Eine Baustelle mit Ausblick: Draußen arbeiten hat Vorteile - es kann aber sehr heiß werden.

Jobs verändern sich durch Wetterextreme

Folgen des Klimawandels: Hitze und Unwetter bringen Bauwirtschaft an ihre Grenzen

Stand
Autor/in
Florian Doetsch
Onlinefassung
Jutta Kaiser
Bild von Jutta Kaiser aus der SWR-Wirtschaftsredaktion.

Draußen arbeiten bei Wind und Wetter - für die Baubranche etwas ganz Normales. Doch immer mehr extreme Wetterlagen fordern Personal und Betriebe zunehmend heraus.

Das Team des Bauunternehmens Steeb Hoch- und Tiefbau aus Rechberghausen im Landkreis Göppingen hat früher in den Sommermonaten durchgearbeitet. Heute ginge das nicht mehr - wegen zu hoher Temperaturen. Daher beginnt der Tag mit dem Blick in die Wetter-App auf dem Smartphone.

Heiße Sommertage führen zu veränderten Arbeitszeiten auf Baustellen

Polier Andreas Dentler arbeitet seit 22 Jahren bei der Steeb GmbH. Er erzählt, dass sich in dieser Zeit viel verändert hat, unter anderem das Klima. Früher seien die Winter extremer gewesen, was Temperaturen und Schneefall angeht. Die Sommer seien dagegen auch früher schon warm gewesen - aber die Anzahl der heißen Tage sei deutlich gestiegen.

In unserer Firma machen wir das so, wenn es jetzt eine lange Hitzeperiode ist, dann fangen wir eher an zu arbeiten und hören eher auf.

Mann arbeitet unter praller Sonne - Andreas Dentler misst eine Platte für das Dach des Einfamilienhauses aus.
Arbeiten in der Mittagssonne: Andreas Dentler misst eine Platte für das Dach des Einfamilienhauses aus.

Manchmal kann wegen der hohen Temperaturen auch gar nicht gearbeitet werden. Früher habe es solche Ausfälle nur im Winter gegeben - wegen Eis und Schnee.

Baufirma wünscht sich finanziellen Ausgleich für wetterbedingte Ausfalltage

Um Ausfälle zu kompensieren, zahlt die Bundesagentur für Arbeit das sogenannte Saison-Kurzarbeitergeld. Es wird allerdings nur für die Wintermonate ausgezahlt, weswegen es auch "Schlechtwettergeld" genannt wird. Im Sommer, wenn wegen Hitze weniger gearbeitet werden kann, gibt es hingegen keinen finanziellen Ausgleich. 

Der Geschäftsführer der Steeb GmbH, Hans-Peter Riedmüller, wünscht sich, dass diese Regelung auch auf die Sommermonate ausgeweitet wird. Das fordert auch die Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt - kurz IG BAU. Denn: Die klimatischen Veränderungen würden sich auf die Finanzen der Firmen auswirken.

Das Wetter geht klar ins Geld, weil wir einfach in diesen starken Hitzeperioden etwas mehr Ausfallzeiten haben und mehr Pausen. Und bei den Starkregenereignissen ist das ähnlich zu sehen. Die Leute können nicht arbeiten, aber die Zeit wird bezahlt. Das belastet den Betrieb zusätzlich.

Laut dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales ist eine solche Anpassung nicht in Planung, dennoch wird "künftig abzuwägen sein, inwieweit es Aufgabe der Arbeitslosenversicherung ist, Hitzeunterbrechungen abzudecken", heißt es in einer Stellungnahme gegenüber dem SWR. 

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Für einen besseren Hitzeschutz auf Baustellen hat die zuständige Berufsgenossenschaft ein sogenanntes UV-Schutz-Paket zusammengestellt, das sie den Unternehmen kostenlos zur Verfügung stellt. Es enthält eine Kühltasche, UV-Schutzbrille, wasserfeste Sonnenschutzcreme und Informationsmaterial. Denn: Hautkrebs war 2023 laut der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft eine der am häufigsten gemeldeten Krankheiten im Bauwesen.

Doch nicht nur die Hitze nimmt zu, sondern auch Starkregenereignisse. Auf der einen Seite können auch diese für Unterbrechungen und Mehrarbeit auf der Baustelle sorgen. Auf der anderen Seite sensibilisieren sie für einen noch besseren Hochwasserschutz. Grundsätzlich lässt sich aber ein Gebäude nicht komplett vor Wasserschäden schützen. 

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