. Allerdings bräuchten die ehrenamtlich tätigen Vereinsfunktionäre Entlastung bei der Finanzierung von Sicherheitsmaßnahmen und bei Haftungsfragen. Auf Nachfrage bestätigte er, dass es in anderen Bundesländern aktuell keine vergleichbaren Probleme gebe wie in Rheinland-Pfalz.
Kostspielige Sicherheitskonzepte für Straßenumzüge
Nach Aussage von Fastnachtsvereinen sind die Sicherheitsauflagen für Straßenumzüge inzwischen so umfangreich, dass selbst größere Veranstalter sie nicht mehr umsetzen können. Als Problem benennen die Verantwortlichen unter anderem die Verpflichtung, vor geplanten Großveranstaltungen kostspielige Sicherheitskonzepte erstellen zu lassen, die Notwendigkeit, private Sicherheitsdienste zu engagieren sowie gesteigerte Anforderungen an die eingesetzten Fahrzeuge.
So wurden trotz zweijähriger Coronavirus-Zwangspause auch für 2023 bereits die Fastnachtsumzüge in Frankenthal und Weisenheim am Sand (Landkreis Bad Dürkheim) sowie der gemeinsame Umzug der Städte Ludwigshafen und Mannheim abgesagt. Vor allem in der Pfalz folgten mittlerweile zahlreiche weitere Absagen, da die Verantwortlichen fürchteten, zu viel Publikum aus anderen Städten ohne eigenen Umzug anzuziehen.