Draußen arbeiten bei Wind und Wetter - für die Baubranche etwas ganz Normales. Doch immer mehr extreme Wetterlagen fordern Personal und Betriebe zunehmend heraus.
Das Team des Bauunternehmens Steeb Hoch- und Tiefbau aus Rechberghausen im Landkreis Göppingen hat früher in den Sommermonaten durchgearbeitet. Heute ginge das nicht mehr - wegen zu hoher Temperaturen. Daher beginnt der Tag mit dem Blick in die Wetter-App auf dem Smartphone.
Heiße Sommertage führen zu veränderten Arbeitszeiten auf Baustellen
Polier Andreas Dentler arbeitet seit 22 Jahren bei der Steeb GmbH. Er erzählt, dass sich in dieser Zeit viel verändert hat, unter anderem das Klima. Früher seien die Winter extremer gewesen, was Temperaturen und Schneefall angeht. Die Sommer seien dagegen auch früher schon warm gewesen - aber die Anzahl der heißen Tage sei deutlich gestiegen.
Manchmal kann wegen der hohen Temperaturen auch gar nicht gearbeitet werden. Früher habe es solche Ausfälle nur im Winter gegeben - wegen Eis und Schnee.
Baufirma wünscht sich finanziellen Ausgleich für wetterbedingte Ausfalltage
Um Ausfälle zu kompensieren, zahlt die Bundesagentur für Arbeit das sogenannte Saison-Kurzarbeitergeld. Es wird allerdings nur für die Wintermonate ausgezahlt, weswegen es auch "Schlechtwettergeld" genannt wird. Im Sommer, wenn wegen Hitze weniger gearbeitet werden kann, gibt es hingegen keinen finanziellen Ausgleich.
Der Geschäftsführer der Steeb GmbH, Hans-Peter Riedmüller, wünscht sich, dass diese Regelung auch auf die Sommermonate ausgeweitet wird. Das fordert auch die Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt - kurz IG BAU. Denn: Die klimatischen Veränderungen würden sich auf die Finanzen der Firmen auswirken.
Laut dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales ist eine solche Anpassung nicht in Planung, dennoch wird "künftig abzuwägen sein, inwieweit es Aufgabe der Arbeitslosenversicherung ist, Hitzeunterbrechungen abzudecken", heißt es in einer Stellungnahme gegenüber dem SWR.
Jobs verändern sich Folgen des Klimawandels: So kämpfen Winzer gegen Trockenheit und Dauerregen
Familie Kiefer hat ein ökologisches Weingut am Kaiserstuhl. Seit ein paar Jahren achtet Johannes Kiefer besonders darauf, dass nicht zu viel Sonne auf die Trauben kommt.
Wetterextreme häufiger: Hitze, Starkregen, Sturm
Für einen besseren Hitzeschutz auf Baustellen hat die zuständige Berufsgenossenschaft ein sogenanntes UV-Schutz-Paket zusammengestellt, das sie den Unternehmen kostenlos zur Verfügung stellt. Es enthält eine Kühltasche, UV-Schutzbrille, wasserfeste Sonnenschutzcreme und Informationsmaterial. Denn: Hautkrebs war 2023 laut der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft eine der am häufigsten gemeldeten Krankheiten im Bauwesen.
Doch nicht nur die Hitze nimmt zu, sondern auch Starkregenereignisse. Auf der einen Seite können auch diese für Unterbrechungen und Mehrarbeit auf der Baustelle sorgen. Auf der anderen Seite sensibilisieren sie für einen noch besseren Hochwasserschutz. Grundsätzlich lässt sich aber ein Gebäude nicht komplett vor Wasserschäden schützen.
Viel Geld und politischer Wille nötig Sommer immer heißer: So wollen sich Städte in BW an den Klimawandel anpassen
Städte heizen sich im Sommer besonders auf, der Klimawandel verstärkt das Problem. Kommunen müssen sich anpassen. Die Maßnahmen kosten viel Geld. Wer zahlt?
Mehr zu Folgen des Klimawandels
Jobs verändern sich Folgen des Klimawandels: So kämpft Forstpersonal auf der Alb
Sturm, Trockenheit und Dauerregen kommen häufiger und heftiger vor als früher. Die Förster und Försterinnen im Land müssen ihre Arbeit im Wald anpassen.