Das neue Cannabisgesetz der Bundesregierung sieht rückwirkende Strafbefreiung für Tausende Cannabis-Delikte vor. Konkret davon betroffen ist ein Mann aus Koblenz. Er hatte Angst, ins Gefängnis zu müssen.
Den 22. März dürfte sich Marko aus Koblenz dick und fett im Kalender markieren. Es ist der Tag, an dem der Bundesrat den Weg für die Teil-Legalisierung von Cannabis zum 1. April freigemacht hat. Für Marko, der eigentlich anders heißt, aber anonym bleiben will, ist es ein Tag der Erleichterung. Weil ihn die Zustimmung des Bundesrats persönlich betrifft.
Marko ist 22 Jahre alt. Seit Jahren kiffte er regelmäßig, bezeichnete sich selbst als "süchtig". Vor zwei Jahren hat ihn die Polizei erwischt: mit 3,4 Gramm Marihuana zuhause.
Er weiß, dass er nach alten Maßstäben Mist gebaut hat. Ihm drohte Gefängnis, zumindest für ein paar Tage. Nach neuen Maßstäben gilt das allerdings nicht mehr. Die Amnestie-Regelung im neuen Gesetz sieht vor, dass die Strafe für Menschen wie Marko rückwirkend aufgehoben wird. Menschen, die Cannabis geraucht oder in geringen Mengen bei sich hatten. In Rheinland-Pfalz trifft das auf etwa 10.000 Personen zu.
Mit 3,4 Gramm ertappt, demnächst 50 Gramm erlaubt
An der Strafbefreiung gibt es vonseiten einiger Juristen und Politiker massive Kritik. Das hängt vor allem damit zusammen, dass Tausende alte Akten durchforstet werden müssen. "Es ist in jedem einzelnen Fall eine Prüfung vorzunehmen", spricht der Zweibrücker Generalstaatsanwalt Martin Graßhoff von einer "Herkulesaufgabe".
Bundesrat billigt Cannabisgesetz So reagiert die Politik in RLP auf die Freigabe von Cannabis
Auch nach der Entscheidung für die Freigabe von Cannabis sind die politischen Fronten in Rheinland-Pfalz verhärtet. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) begrüßte, dass der Bundesrat den Weg für die Legalisierung frei gemacht hat.
Am Ende des Tages darf sich Marko aus Koblenz nun aber sehr berechtigte Hoffnungen machen, dass sein Fall fallen gelassen wird. Und er nicht hinter Gitter muss. Denn im Vergleich zu den 50 Gramm, die man ab 1. April zuhause legal haben darf, sind seine 3,4 Gramm geradezu nichtig.
Wochenlang hat Marko gebibbert. Der Hickhack in Bundesrat und Vermittlungsausschuss war für ihn auch ein persönliches Hin-und-Her: zwischen Hoffen und Bangen. Dass er weiterhin Urinproben abgeben musste, um zu beweisen dass er clean ist, machte die ständige Ungewissheit nicht besser.
Er hatte Angst. Erstens, weil er weiß, wie es hinter Gittern ist. Denn einmal hat er bereits eingesessen. "Es ist nichts Schönes, eingesperrt zu sein. Für mich ist das einfach die Hölle", sagt er. Und: "Ich müsste das auch meiner Mutter beibringen."
Zweitens: Weil Marko fürchtete, dass sein Leben, dass er sich gerade im Begriff war aufzubauen, wieder in die Brüche geht. Gerade erst hat er es geschafft, eine eigene Wohnung zu finden. Und auch um seinen neuen Job bangte der 22-Jährige aufgrund der drohenden Strafe. Er ist noch in der Probezeit.
Nun kommt Marko wohl mit einem blauen Auge davon. Der Koblenzer begreift das als Chance. Er will sein Leben in den Griff kriegen und hat eine Suchtberatung aufgesucht.
Während andere über die Legalisierung von Cannabis jubeln, will er weg davon. "Cannabis hat viel bei mir kaputt gemacht." Jetzt will er clean bleiben.
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