Vor einem Jahr hat Baden-Württemberg mit "The Länd" eine neue Kampagne gestartet. Erklärtes Ziel: weltweit Fachkräfte anwerben. Ob aber die erhoffte Wirkung erzielt wurde, ist umstritten.
Rund ein Jahr ist sie nun alt: "The Länd", eine Werbekampagne für Baden-Württemberg der Landesregierung. Bis nach Mumbai hat es "The Länd" inzwischen geschafft. Im Dezember stand eine große gelb-schwarze Werbetafel in der indischen Metropole. Für Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ein weiteres Beispiel für den Erfolg von "The Länd": "Die Kampagne insgesamt ist einfach ein Schlager. Die hat einfach eingeschlagen", sagte Kretschmann.
21 Millionen Euro für "The Länd"-Kampagne
"The Länd" hat die Vorgänger-Kampagne "Wir können alles außer Hochdeutsch" abgelöst. Damit will die Landesregierung weltweit Fachkräfte für Baden-Württemberg anwerben. Das ließ sich die Regierung auch etwas kosten: 21 Millionen Euro wurden investiert.
Kritiker bezweifeln allerdings, dass die Menschen in Indien mit der Kampagne etwas anfangen können. Hans-Ulrich Rülke, Landtagsfraktionschef der FDP, stellte ironisch fest: "Wenn da das Plakat hängt, 'The Länd', dann kommen alle nach Baden-Württemberg und sagen: Hier muss man arbeiten."
Baden-Württemberger nicht begeistert von "The Länd"
Neben Indien war "The Länd" auch schon in London zu sehen, um IT-Fachkräfte oder Wissenschaftler im Bereich Künstliche Intelligenz anzuwerben. Ob das jedoch gelingt, bezweifeln jenseits des Staatsministeriums auch eine Menge Menschen in Baden-Württemberg: "Ich glaube, dass die Akzeptanz eigentlich nicht da ist", sagte ein Bürger im SWR-Interview. "The Länd - was soll das?", fragte ein anderer. "Durch diese Kampagne da kommt bestimmt kein Mensch aus Indien oder sonst irgendwo her. Was will er denn mit dem Wort anfangen?", zweifelte eine Bürgerin.
Kretschmann verteidigt Kampagne "The Länd"
In London sei "The Länd" jedoch bestens angekommen, betonte Kretschmann. Es habe zahlreiche positive Reaktionen gegeben - auch wenn der Grünen-Regierungschef einräumt, dass sich kaum messen lässt, welche Wirkung so eine Kampagne hat: "Letztlich, ob so eine Kampagne wirkt oder nicht, das weiß man halt erst hinterher."
Je länger die Kampagne dauert und je lauter die Kritik wird, desto vehementer verteidigt "The Ministerpräsident" allerdings "The Länd" und "The Kosten": "Also, man muss auch schon was hinlegen, wenn man was Gescheites haben will. Also halblebige Billigkampagnen, die kann man sich einfach sparen. Die sind sinnlos. Da gibt es ja nicht was dazwischen. Wenn du das nicht machen willst, dann musst du das vollkommen lassen", sagte Kretschmann.
Rülke: "The Länd" - "hundspeinliche Kampagne"
"Vollkommen lassen" - das wäre aus Sicht der Opposition wohl die bessere Alternative gewesen, auch um im Haushalt andere Schwerpunkte zu setzen. FDP-Fraktionschef Rülke vergleicht es mit der jahrelang von der Landesregierung geübten Praxis, befristet angestellte Lehrkräfte in den Sommerferien zu entlassen - was erst 2023 geändert wird: "'Kostet fast 30 Millionen' - das war die Argumentation bis zu diesem Haushalt. Aber für eine hundspeinliche Kampagne wie "The Länd", die ganz Baden-Württemberg weltweit der Lächerlichkeit preisgibt, da haben sie dann diese Summe", sagt er.
Die Wirkung von "The Länd" bleibt also umstritten. Eines hat die Kampagne aber sicher erreicht: Es wird darüber gesprochen und über den Sinn gerätselt. "Warum heißen wir denn auf einmal 'The Länd'?", fragte eine Bürgerin. "Die ganze Zeit waren wir immer das Ländle."