Am Samstag haben Helfer begonnen, 450 Bäume und 900 Sträucher in Mannheim zu pflanzen. Der Miniwald soll ein neues Naherholungsgebiet werden und die lokale Temperatur senken.
Rund 30 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer haben am Samstag mit der Pflanzung von Baden-Württembergs erstem Tiny Forest (Mikrowald) begonnen. Auf einer Fläche von rund 350 Quadratmetern sollen 900 Sträucher und 450 Bäume eingesetzt werden. "Wir erhoffen uns von dem Tiny Forest einen Impuls für weitere Flächen in der Stadt", sagte Ulrich Holl, Vorsitzender der Bürger-Interessen-Gemeinschaft (BIG) Lindenhof, zu Beginn der Arbeiten. "Damit das Mikroklima um die jeweiligen Flächen besser wird."
Der Lindenhof gilt wegen vieler hoher Mietshäuser ohne Frischluft als einer der wärmsten Stadtteile in Mannheim. Durch den Bau des Tiny Forests soll die lokale Temperatur gesenkt und das CO2 gebunden werden. Außerdem bieten Mikrowälder Vögeln und Insekten ein neues Habitat.
In der nordbadischen Metropole werden einheimische Bäume und Sträucher dicht aneinander gepflanzt. Drei bis vier Setzlinge kommen auf einen Quadratmeter Boden. Zu den Baumarten gehören unter anderem die Traubeneiche, Winterlinde und Flatterulme. Die dreijährigen Bäume stammen aus dem Luisenpark und der Forstbaumschule.
Was sich der Verein, der hinter dem Projekt steht, vom Tiny Forest erhofft, schildert der Vorsitzende Ulrich Holl im SWR-Gespräch:
Ein Lernort für Kinder - Mehr Artenvielfalt für Mannheim
Der Miniwald wurde neben einem Kindergarten gepflanzt, so kann er auch als Außen-Unterrichtsraum und Natur-Lernfeld für Kinder genutzt werden. Der Miniwald wird von einem 1,5 Meter breiten Blühstreifen getrennt, so haben Fahrradfahrer freie Bahn auf den Radwegen. Der erste Vorsitzende der Bürger-Interessen-Gemeinschaft (BIG) Lindenhof, Ulrich Holl, setzt auf Biodiversität: "Der Miniwald soll das ganze Jahr blühen. So haben Schmetterlinge, Vögel und Insekten zu jeder Jahreszeit das passende Nahrungsangebot."
Initialzündung für weitere Flächen
Die Bäume und Sträucher filtern Schadstoffe aus der Luft, das Mikroklima schützt vor extremer Hitze. Der Tiny Forest soll nicht nur den Stadtteil Lindenhof verbessern, sondern auch ein Beispiel für Brachflächen oder Flächen sein, die entsiegelt werden müssen. Alle zwei bis drei Jahre muss der Miniwald gepflegt werden.
Das Projekt ist mit 12.000 Euro an Spenden finanziert. Insgesamt rund 60 Personen engagieren sich laut Holl inklusive Pflege des Tiny Forest in den nächsten zwei, drei Jahren. Holl betont, dass es für einen solchen Mikrowald keine großen Flächen brauche. Auch ein Grünstreifen zwischen zwei Wohnhäusern sei dafür denkbar. "Da sind manchmal so Rasenflächen, die nicht bespielt werden, wo kein Mensch drauf ist", sagte Holl.
Das Tiny-Forest-Konzept haben wir hier in unserem Instagram-Post dargestellt:
Landesnaturschutzverband BW noch zurückhaltend
Das Konzept Tiny Forest stammt vom japanischen Biologen Akira Miyawaki, der als erster kleine, verdichtete Stadtwälder anpflanzte. Der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg sieht diese Art von Aufforstung auf kleinen Flächen eher zurückhaltend. "Flächen in Städten, die aus irgendwelchen Gründen nicht bebaut werden können, mit Bäumen zu bepflanzen, halten wir für eine gute Idee, so auch in Mannheim", sagte der Vorsitzende Gerhard Bronner der Deutschen Presse-Agentur. Ob eine so dichte Bepflanzung wie beim Tiny Forest sinnvoll sei, sei dahingestellt. "Da kann man aber ruhig mal experimentieren."
Nach zwei Jahren Vorarbeit hatte die Stadt Mannheim Ende 2023 die Brachfläche für den Mini-Wald bereitgestellt. 2021 war im hessischen Darmstadt ein solches Projekt realisiert worden. Auch in Berlin, Hamburg und anderen Städten gibt es inzwischen diese 100 bis 2.000 Quadratmeter großen Oasen.