Viele neue Gas- und Ölheizungen

Meinung: Heizungsgesetz – teure Panik

Stand
Autor/in
Stefan Giese
Bild von Stefan Giese

Das umstrittene „Heizungsgesetz“ hat für viele neue Gas- und Ölheizungen gesorgt. Das ist nicht nur schlecht für das Klima, sondern auch für den Geldbeutel, meint Stefan Giese.

In knapp zweieinhalb Wochen tritt das wohl umstrittenste Gesetz der vergangenen Jahre in Kraft: das Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als „Heizungsgesetz“. Es besagt, dass ab Anfang 2024 neu eingebaute Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden müssen, verziert mit diversen Ausnahmereglungen, Übergangsfristen und staatlichen Zuschüssen. Damit will die Bundesregierung den Ausstoß von klimaschädlichem CO² beim Heizen reduzieren. Erreicht hat sie einstweilen das Gegenteil.

Torschlusspanik im Heizkeller

Beim Heizungsgesetz kam einiges zusammen, was seine Wirkung nicht verfehlte: Ein handwerklich schlecht ausgearbeiteter Gesetzesentwurf aus dem Hause von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der wundersamerweise seinen Weg zur „Bild“-Zeitung findet; eine Kampagne unter den Schlagwörtern „Heizhammer“, „Heizverbot“ und „Energie-Stasi“; ein über viele Monate geführter und zuweilen hysterischer Streit innerhalb der Bundesregierung und schließlich das Zwischengrätschen des Bundesverfassungsgerichts. Kein Wunder, dass viele Haus- und Wohnungsbesitzende mit Verunsicherung, Misstrauen und Torschlusspanik reagieren.

Bild von Stefan Giese
Die Meinung von Stefan Giese

Wer wissen will, wozu das führt, kann sich bei Jochen Scherne aus Baumholder erkundigen. Als Schornsteinfeger ist es sein Job, neu eingebaute Heizungen zu prüfen und freizugeben. Er schätzt, dass sich die Anzahl der 2023 eingebauten Öl- und Gasheizungen gegenüber den Vorjahren verdreifacht hat. Sein Fazit: „Ich habe, seit ich diese Arbeit mache, noch nie so viel Verunsicherung in der Bevölkerung erlebt, die durch die politischen Wirrungen ausgelöst wurde.“

Schlecht fürs Klima und den Geldbeutel

Dank der politischen und medialen Unfähigkeit, das Thema klimaschonenderes Heizen einigermaßen sachlich zu diskutieren und auf den Weg zu bringen, blasen die in den vergangenen Monaten massenhaft verbauten Öl- und Gasheizungen über Jahrzehnte unnötig viel Treibhausgase in die Luft. Die Folgen der Panikmache rund um das Heizungsgesetz sind dabei nicht nur schlecht fürs Klima. Da die Preise für Öl und Gas wegen der immer weiter steigenden CO²-Steuer absehbar deutlich anziehen werden, dürften sich die neu eingebauten fossilen Heizungen in vielen Fällen als teure Fehlentscheidung herausstellen.

Baumholder

Neues Heizungsgesetz treibt Absatz Ölheizungen bei Hunsrückern 2023 stark nachgefragt

Jochen Scherne ist Schornsteinfeger im Hunsrück. Er sagt, dass in diesem Jahr so viele Ölheizungen eingebaut wurden, wie selten. Der Grund: Angst vor dem neuen Heizungsgesetz.

SWR4 RP am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Ab 1. Januar tritt das neue Gesetz in Kraft Heizungsgesetz gilt ab 2024: Was bedeutet das jetzt für mich?

Was bedeutet das neue Heizungsgesetz, das ab 2024 für Gas- und Ölheizungen gilt? Hier gibt es einen Überblick darüber, was du für deine Heizung und zur Wärmepumpe wissen solltest.

Germersheim

Kommunen und ihr Wärmeplan Klimaschutzmanagerin in Germersheim: "Der Wärmeplan ist eine supergroße Chance"

Bei der Klimakonferenz in Dubai gibt es Streit um das Aus für die fossilen Brennstoffe. Die meisten Verbraucher in Rheinland-Pfalz heizen noch mit Gas oder Öl. Die Klimamanagerin der Stadt Germersheim will das ändern. Im Interview erklärt sie, wie.

Mehr Meinungen im SWR