Baden-Württemberg braucht Wasserstoff als Energieträger, um bis 2040 seine Klimaziele zu erreichen. Der soll unter anderem aus Andalusien kommen - mithilfe einer neuen Pipeline.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat am Mittwochabend in Sevilla eine Absichtserklärung mit Andalusiens Regionalpräsident Juan Manuel Moreno Bonilla unterzeichnet. Baden-Württemberg und die spanische Region wollen damit beim Aufbau eines europäischen Wasserstoffnetzes künftig zusammenarbeiten. Das Ziel: Ab 2030 könnte Wasserstoff über eine Pipeline von Spanien über Frankreich bis in die Nähe von Freiburg und damit nach Baden-Württemberg transportiert werden.
Wasserstoff als Rohstoff für die Industrie
Die Landesregierung will eine eigene Wasserstoffwirtschaft für Baden-Württemberg aufbauen, um damit bis 2040 klimaneutral zu werden und gleichzeitig ein attraktiver Industriestandort zu bleiben.
Wasserstoff ist vor allem als Rohstoff für die Industrie unersetzlich. Die chemische Industrie und die Stahl-Branche brauchen klimaneutrale Rohstoffe. Auch für Flugzeuge, Schiffe und vielleicht auch schwere Lkw wird Wasserstoff und daraus hergestellter Treibstoff wohl zuerst einmal der einzige Weg zur Klimaneutralität sein.
Partner in Europa gesucht
Außerdem soll Wasserstoff die Energieversorgung sichern, denn damit könnten auch Schwankungen im Stromnetz ausgeglichen werden.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine habe gezeigt, dass der Zusammenhalt in der EU wichtiger denn je sei. "Wir brauchen bei der Energiewende starke europäische Partner, die gleichzeitig verlässliche Wertepartner sind", sagte Kretschmann.
SWR-Reporterin Astrid Meisoll über die geplante Klima- und Energiepatenschaft mit der Region Andalusien:
BW auf Lieferanten aus dem Süden angewiesen
Das Problem: Wasserstoff wird vor allem im Norden mit Windkraft produziert oder per Schiff über den Hafen von Rotterdam geliefert. Baden-Württemberg liegt deshalb quasi am Ende der Leitung. Darum sieht sich die Landesregierung nach anderen interessanten Lieferanten um. Kretschmann ist seit Mittwoch und bis Freitag in Sevilla und Barcelona und informiert sich dort über grünen Wasserstoff, der für das Erreichen der Klimaziele in Baden-Württemberg benötigt wird. Begleitet wird er auf seiner Reise unter anderem von Umwelt- und Energieministerin Thekla Walker sowie Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (beide Grüne).
Das Unternehmen Viridi aus Neckarsulm (Kreis Heilbronn) plant, baut und betreibt Anlagen zur Nutzung von erneuerbaren Energien:
Spanien: Kurze Lieferwege und verlässlicher Partner
Optimal herstellen lässt sich Wasserstoff in Ländern mit viel Sonne und stetem Wind. Länder wie Australien oder Chile sind zwar wind- und sonnenreich - und bieten damit gute Produktionsbedingungen für Wasserstoff. Es ist aber nicht einfach, Wasserstoff über größere Strecken zu transportieren. Der Transport bis nach Deutschland wäre entsprechend lang und kostspielig.
Spanien liegt dagegen in der EU, wird als verlässlicher Partner eingeschätzt, die Lieferwege wären kurz. Ambitionierte Klimaziele teilen sich Baden-Württemberg und Spanien ebenso. Spanien will nicht nur selbst auf nachhaltige Energie setzen, sondern diese auch nach ganz Europa exportieren. Schätzungen zufolge sollen dies bis 2030 zirka 1,7 Millionen Tonnen Wasserstoff sein. Das allein würde für einen Großteil des deutschen Bedarfs genügen.
Kretschmanns Regierungserklärung Grüner Wasserstoff: So soll BW von der Technologie profitieren
Neben Energieeffizienz und grünem Strom will das Land bei der Energiewende auf Wasserstoff setzen. Wie der Ausbau gelingen soll, hat der BW-Ministerpräsident am Donnerstag erklärt.
BW will mit Technik punkten
Die Herstellung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien ist vor allem im sonnenreichen Andalusien deutlich günstiger als in Baden-Württemberg. Dort entstehen derzeit viele neue Wasserstoffprojekte und Energieanlagen. Baden-Württemberg hingegen will in Andalusien mit Technologie für Wasserstoff- und Brennstoffzellen punkten.