Bei über einem Viertel aller Auszubildenden in Rheinland-Pfalz wird der Vertrag vorzeitig aufgelöst - damit liegt das Land über dem Bundesschnitt. Die Gründe dafür sind vielfältig.
In Rheinland-Pfalz wurden im Jahr 2021 28,4 Prozent aller Ausbildungsverträge vorzeitig beendet - mehr als im deutschlandweiten Schnitt, der bei 26,7 Prozent lag. Das geht aus dem Berufsbildungsbericht des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hervor. In den vergangenen zwölf Jahren war die Quote nur im Jahr 2019 leicht höher.
Besonders häufig betroffen sind Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit. Unter ihnen betrug die Quote aufgelöster Ausbildungsverträge im Jahr 2021 35,3 Prozent. Die BIBB-Daten unterscheiden an dieser Stelle nicht zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, sondern rein nach deren Staatsangehörigkeit.
Etwa die Hälfte der Ausbildungsabbrecher fällt aus dem System
Gründe für eine Vertragsauflösung können etwa Probleme in der Berufsschule, im Betrieb oder persönliche Gründe wie etwa ein Umzug sein. Für viele Auszubildende stellt sich zudem erst nach Ausbildungsstart heraus, dass die Berufswahl nicht richtig war und die Erwartungen auf beiden Seiten nicht erfüllt werden.
Dabei ist wichtig zu beachten: Nicht jede Vertragsauflösung bedeutet auch das Ende einer Ausbildungslaufbahn. In etwa der Hälfte aller Fälle verfolgten Auszubildende ihre Karriere in einem anderen Betrieb oder anderen Ausbildungsberuf weiter, heißt es vom BIBB. Die zweite Hälfte fiele hingegen aus dem System und stehe am Ende ohne Berufsausbildung da.
Gastro und Hotel: Einige Ausbildungsberufe besonders häufig betroffen
In der Probezeit und im ersten Lehrjahr platzen besonders viele Verträge. Besonders häufig aufgelöst werden sie bei Ausbildungsberufen im Hotellerie- und Gastronomiegewerbe mit Quoten bis 50 Prozent. Auch in Dienstleistungsberufen wie der Gebäudereinigung (49,7 Prozent) oder der Kosmetik (47,8 Prozent) gibt es vergleichsweise hohe Auflösungsquoten. Weniger stark betroffen sind Ausbildungen im öffentlichen Dienst und kaufmännische Dienstleistungsberufe.
Niedriger Bildungsabschluss entscheidender als Staatsbürgerschaft
In Rheinland-Pfalz besuchen im aktuellen Schuljahr rund 105.000 Schülerinnen und Schüler die 133 Berufsschulen im Land. Gleich acht davon befinden sich in Ludwigshafen. Dort berät Anne Grubb vom Berufsinformationszentrum (BIZ) junge Menschen an der BBS Technik 2 bei ihrer Ausbildung.
Sie stellt bei der Auflösungsquote keinen Unterschied zwischen jungen Menschen mit und ohne Migrationsunterschied fest. Die meisten Vertragsauflösungen gebe es ungeachtet der Herkunft bei Jugendlichen mit Hauptschulabschluss oder solchen, die gar keinen Schulabschluss vorweisen können. Die BIBB-Statistiken belegen dies. Generell gilt: Je niedriger der allgemeinbildende Schulabschluss der Auszubildenden, desto höher die Auflösungsquote.
Weil Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft aber im Durchschnitt einen niedrigeren Bildungsabschluss erlangen, sind sie fast automatisch im Nachteil bei der Suche nach Ausbildungsstellen. "Jugendliche mit Migrationshintergrund haben größere Schwierigkeiten, eine Ausbildungsstelle zu finden. Sie nehmen dann eher in Kauf, nicht ihren Wunschberuf zu ergreifen und landen in Branchen, in denen es ohnehin eine höhere Abbruchquote gibt", sagt BIZ-Beraterin Grubb.
Anforderungen gestiegen, Kompetenzen gesunken
Es scheint paradox: Noch nie waren in Deutschland so viele Ausbildungsplätze unbesetzt wie zum Start des aktuellen Ausbildungsjahres. Gleichzeitig bekommen viele Jugendliche keinen Ausbildungsplatz. Das liegt unter anderem daran, dass in vielen Ausbildungsberufen die Ansprüche gestiegen sind, Bewerber mit Abitur bevorzugt werden, an den Berufsbildenden Schulen ein gewisses Niveau erwartet wird.
"Das unterschätzen manche Jugendliche vielleicht. Und sind dann nicht genug darauf vorbereitet", sagt Claudia Burkhard von der Bertelsmann Stiftung. Ein Problem seien auch zunehmend mangelnde Kenntnisse in Deutsch und Mathematik - nicht nur bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.
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Hauptproblem sei oft die Sprache. Bei geflüchteten und bei in Deutschland aufgewachsenen Menschen mit Migrationshintergrund sieht sie die staatlichen Stellen in der Pflicht. "Es gibt vielfältige Angebote vom Bildungsministerium. Allerdings muss man sagen: Wenn es nach wie vor eine nicht geringe Zahl an Jugendlichen gibt, die trotz der Angebote die Ausbildung nicht schaffen, dann scheinen diese nicht auszureichen."
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