Der Angeklagte im Mordprozess verfolgte die Plädoyers ohne erkennbare Emotion. Er betrat den Gerichtssaal und hielt dabei einen Aktenordner vor sein Gesicht.

Prozess vor dem Landgericht Ulm

Tötung von 14-Jähriger in Illerkirchberg: Staatsanwältin fordert lebenslange Haft

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Martin Miecznik
SWR Aktuell Autor Martin Miecznik
Rainer Schlenz
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Volker Wüst
Volker Wüst

Im Mordprozess von Illerkirchberg sind am Dienstag die Plädoyers gehalten worden. Ein Mann aus Eritrea soll eine 14-Jährige getötet und ihre 13-jährige Freundin schwer verletzt haben.

Der Prozess um die Tötung eines 14-jährigen Mädchens in Illerkirchberg (Alb-Donau-Kreis) hat am Dienstagvormittag mit dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft begonnen. Die Staatsanwältin forderte für den Angeklagten aus Eritrea eine lebenslange Haftstrafe und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld. Damit wäre eine vorzeitige Entlassung aus dem Gefängnis nach 15 Jahren nahezu ausgeschlossen.

Staatsanwältin: Mordfall weicht von "üblichen Fällen" ab

Das Strafgesetzbuch sehe eine lebenslange Haftstrafe für einen Mörder vor, sagte Staatsanwältin Nadine Schmelzer dem SWR, und "der Angeklagte ist als solcher zu bezeichnen". Für eine besondere Schwere der Schuld spreche, dass der vorliegende Mordfall von anderen, "üblichen Fällen" abweiche. Die Staatsanwältin begründete das mit dem Alter des getöteten 14-jährigen Mädchens und sagte, es habe sein "Leben nie richtig starten können". Außerdem bestehe kein Zusammenhang zwischen dem Motiv des Täters und den Opfern. Besonders erschreckt habe sie, dass der Angeklagte einem Gutachten zufolge nie an die Tat dachte, sondern immer nur an den Ausgang des Prozesses und die Folgen für ihn.

Anwälten der Nebenkläger bricht die Stimme weg

Die beiden Nebenklagevertreter schlossen sich der Forderung der Staatsanwaltschaft an. Auffällig war, dass beiden Juristen in ihren Plädoyers die Stimme wegbrach. Der Anwalt der Familie des getöteten Mädchens drückte es so aus: "Ich kann kaum über die Tat reden, während der Angeklagte mit klarer Stimme berichtet". Gleichzeitig sitze er teilnahmslos da und zeige keinen Hauch an Reue. Die Anwältin der Familie des überlebenden Mädchens fügte an: Es gehe dem Angeklagten nicht um das "unendliche Leid", das er den Mädchen und ihren Angehörigen zugefügt hat, "es geht ihm immer nur um sich".

Im Mordprozess von Illerkirchberg sind am Dienstag die Plädoyers gehalten worden.
Die Staatsanwältin forderte für den Angeklagten aus Eritrea eine lebenslange Haftstrafe und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld.

Verteidigung plädiert ebenfalls auf lebenslange Haft

Die Verteidigung des Angeklagten plädierte am Dienstag ebenfalls auf eine lebenslange Haftstrafe, sie sprach von einer "Wahnsinnstat" und angesichts der Wucht der Messerstiche von einem "Overkill-Moment". Sie sieht aber keine besondere Schwere der Schuld. Im Prozess hatte sie argumentiert, dass ihr Mandant unter enormem Stress gestanden habe. Er habe nach sieben Jahren Asylverfahren mit dem Messer eigentlich einen Pass im Ausländeramt erzwingen wollen. Der psychiatrische Sachverständige hatte zuvor in seinem Gutachten keinerlei Hinweis auf eine Schuldminderung festgestellt.

Auch der 27-jährige Eritreer äußerte sich erstmals vor Gericht. Er sei "schockiert über die Tat" und spreche den Familien der Opfer sein Beileid aus. Mehr sagte er zunächst nicht. Erst auf Nachfrage des Richters fügte er an: Er bereue die Tat und bitte um Entschuldigung.

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