Waldinseln inmitten grauer Städte: Tiny Forests liegen im Trend - auch in RLP gibt es welche. Was hat es mit den oft nur Tennisplatz-großen Wäldchen auf sich und was bringen sie?
- Was sind Tiny Forests?
- Enge Bepflanzung, schnelleres Wachstum
- Welche Vorteile haben Tiny Forests?
- Welche Nachteile haben Tiny Forests?
- Wo können Tiny Forests gepflanzt werden?
- Allheilbringer Tiny Forests?
- Wer pflanzt Tiny Forests?
- Wo in RLP gibt es bereits Tiny Forests?
- Darf ich mir einen Mini-Wald in den Garten pflanzen?
Was sind Tiny Forests?
Tiny Forests sind - wie der Name schon sagt - winzige Wälder, manchmal nur etwas größer als 100 Quadratmeter. Die Idee stammt aus Japan und wird vielerorts nach der sogenannten Miyawaki-Methode umgesetzt - benannt nach dem Pflanzenbiologen Akira Miyawaki, der das Konzept der Mini-Wälder in den Siebziger Jahren entwickelt hat. In den Niederlanden und Frankreich liegen Tiny Forests schon seit ein paar Jahren im Trend. In jüngster Vergangenheit werden sie auch in Deutschland beliebter: zur Begrünung von Städten, aber auch im ländlichen Raum, hier als Alternative zu Biodiversitätsprojekten wie Streuobst- oder Wildblumenwiesen.
Enge Bepflanzung, schnelleres Wachstum
In Tiny Forests werden Bäume und Sträucher deutlich enger gepflanzt als in "normalen" Wäldern, in der Regel drei Pflanzen pro Quadratmeter. Was das bringt? Konkurrenz belebt das Geschäft – die Pflanzen spüren den Wettbewerb, pushen sich gegenseitig und wachsen so deutlich schneller. Mit welchen Baum- und Straucharten Mini-Wälder angelegt werden, unterscheidet sich von Standort zu Standort und den jeweiligen Bedingungen. Meist werden verschiedene einheimische Arten – häufig mehr als 20 – gemischt. Monokulturen sind nicht erwünscht.
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Welche Vorteile haben Tiny Forests?
Nur in den ersten Jahren nach dem Anlegen ist vermehrt Pflege nötig, danach können die Mini-Wälder sich nahezu selbst überlassen werden. Im Vergleich zur Pflege von Parkanlagen spart das Aufwand und Geld. Zudem sind Tiny Forests günstiger anzulegen als vereinzelte Bäume, beispielsweise in Alleen. Einen bis zu 1.000 Quadratmeter kleinen Wald zu pflanzen, kostet zwischen 10.000 und 50.000 Euro, gibt der Verein "Miya" an, der sich in Deutschland der Umsetzung der Miyawaki-Methode angenommen hat.
Welche Nachteile haben Tiny Forests?
In unserer Vegetationszone gibt es die Mini-Wälder noch nicht so lange und deshalb auch noch keine Langzeit-Studien zu ihnen. Mögliche Nachteile sind deshalb noch nicht bekannt. Noch gibt es offene Fragen: Wie entwickeln sich die zusammen gemischten Ökosysteme? Wie gut vertragen sich heimische Strauch- und Baumarten auf für sie ungewohnt enger Fläche? Skeptiker befürchten: Der unnatürlich große Konkurrenzdruck könnte zu groß werden und Bäume frühzeitig absterben lassen.
Wo können Tiny Forests gepflanzt werden?
Am ehesten bieten sie sich dort an, wo noch wenig Grün vorhanden ist – auch auf extrem kleinen Flächen und inmitten dicht besiedelter Gebiete. In Großstädten wurden sie bislang beispielsweise als kleine "Waldinseln" auf brachliegenden Grundstücken gepflanzt. Aber auch versiegelte Flächen können aufgebrochen und zu Tiny Forests umfunktioniert werden. Geeignet sind beispielsweise kleine Grünflächen am Straßenrand, Friedhöfe, Parks, aber auch Gelände von Firmen, Kitas oder Schulen.
Allheilbringer Tiny Forests?
Tiny Forests sollen die Lebensqualität verbessern, vor allem in urbanen Räumen. Die Hoffnungen: Sie sollen Städte nicht nur grüner machen, sondern auch für bessere Luft sorgen, Temperaturen senken und Regenwasser besser abfließen lassen. Folgen des Klimawandels - zunehmende Hitze in Innenstädten und Überflutungen durch Starkregen - können sie so abfedern. Auch Tiere wie Insekten und Vögel sollen durch die Begrünung in Städten neuen Lebensraum finden.
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Als Klimaretter können Tiny Forests allerdings nicht betrachtet werden, meint Tabea Selleneit. Bäume binden zwar CO2, die Mini-Wälder seien aber "zu klein und jung", um wirklich einen Effekt auf das Klima zu haben, führt die Wissenschaftlerin von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, in der "taz" aus.
Fabrice Ottburg, Umweltforscher an der Universität Wageningen, macht gegenüber der "Deutschen Welle" ebenfalls klar: Ein Allheilmittel sind Tiny Forests nicht. Ottburg forscht in den Niederlanden zu den Mini-Wäldern, wo diese schon ein paar Jahre länger im Trend liegen. Der Experte sieht diese vielmehr als eine von vielen möglichen Maßnahmen für mehr Grün in Städten - neben renaturierten Flussufern, begrünten Dächern oder Wildblumenwiesen.
Wer pflanzt Tiny Forests?
Viele Tiny Forests in Deutschland wurden bislang in gemeinschaftlichen Pflanzaktionen von Ehrenamtlichen angelegt oder "self-made" durch Einzelpersonen, Vereine, Mitarbeiter auf Firmengeländen oder Eltern an Kitas und Schulen. Online gibt es eine Menge Infomaterial und Anleitung zu dem Thema, zum Beispiel über den Verein "Miya", der auch beim Anlegen von Mini-Wäldern unterstützt. Kommerzielle Anbieter haben Tiny Forests ebenfalls bereits für sich entdeckt.
Wo in RLP gibt es bereits Tiny Forests?
Auch in Rheinland-Pfalz gibt es bereits Mini-Wälder. Im "Klimagarten", einem Versuchsgelände der Gartenakademie Rheinland-Pfalz in Neustadt an der Weinstraße, wurde beispielsweise bereits 2021 ein Tiny Forest angelegt. Ein neuer entsteht zurzeit in Heiligkreuz, einem Stadtteil von Trier. Hier hat eine Initiative im Februar einen Mini-Wald am Rande eines Parkplatzes angelegt.
Darf ich mir einen Mini-Wald in den Garten pflanzen?
Grundsätzlich darf man im eigenen Garten fast alles anpflanzen, was man will. Wer also genügend Platz für Wildwuchs hat, ohne mit zu hohen Bäumen oder herüberragenden Ästen Nachbarn zu verärgern, kann sich auch hinter dem Haus einen Tiny Forest anlegen. Mancherorts können allerdings kommunale Bestimmungen Grenzen setzen, zum Beispiel, welche Sträucher und Bäume gepflanzt werden oder wie hoch letztere sein dürfen. Wer mit dem Gedanken spielt, sich einen Mini-Wald in den Garten zu setzen, sollte sich also besser vorher bei den lokalen Behörden rückversichern.
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