Ziegenbock-Rätsel, falscher Zebrastreifen, verschwundene Gin-Kugel

Rückblick 2022: Die ungewöhnlichsten Nachrichten des Jahres aus Baden-Württemberg

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Autor/in
Matthias Deggeller
Matthias Deggeller

Corona, Energiekrise, Krieg - davon ist in diesem Artikel nicht die Rede. Jedes Jahr bringt ungewöhnliche Nachrichten, die mal für Kopfschütteln, mal für Erheiterung sorgen. Ein Rückblick.

Womit fängt man so einen Rückblick an? Vielleicht mit viel Lärm um nichts? Ende Oktober erschütterte eine vorgebliche Tierschändung Wildberg-Effringen (Kreis Calw). Ziegenbock Franz war von seinen Besitzern tot auf ihrem Grundstück gefunden worden. Erstochen! Das mutmaßten zumindest die Hinterbliebenen, die sich zum Beispiel auch über ein ausgerissenes Bein wunderten. Schnell machten Gerüchte die Runde, er sei satanischen Praktiken zum Opfer gefallen. Kurz vor Weihnachten dann die schöne Bescherung: Franz war an Altersschwäche gestorben. Die Verletzungen hatten ihm andere, hungrige Tiere zugefügt, wahrscheinlich ein Fuchs. Franz war ganz friedlich auf die andere Seite gegangen.

Calw

Obduktion belegt eindeutig Angeblich brutal getöteter Ziegenbock starb natürlichen Todes

Die Obduktion hat ergeben: Ein angeblich brutal getöteter Ziegenbock in Calw-Wildberg ist am Ende doch eines natürlichen Todes gestorben. Die Spuren am Kadaver stammen wohl von Tierfraß.

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Brücke für Eichhörnchen

Damit auch Eichhörnchen ganz fidel und möglichst in einem Stück auf die andere Seite - hier der Straße - kommen, gibt es in Baden-Baden seit November eine Brücke für die fidelen Nussdiebe. Wobei Brücke etwas hochgegriffen ist, denn eigentlich handelt es sich nur um ein Seil, das zwischen Bäumen über die dortige Rheinstraße gespannt wurde. 1.000 Euro hat der Spaß gekostet. Und wie bringt man die Nager dazu, die exklusive Chance zu nutzen? Weil Schilder kaum was bringen, sollen jetzt Futterkästen die Eichhörnchen anlocken, die ja gerne was stibitzen.

Gin-Kugel verschwindet

Unzählige Dinge werden tagtäglich in Baden-Württemberg gestohlen oder kommen sonstwie abhanden. Aber Gin-Kugeln und Turmspitzen? Damit kann 2022 dienen. Im Bodensee wurde im August eine 800 Kilogramm schwere Kugel voller Gin auf dem Boden platziert. Nach 100 Tagen sollte sie wieder herausgeholt werden, schön aromatisch und vor allem mit viel "Aha!" und "Oho!" für das Unternehmen, das diese Schnapsidee hatte. Doch wahrscheinlich war "Häh?" die erste Reaktion, denn die Kugel war einfach weg, nur ein Abdruck verblieb auf dem Grund. Wer dahinter steckte oder wie der versenkte Werbegag verschwand, bleibt bislang ungelöst.

Turmspitze gestohlen

Noch ein schwerer Kaventsmann verschwand zuletzt und auch dieses Rätsel ist noch ungelöst. Allerdings spricht in diesem Fall alles für Diebe. Die Heidelberger Unibibliothek hat eigentlich eine markante Turmspitze. 20 Kilogramm schwer, 5.000 Euro wert und seit Kurzem ebenso spurlos verschwunden. Schräg: Bis auffiel, dass die Spitze aus Kupferblech weg war, vergingen mehrere Wochen, der Turm war nämlich wegen Sanierungsarbeiten eingerüstet. Die Bauarbeiter und Verantwortlichen hatten offenbar keinen Blick dafür, sodass erst durch Bilder ein ungefährer Zeitraum definiert werden musste - irgendwann Anfang bis Mitte November. Zuerst vermutete die Chefin der Bibliothek einen schlechten Scherz - wohl zu Unrecht, denn die Turmspitze ist weg.

Heidelberg

Diebstahl tagelang nicht bemerkt Turmspitze der Heidelberger Unibibliothek gestohlen

Die Heidelberger Unibibliothek hat eine markante Turmspitze. Oder besser gesagt: Sie hatte. Laut Polizei wurde sie von Unbekannten gestohlen. Aber erstmal fiel das niemandem auf.

Debatte um Bierpreisbremse

An einen guten Scherz glaubten viele, als der Gemeinderat von Schwäbisch Hall im April tatsächlich eine Bierpreisbremse einführen wollte. Zwei Euro für die "Halbe" sollte in den Kneipen maximal fällig werden - Preisdifferenzen würde die Gemeinde übernehmen. Ziel: die Belebung der Innenstadt. Die Stadt hielt von so viel Highlife aber nicht viel und verwies auf mangelnde Finanzierungsmöglichkeiten, sodass die Bierpreisbremse doch nicht kam.

Radarfalle blitzt jeden

Für Gemeinden ist es ohnehin angenehmer, Geld einzunehmen als es auszugeben. Zumindest könnte man auf den Gedanken kommen, wenn man auf den Gemeindeverwaltungsverband Laichingen blickt. Ende August hatten die Behörden dort einen Blitzer auf einem Feldweg aufgestellt. Der Weg sollte für Linienbusse freigehalten werden, da eine nahe gelegene Landstraße wegen einer Baustelle gesperrt war. Allerdings wurde wirklich jeder geknipst, also auch Radfahrer, Fußgänger und einige Kinder, die sich den Spaß machten, dort entlang zu huschen. Wie viel der Gemeindeverband schließlich einnahm, ist unklar - offenbar war man zwischen den Jahren noch mit dem Sichten beschäftigt.

Bushaltestelle ohne Bus

Apropos Linienbusse: Natürlich muss es diese Nachricht in den kuriosen Jahresrückblick schaffen, weil sie einfach so haudrauf dämlich wirkt, als hätte man es sich ausgedacht: In Bretten im Kreis Karlsruhe wurde im Sommer eine Bushaltestelle gebaut, an der kein Linienbus hielt. Denn während ein Amt Häuschen und Schild baute, verlegte ein anderes Amt die Route - die Busse fuhren monatelang einfach vorbei. Immerhin: Seit Dezember ist alles geklärt, weil man dann doch irgendwann beschlossen hat, lieber zusammenzuarbeiten. Nun fährt mit dem dortigen Fahrplanwechsel der Linienbus die Haltestelle wie geplant an.

Land muss Strafe zahlen

So was passiert nur auf lokaler Ebene? Weit gefehlt! Auch auf Landesebene sind Behörden nicht unbedingt Meister der Kommunikation. Das Land Baden-Württemberg höchstselbst musste im Februar ein Bußgeld in Höhe von 75 Euro an die Stadt Neckargemünd (Rhein-Neckar-Kreis) zahlen. Sein Vergehen: Es hatte ein Werbeschild der Imagekampagne "THE LÄND" am Ortseingang aufgehängt. Leider nicht erlaubt, weil es Autofahrer ablenken könnte.

Baden-Württemberg

Umstrittene Werbung für Baden-Württemberg "The Länd" - eine Kampagne ohne Wirkung?

Vor einem Jahr hat Baden-Württemberg mit "The Länd" eine neue Kampagne gestartet. Erklärtes Ziel: weltweit Fachkräfte anwerben. Ob aber die erhoffte Wirkung erzielt wurde, ist umstritten.

Falscher Zebrastreifen

Abgelenkt wurden Autofahrer auch in Ebenweiler im Kreis Ravensburg. Anfang Mai tauchte dort plötzlich ein täuschend echt aussehender Zebrastreifen auf - inklusive Schildern. Weil auch Behörden Prioritäten setzen können, war dieser nach Bekanntwerden schnell wieder entfernt und zog sogar polizeiliche Ermittlungen mit sich. Das Thema an sich blieb aber Gespräch in der Gemeinde. Denn dort entsteht derzeit ein Neubaugebiet mit einem Schulweg, der genau an diesem Abschnitt entlang führt. Und so war dann auch irgendwann Bürgermeister Tobias Brändle überzeugt. Er bestätigte dem SWR, dass fast an der gleichen Stelle 2023 wieder ein echter Fußgängerüberweg entstehen soll.

Echter Enkel macht "Enkeltrick"

Echt oder falsch war auch die Frage, die sich im September eine Seniorin in Überlingen am Bodensee stellte. Ein Anrufer hatte sich als ihr Enkel ausgegeben und wegen drohender Schwierigkeiten um mehrere tausend Euro gebeten. Die Oma schaltete umgehend die Polizei ein, die dem Anrufer auf die Schliche kam. Einziges Problem: Es war der echte Enkel! Dieser steckte auch wirklich in Schwierigkeiten und hatte eine Geldstrafe nicht bezahlt. Happy End: Seine Großmutter bezahlte die Geldstrafe und ersparte ihm 120 Tage Gefängnis.

Seltsamer Einbrecher

Ebenso Gefängnis drohte in Stimpfach-Randenweiler (Kreis Schwäbisch Hall) einem Einbrecher, der gleich zweimal kurz hintereinander ein Wohnhaus "aufsuchte". Auch wenn ein Einbruch prinzipiell nie lustig ist, so ist er in diesem Fall zumindest ungewöhnlich. Denn der Einbrecher hatte es im Juli nicht auf klassische Wertgegenstände abgesehen, sondern duschte erst einmal, briet sich dann Leberkäse, trug die Kleidung der Hausbewohner, pflückte Himbeeren und schlief zum Schluss im Garten. So oder so - die Polizei konnte ihn zumindest kurz nach dem zweiten Vorfall ausfindig machen.

Sportwagen im Neckar

Schließlich finden konnte die Polizei in Gundelsheim (Kreis Heilbronn) auch einen untergegangenen Sportwagen. Der war im Februar in den Neckar gerollt und abgetrieben. Der Fahrer hatte es vollbracht, seinen Wagen nach einer kurzen Pause dort hinein zu lenken. Zwar konnte sich der arme Mann nahezu unverletzt befreien, der Wagen blieb aber anfänglich verschwunden und musste zunächst aufwendig per Sonar geortet werden. Für die Wasserschutzpolizei war es dort definitiv das wertvollste, was sie je am Haken hatte.

Touristen nehmen Testzug

Wertvolles am Haken? Was für ein Jammer, dass sich diese Geschichte in Rheinland-Pfalz abspielte - die Überleitung wäre preiswürdig geworden. Aber apropos preiswürdig: Der Preis für die erste absolvierte Bahnfahrt auf der frisch eingeweihten Neubaustrecke vom Wendlingen nach Ulm ging Anfang Dezember an drei amerikanische Touristen, die in Plochingen (Kreis Esslingen) einstiegen. Eher unfreiwillig, denn es handelte sich um eine Testfahrt noch vor der eigentlichen Eröffnung. Richtig vorwärts kamen sie auch nicht - der Zug fuhr direkt wieder zurück und die Amerikaner mussten nachher auch noch den richtigen Zug finden.

Brennender Zug auf Abwegen

Und wenn wir schon einmal bei seltsamen Zugfahrten sind: Viel zu tun hatten Feuerwehr und Deutsche Bahn mit einem selbstfahrenden brennenden Baustellenzug Ende Juni in Öhringen (Hohenlohekreis). Normalerweise repariert dieser eigenständig Gleise - was in Flammen stehend natürlich nicht optimal ist. Zum Glück gab es noch menschliche Bauarbeiter, die den abfackelnden Anhänger schnell abkoppelten und dadurch wohl eine Katastrophe verhinderten. Letztlich ließ man den Wagen kontrolliert entgleisen - verletzt wurde niemand.

Öko-Toilette mit kleinem Fehler

Niemand soll sich verletzen, wenn ihm beim Wandern ein dringendes Bedürfnis überkommt. Statt sich ins tückische Unterholz zu verziehen, wo so manches Ungemach lauert, kann man sich in Unterjesingen bei Tübingen in eine im Herbst aufgestellte ökologische Trockentoilette begeben. Hergestellt wird diese - und das ist nicht ausgedacht - vom Böblinger Unternehmen "klos to nature". Wenig umweltfreundlich ist aber die Entsorgung der Hinterlassenschaften: Diese müssen hunderte Kilometer nach Brandenburg gekarrt werden, normale Kläranlagen verzweifeln da. Und weil hier jede Überleitung zu einem anderen Thema ein Griff ins Klo wäre, endet der Rückblick nun - guten Rutsch ins neue Jahr und bis in einem Jahr!

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