Am Mittwoch haben Apotheker und ihre Beschäftigten in Rheinland-Pfalz wieder ihre Arbeit niedergelegt. Sie stehen zunehmend unter Druck: Es gibt immer weniger Apotheken im Land.
Aber nicht nur in RLP blieben am Mittwoch die Apotheken geschlossen: Auch in Nordrhein-Westfalen, im Saarland und in Hessen blieben sie dicht. In diesen vier Bundesländern ist in den ersten neun Monaten des Jahres die Anzahl der Apotheken um zwei Prozent zurückgegangen.
Anzahl der Apotheken sinkt in RLP
In RLP haben laut Apothekerverband Rheinland-Pfalz seit Jahresanfang 25 Apotheken geschlossen. Dem gegenüber stehe lediglich eine Neueröffnung. Es gebe laut Peter Schreiber, Geschäftsführer des Apothekenverbandes RLP, hier noch 861 Apotheken.
"Der Apothekerverband Rheinland-Pfalz fordert von der Bundesregierung vor allem eine andere, nämlich wertschätzende Haltung gegenüber der Arbeit in den Apotheken", hieß es. Die Bundespolitik solle die Apotheken wirtschaftlich stabilisieren, vor Bürokratie bewahren und die Kräfte der Freiberuflichkeit stärken.
"Die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung ist zwar weiterhin gesichert", sagt Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes, "aber der Rückgang der Apothekenzahl muss endlich gestoppt werden, um auch künftige Generationen sicher mit Medikamenten zu versorgen."
Medizinische Engpässe Anhaltender Mangel an Medikamenten für Kinder
Die Temperaturen gehen runter, die Zahl der Infektionskrankheiten steigt. Immer wieder gab es Engpässe bei Medikamenten – vor allem für Kinder. Wie ist die Lage in diesem Jahr?
Der Apothekerverband ging im Vorfeld davon aus, dass mindestens drei Viertel aller Apotheken den ganzen Mittwoch zu sein würden.
Apotheken in RLP kämpfen mit Lieferengpässen und Personalmangel
Die größten Herausforderungen sieht der Deutsche Apothekerverband in den anhaltenden Lieferengpässen, dem Personalmangel und der Vergütung, die auf dem Niveau des Jahres 2004 stagniere. Damit gerate die wohnortnahe Versorgung der Patienten und Patientinnen immer mehr in Gefahr, heißt es von Seiten des Verbandes.
Um auf den wirtschaftlichen Druck aufmerksam zu machen, seien alle Apotheker und Apothekerinnen aufgerufen gewesen, am Mittwoch ihre Apotheken geschlossen zu lassen.
Schlechte Stimmung unter Apothekern Apotheker aus Nieder-Olm bei bundesweitem Apotheken-Streik dabei
Zu wenig Honorar, zu viel Bürokratie: Auch einem Apotheker aus Nieder-Olm reicht es. Er lässt seine Apotheke am Mittwoch zu.
Koblenz: Protest für mehr Wertschätzung
Der Aufwand steige technisch, finanziell, personell, logistisch und bürokratisch immer weiter, klagt die Moselweiß-Apotheke in Koblenz. "Wir nehmen an dem Streik teil, weil die Arbeitsbedingungen für Apotheken immer schlechter werden, die Wertschätzung unserer Arbeit in der Politik immer weiter sinkt", hieß es weiter von Seiten der Apotheke.
Vor 20 Jahren sei es noch möglich gewesen, sich um das Wohlbefinden der Kundschaft zu kümmern. "Vor 10 Jahren mussten wir uns stattdessen darum kümmern, wer was warum nicht bezahlt", teilte die Moselweiß-Apotheke weiter mit. Heute kümmere sich die Apotheke nur noch darum, wer was warum nicht liefere. "Wir sehen quasi zu, wie der Karren des Gesundheitssystems in den Dreck gefahren wird."
November als Protestmonat der Apotheken
Die zentrale Kundgebung fand am Mittwoch in Dortmund statt. Nach Angaben der Polizei haben knapp 5.000 Apotheker, Mediziner und deren Mitarbeitende an der Kundgebung teilgenommen. Notdienstapotheken hatten die Versorgung mit Arzneien für die Bevölkerung sichergestellt.
Ungewöhnliche Aktion Apotheke in Ludwigshafen: Scharfer Protest gegen Lauterbach per Kassenbon
Weil er mit der Bundesregierung nicht einverstanden ist, macht der Ludwigshafener Apotheker seinem Ärger auf dem Kassenbon Luft: Dort attackiert er Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
Der November gilt für die Apotheken bundesweit als "Protestmonat". Den Startschuss hatte eine Kundgebung am 1. November in Erfurt gemacht. Die weiteren Protestaktionen teilen sich in die vier Himmelsrichtungen auf: So haben Apotheker in Norddeutschland am 8. November ihre Arbeit niedergelegt, Süddeutschland folgt am 22. November und Ostdeutschland am 29. November.
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