Am Freitag müssen Menschen in Baden-Württemberg wieder mit Streiks bei Kaufland, Lidl und Co. rechnen. Mehrere Städte und Regionen im Land sind betroffen.
Die Gewerkschaft ver.di hat in mehreren Städten in Baden-Württemberg für Freitag erneut zu ganztägigen Streiks im Einzel- und Großhandel aufgerufen. Rund 1.300 Beschäftigte aus Karlsruhe, Pforzheim, Mannheim, Heidelberg, Stuttgart, Ulm, Aalen (Ostalbkreis), Reutlingen, Göppingen, Esslingen, Konstanz, Radolfzell (Kreis Konstanz) und Freiburg sollen ihre Arbeit niederlegen. Betroffen sind unter anderem die Unternehmen Kaufland, Lidl, Ikea, H&M, Primark und dm.
Ruf nach besseren Angeboten der Arbeitgeber
Mit den Streiks will ver.di den Druck in den seit April 2023 andauernden Tarifrunden im Einzel- und Versandhandel sowie im Groß- und Außenhandel erhöhen. Die Gewerkschaft ruft die Arbeitgeber dazu auf, die Verhandlungen fortzusetzen und ihre aktuellen Angebote deutlich zu verbessern.
Schon seit Donnerstagabend sei am dm Verteilzentrum Waghäusel (Kreis Karlsruhe) mit der Nachtschicht die Arbeit niedergelegt worden, schreibt ver.di. Betroffen von dem bundesweiten Streik sind laut der Gewerkschaft unter anderem Filialen des Lebensmittelhändlers Kaufland in der Region Karlsruhe, das Möbelkaufhaus IKEA in Karlsruhe sowie der Bäckerei-Großhändler Bäko Mittelbaden. Geplant sind mehrere Versammlungen mit Streikreden.
ver.di: Beschäftigte warten seit zehn Monaten auf neue Entgelte
"Viel zu lange warten die Beschäftigten bereits auf die neuen Entgelte. Es ist allerhöchste Zeit, dass wir in beiden Branchen möglichst bald zu einem Tarifabschluss kommen", sagte ver.di-Verhandlungsführer Wolfgang Krüger in einer Mitteilung von Donnerstag. Die Geduld der Beschäftigten sei erschöpft.
ver.di fordert im Einzelhandel 15 Prozent und im Groß- und Außenhandel 13 Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten und eine Laufzeit von einem Jahr. Die Arbeitgeberseite bietet jedoch nur eine Inflationsausgleichsprämie sowie eine Lohnerhöhung im Einzelhandel um 6 Prozent ab Juli 2023 und 4 Prozent ab dem 1. April 2024 an. Im Großhandel liegt das Angebot bei 5,1 Prozent ab September 2023 sowie weitere 2,9 Prozent ab dem 1. August 2024.
Handelsverband: Arbeitgeber haben Angebot mehrfach nachgebessert
Der Tarifgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland, Steven Haarke, sagte, das Angebot der Arbeitgeber habe zu "echten Reallohnzuwächsen" geführt. Die Arbeitgeber hätten in der ersten Verhandlungsrunde vor über zehn Monaten ein Angebot vorgelegt und es mehrfach nachgebessert. ver.di habe sich nicht bewegt. Das führe in eine Sackgasse. "Die Handelsunternehmen beweisen seit vielen Monaten, dass sie mit den Streiks klarkommen", so Haarke.
Im Einzelhandel Baden-Württemberg wurde zuletzt am 3. November verhandelt, im Groß- und Außenhandel am 6. Dezember. Neue Verhandlungstermine wurden bisher nicht vereinbart.
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