108 Millionen Euro

Firma braucht Fördergeld nicht - BW will dafür Wasserstoffproduktion fördern

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Redakteur/in
Matthias Breitinger

In welchen Landkreisen in BW der Wasserstoff-Bedarf groß sein wird, hat das Umweltministerium ermitteln lassen. Jetzt will es über 100 Millionen Euro Fördergelder für dessen Produktion umwidmen.

Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) will mehr als 100 Millionen Euro Fördergelder für die regionale Produktion von Wasserstoff umwidmen. Der Grund: Die Brennstoffzellenfabrik Cellcentric in Weilheim/Teck wolle ohne Fördermittel der EU auskommen. Deshalb müsse das Land das nicht wie geplant mit 108 Millionen Euro kofinanzieren, teilte das Ministerium am Mittwoch mit. Das Geld sei aber bereits im Haushalt eingeplant. Im Landtag schlug die Ministerin deshalb am Mittwoch vor, die freiwerdenden Mittel in ein Förderprogramm für den Aufbau von Elektrolyse-Kapazitäten zu stecken.

BW braucht deutlich mehr Wasserstoff als angenommen

Damit das Land bis 2040 klimaneutral werden kann, braucht es in Baden-Württemberg einer neuen Bedarfserhebung zufolge deutlich mehr Wasserstoff als bislang angenommen. Die Landesregierung hat ermitteln lassen, wo im Land der Bedarf dafür besonders groß ist. Das ist er laut dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) für das Jahr 2025 in sieben Stadt- und Landkreisen: in Karlsruhe-Stadt, Ostalb, Ortenau, Lörrach, Heilbronn-Land, Main-Tauber und Ravensburg.

Am höchsten ist der Analyse zufolge der Bedarf im Ostalbkreis. Dort, in Schwäbisch Gmünd, wird seit November die landesweit größte kommerzielle Anlage zur Herstellung von Wasserstoff gebaut. Sie soll künftig grünen Wasserstoff mit Strom aus Wind- und Sonnenenergie produzieren. Zudem soll ein Technologiepark rund um Wasserstoff entstehen.

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Grundlage für die Planung der Wasserstoffinfrastruktur

"Wasserstoff ist der Treibstoff für eine klimaneutrale Industriegesellschaft. Als führender Industriestandort muss Baden-Württemberg daher bei der Versorgung von Anfang an dabei sein", sagte Landesumwelt- und -energieministerin Thekla Walker (Grüne). Die Erhebung der Wasserstoffbedarfe und die regionale Auswertung böten eine "transparente und detaillierte Grundlage", um die Wasserstoffinfrastruktur im Land sowie die Vor-Ort-Erzeugung zu planen.

Dies ist vor allem bis 2032 relevant. Erst dann startet das bundesweite Wasserstoffnetz, und bis dahin muss die lokale Wasserstoffproduktion in Baden-Württemberg den steigenden Bedarf zu weiten Teilen decken, wie das Umweltministerium erläuterte.

Ab 2032, wenn erste Verbindungen des bundesweiten Pipeline-Netzes zur Verfügung stünden, würden weitere Industriebedarfe erwartet, zum Beispiel im Kreis Heidenheim durch die dort ansässige Grundstoffindustrie. Nach dem Willen von Ministerin Walker soll der Bund die Bedarfsanalyse aus Baden-Württemberg bei der Planung des deutschen Wasserstoffnetzes berücksichtigen.

Frühere Bedarfsrechnung deutlich nach oben korrigiert

Das ZSW geht davon aus, dass vor allem die Energiekrise im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine die Nachfrage nach Wasserstoff um fünf bis zehn Jahre beschleunigt hat. Der aktuellen Analyse zufolge wird zwischen 2025 und 2040 doppelt so viel Wasserstoff benötigt, als eine Abfrage vor zwei Jahren ergeben habe. Dies hängt auch mit dem Ziel des Landes zusammen, bis 2040 klimaneutral zu werden.

Wasserstoff als Energieträger wird demnach besonders früh von der Industrie benötigt, später und dann in größeren Mengen von der Energiewirtschaft. Diese werde künftig der größte Wasserstoffverbraucher sein. Deutlich geringer ist laut Umweltministerium der Bedarf im Verkehrssektor - dort dürfte Wasserstoff vor allem bei schweren Nutzfahrzeugen eingesetzt werden.

Wasserstoff kann in Industrie und Verkehr die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas ersetzen. Er wird durch die sogenannte Elektrolyse gewonnen, bei der Wasser (H2O) unter Einsatz von Strom in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) gespalten wird. In einer Brennstoffzelle kann der Wasserstoff dann wieder Strom erzeugen.

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