Zu Halloween gibt es im Discounter nicht nur Horror-Masken zu kaufen, sondern auch Chips und Cracker im Grusel-Look. Nie war Knabberkram so teuer wie heute, meint Martin Rupps.
Ich kaufe nicht nur in Discountern ein, ich schaue mich dort auch gern um. Ihre Sortimente spiegeln den Zeitgeist wider und prägen ihn mit. Jetzt fiel mir in einer Auslage auf, was es bestimmt schon länger gibt, aber mir bislang entgangen ist: Chips, Tortillas und Süßwaren im Halloween-Look. Auf den Packungen prangen furchterregende Geister- und Kürbismotive. Mit derlei Saisonprodukten macht die Industrie besonders viel Geld. Kleine Packungen, großer Preis – nie waren 100 Gramm Chips so wertvoll wie heute!
Jetzt also Knabberzeug im Halloween-Gewand. Das erinnert mich an eine frühere Entdeckung im Discounter, die Superbowl-Produkte. Vor zehn (oder schon fünfzehn?) Jahren war das große American Football-Finale eine Angelegenheit von Fans, die sich am ersten Februar-Wochenende die Nacht um die Ohren hauten. Inzwischen scheinen viele Supermarkt-Kunden das Event zu gucken. Dort gibt es Helme (zum Schutz vor was eigentlich?) und Plastiktassen im NFL-Look.
Seit kurzem kündigen Lebkuchen und Spekulatius im Sortiment an, dass in ein paar Monaten Weihnachten ist. Demnächst spannt also wieder „Santa Claus“ seine Rentiere an, bevorzugt in noch größeren Discountern für Autos und Möbel. Christliche Weihnachtssymbole wie Kreuz und Krippe tauchen nicht mehr auf. Wer mit der Zeit gehen will, muss manches gehen lassen - in diesem Fall die Weihnachtsmotive der eigenen Kindheit und Jugend.
Ich nehme die Veränderungen des Zeitgeistes immer neugierig und meistens mit Gleichmut hin. Im Discounter als seinem Schaufenster kann ich nur gucken, muss nichts kaufen. Was dort die pseudogruseligen Halloween-Cracker angeht, läge mir eine gemeinsame Vorbereitung der Party in der Familie oder mit Freunden näher. Meine Kollegin hat dafür ein paar wunderbare Ideen zusammengestellt.
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