Vor rund zwei Jahren erleidet Ralf Illing aus Ulm einen Schlaganfall. Doch er kämpft sich zurück. Jetzt motiviert er andere Schlaganfall-Patienten und hat dafür sogar einen Preis gewonnen.
Vor rund zwei Jahren stellt ein Schlaganfall das Leben von Ralf Illing aus Ulm auf den Kopf. Von einem auf den anderen Tag ist er halbseitig gelähmt. Mit Willenskraft und Geduld hat er es zurück in den Alltag geschafft. Ein Weg, auf dem er jetzt andere Schlaganfall-Patienten unterstützt. Für seine Rolle als Mutmacher wurde der 45-Jährige mit einem Motivationspreis ausgezeichnet.
Wie es zum Schlaganfall kam: "Bin umgefallen wie ein Baum"
Es ist die letzte Woche der Sommerferien im September 2022. Ralf Illing sitzt mit seiner Frau und seinen drei Kindern am Frühstückstisch. Sportlich rennt er die Treppe hoch zu seinem Schreibtisch im Home-Office. Plötzlich hört seine Frau einen lauten Schlag. "Ich bin umgefallen wie ein Baum", sagt Ralf Illing. Seine Frau spricht noch mit ihm, doch er merkt schnell, dass eine Seite seines Gesichts gelähmt ist. Er kommt ins Ulmer Bundeswehrkrankenhaus.
Zunächst kann sich Ralf Illing nicht erklären, wie es überhaupt zum Schlaganfall kam. Durch die Untersuchung der Ärzte wird klar: Das Blutgerinsel, das den Schlaganfall ausgelöst hat, hatte sich in der Nacht gebildet. Am Abend zuvor war Ralf Illing beim Tennistraining. Er bemerkte nicht, dass dabei seine Halsschlagader angerissen wurde. An dieser Stelle verstopfte das Gefäß. Die Verstopfung löste sich wiederum am Morgen beim Sprint ins Büro und führte zum Schlaganfall.
Mit 42 Jahren ist Ralf Illing nicht der typische Schlaganfall-Patient. Er raucht nicht, lebt gesund, macht viel Sport. Von einem Tag auf den anderen ist er halbseitig gelähmt.
Ralf Illing und sein Weg zurück in den Alltag
Sein Kampf zurück in den Alltag ist geprägt von Rückschritten, aber auch von Momenten der Zuversicht. Eine Woche nach dem Schlaganfall läuft Ralf Illing bereits wieder mit einem Rollator über einen Schulhof. Eigentlich müsste er zu diesem Zeitpunkt noch im Krankenhaus sein, doch er hat sich für vier Stunden beurlauben lassen. "Für die Einschulung meines Sohnes", sagt er. Situationen wie diese geben ihm Kraft. Täglich wird er durch die Physiotherapie wieder etwas stärker.
Zurück auf dem Tennisplatz steht Ralf Illing erstmals wieder drei Monate nach dem Schlaganfall. "Das ist so, wie wenn man vom Pferd fällt. Das war bei mir schon fast eine Trotzreaktion zu sagen, ich fange damit wieder an", erklärt er heute rückblickend. Was den Medizininformatiker angetrieben habe: Der Wunsch zurück in den Alltag zu kommen und in seinen Beruf.
Der Beruf als Motivation
Seiner Arbeit geht der 42-Jährige heute wieder nach. "Das ist eine große Stütze und hat auch mit Selbstwert zu tun", erklärt er. Sein Arbeitgeber komme ihm entgegen, er könne komplett aus dem Home-Office arbeiten. "Zuerst habe ich eine Woche lang eine Stunde pro Tag gearbeitet, dann zwei Wochen zwei Stunden und so weiter." Jetzt arbeite er wieder 80 Prozent. In Teilzeit.
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe: Auszeichnung als "Mutmacher"
Seit dem Schlaganfall sind mittlerweile über zwei Jahre vergangen. Von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe wurde Ralf Illing jetzt für seine Rolle als Mutmacher ausgezeichnet. "Er hat sich erfolgreich zurück ins Leben gekämpft und ist anderen ein Vorbild", steht auf seiner Urkunde. Dass er als Mutmacher wahrgenommen werde, sei eine schöne und positive Rückmeldung, sagt der 45-Jährige mit einem Lächeln im Gesicht.
Selbsthilfegruppe gibt Halt: "Hier kann ich einfach so sein wie ich bin"
Bestärkungen wie diese bekommt er auch von seiner Selbsthilfegruppe in Ulm. Unter dem Motto "Mit Zuversicht zurück in den Alltag" treffen sich hier Betroffene sowie Angehörige und tauschen sich aus. Über die Coronazeit hatte sich die Selbsthilfegruppe fast aufgelöst. "Ich hab ein ganzes Jahr gebraucht, bis es wieder soweit war", sagt Ralf Illing. Er erstellte eine Webseite, druckte Flyer und suchte Räumlichkeiten.
Auch Michaela Dürr kommt regelmäßig zu den Treffen. Sie hat nach ihrem Schlaganfall eine Aphasie, also eine Sprachstörung. "Es gibt Menschen, mit denen möchte ich nicht so richtig reden, weil ich so stocke, aber hier kann ich einfach so sein wie ich bin."
Hier in der Gruppe erwähnt Ralf Illing noch einmal den Motivationspreis. Die Auszeichnung sei eine Ehre für ihn, die er gerne mit seinen ganz persönlichen Mutmachern teilen möchte: den Menschen, mit denen er täglich am Frühstückstisch sitze. "Der Motivationspreis ist ein Preis nicht nur für mich, sondern für die ganze Familie!"
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