Chatbots Thema im Landtag

Die Schulaufgaben müssen an ChatGPT angepasst werden

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Autor/in
Rafaela Rübsamen
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Der rheinland-pfälzische Landtag beschäftigt sich mit Chatbots im Unterricht. Lehrkräfte beunruhigt die Entwicklung wenig, sie hätten sich ein anderes Thema im Plenum gewünscht.

Als Hausaufgabe einen Aufsatz über Napoleon schreiben? Dafür braucht man nicht mehr Bücher zu wälzen und Google zu befragen: Chatbots wie ChatGPT können mit wenigen Informationen gefüttert werden und kurze Zeit später spucken sie einen fertigen Text aus. Die Schülerinnen und Schüler brauchen also weniger Wissen über Geschichte als vielmehr technisches Verständnis, um diese Aufgabe zu erfüllen.

Schüler und Schülerinnen fordern: Keine Hausaufgaben mehr

Die Landesschüler:innenvertretung stellt deshalb die Sinnhaftigkeit von Hausaufgaben generell infrage und forderte in dieser Woche die Abschaffung eben dieser, da nicht mehr nachvollzogen werden könne, wer die Texte geschrieben hat.

Und auch die rheinland-pfälzische Politik befasst sich mit dem Thema - in der Aktuellen Stunde im Landtag. "Das wird Lernen und Lehren massiv verändern", hatte die SPD-Fraktionsvorsitzende Sabine Bätzing-Lichtenthäler am Montag gesagt. Es gehe nicht um eine Verteufelung der Technik, sondern darum, ihre Chancen zu nutzen und ihre Risiken zu erkennen.

Bildungsministerin sieht Schulen gut aufgestellt

So sieht das auch Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Ein Verbot mache keinen Sinn. "Wir brauchen Wissen im Umgang mit KI" sagte sie im Landtag. Gebraucht würden auch neue Lern- und Prüfformate zu der Frage, "wie setzt man KI im Unterricht und zu Hause ein". Mit dem digitalen Kompetenzzentrum, das alle Schulen über neueste Technik und Pädagogik berate, habe Rheinland-Pfalz für diese Fragen einen in Deutschland einzigartigen Think-Tank. Und mit den Schulen der Zukunft gebe Rheinland-Pfalz die richtigen Antworten auf die Umwälzungen.

Doch was sagen die Lehrkräfte zu dem neuen Helfer und sind Chatbots wirklich so gut, dass sie wissenschaftliche Arbeiten schreiben können?

Chatbots sind auf Sprache und nicht auf Fakten trainiert

"Es kann sein, dass sie nur was sagen, was gut klingt aber nicht richtig ist."

Sophie Fellenz ist Juniorprofessorin an der RPTU Kaiserslautern und forscht zum Thema Künstliche Intelligenz und Sprache. Die Informatikerin sagt, dass ChatGPT darauf trainiert ist, einen guten Text vorherzusagen. Die genauen Fakten sind dabei nicht so relevant. Die KI wird mit allen Texten aus dem Internet trainiert, dabei spielt es keine Rolle ob es wissenschaftliche Aufsätze, Fiktion oder beispielsweise ein Roman ist. "Es kann sein, dass sie nur was sagen, was gut klingt aber nicht richtig ist", so die Expertin.

Sie sieht Chatbots als Ergänzung im Unterricht und in der Lehre, denn sie werden nicht wieder verschwinden und verbieten kann man sie auch nicht. "In naher Zukunft wird es unmöglich sein, einen Text zu schreiben ohne Vorschläge zu bekommen", sagt Fellenz. Dabei meint sie unter anderem Textergänzungs-Funktionen bei Text- und Chatprogrammen, die es heute schon gibt.

Lehrkräfte sehen ChatGPT gelassen

Und auch die Lehrkräfte sehen den Einsatz von Chatbots gelassen. Jochen Ring vom rheinland-pfälzischen Philologenverband und Klaus-Peter Hammer von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sagen beide, der Unterricht müsse sich an die neuen technischen Errungenschaften anpassen.

Ring erwarte aber keine Revolutionierung des Unterrichts durch Chatbots. Auch vorher konnte bei Hausarbeiten schon getrickst werden, beispielsweise, wenn jemand anderes sie geschrieben hat.

Die Produktion von Texten werde für die Leistungsbewertung weniger relevant als die kritische Auseinandersetzung, Analyse und Verteidigung der Texte. Die Lernenden müssten sich so weiterhin kritisch mit dem Thema auseinandersetzen und die Lehrkräfte könnten eine Leistungsbeurteilung machen. "Wenn ich eine wissenschaftliche Leistung erbringen will, gibt es immer wieder Punkte, an denen ich zeigen muss, ich habe es erstellt", sagt Hammer.

Unterricht und Leistungsüberprüfungen müssen angepasst werden

Die technischen Hilfsmittel müssten in den Unterricht integriert werden, beispielsweise indem analysiert werde, was der KI-generierte Text für Stärken und Schwächen hat und wo der Schüler oder die Schülerin etwas anders machen würde. Allerdings sagt Ring auch, dass jetzt nicht in jeder Schulstunde ChatGPT eingebunden werde, nur weil es den Bot gebe.

Hammer sagt, dass sich einfach die Aufgabenstellungen ändern müssen. Darüber hinaus gehört für ihn aber auch dazu, dass das Land Fort- und Weiterbildungen für die Lehrkräfte anbietet, damit sie überhaupt das Handwerkszeug haben, um technische Hilfsmittel in den Unterricht zu integrieren.

Für ihn sind Chatbots ein weiteres technisches Hilfsmittel, wie viele andere zuvor auch. Ob Wikipedia oder Youtube-Tutorials - die Lehrkräfte haben sich in den vergangenen Jahrzehnten auf einige Änderungen einstellen müssen und sie angenommen, ohne dass der Unterricht komplett neu gedacht werden musste.

Lehrermangel wichtiger als Diskussion um KI

"Ja man kann darüber auch mal im Landtag reden, aber viel wichtiger wäre es über den Lehrkräftemangel zu sprechen - und dann auch zu handeln."

Bei einem weiteren Punkt sind sich die beiden Gewerkschaftsvertreter einig: "Ja man kann darüber auch mal im Landtag reden, aber viel wichtiger wäre es über den Lehrkräftemangel zu sprechen - und dann auch zu handeln", sagt Jochen Ring vom Philologenverband. Der Landtag würde gerne über aktuelle Themen sprechen, für Linz ist es aber eher eine "Nebelkerze", um die eigentlichen Probleme im Bildungswesen zu verschleiern - vor allem den Fachkräftemangel.

Wenn Unterricht ausfalle, ungelernte Kräfte unterrichteten oder es eben keine Zeit gebe, um sich fortzubilden und mit der Technik vertraut zu machen, dann helfe auch nicht, sich über andere Unterrichtsformen Gedanken zu machen.

Denn nur mit gut qualifizierten Kräften könnten Schüler und Schülerinnen bestmöglich lernen. Denn nur sie können sicherstellen, dass die Kinder und Jugendlichen im Fokus stehen, so Hammer. "Damit man Schule so aufstellt und gestaltet, dass alle Kinder, auch die die nicht die Chance haben, die Hilfsmittel zu nutzen, mitgehen können."

Langfristig keine Möglichkeit der Überprüfung

"Lehrkräfte haben langfristig keine Chance, KI-generierte Texte zu erkennen", sagt Informatikerin Fellenz abschließend. Zwar gibt es Programme, die von Bots generierte Texte erkennen sollen und es wird auch weiter daran geforscht, aber es gibt keine 100 prozentige Garantie. "Es gibt aber Forschung dazu, wie man mit Hilfe der KI eine Art 'Wasserzeichen' in den Texten unterbringen kann, sodass es dann erkennbar wird."

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