Im vergangenen Jahr gab es rund um Ulm und Aalen mehr Straftaten als im Vorjahr. Trotzdem spricht die Polizei von einer "sicheren Region". Doch manche Entwicklungen sind besorgniserregend.
Die Zahl der Straftaten in den Bereichen der Polizeipräsidien Ulm und Aalen ist im vergangenen Jahr jeweils angestiegen. Im Bereich Ulm, also im Stadtkreis Ulm und dem Alb-Donau-Kreis, den Kreisen Heidenheim, Biberach und Göppingen um 18,6 Prozent. Im Gebiet des Polizeipräsidiums Aalen mit dem Ostalbkreis, dem Rems-Murr-Kreis und dem Kreis Schwäbisch Hall um 12,6 Prozent.
Die gute Nachricht zuerst: Die Zahl der Straftaten hat bei beiden Präsidien noch nicht das Niveau von vor der Corona-Pandemie erreicht. "Die Region ist sicher", sagt auch der Ulmer Polizeipräsident Bernhard Weber. Jedenfalls was die Zahl der Straftaten im landesweiten Vergleich angeht. Außerdem konnte die Polizei knapp 63 Prozent der erfassten Fälle aufklären. In Aalen liegt die Quote bei knapp 61 Prozent.
Mehr Kinder tatverdächtig
Viele Entwicklungen sind durchaus auffällig. Beide Präsidien berichten beispielsweise, dass es immer mehr tatverdächtige Kinder gibt. In Ulm sind inzwischen von 100 Verdächtigen fünf jünger als 14 Jahre - im Jahr zuvor waren es noch 3,8. Es bleibe "abzuwarten, ob das ein Ausreißer ist", so Ulms Polizeipräsident Weber. Vor allem die Körperverletzungen in dieser Altersgruppe seien um 43 Prozent angestiegen.
Auch deutlich: Bei vielen Straftaten ist inzwischen ein Messer im Spiel, vor allem, wenn es um Nötigung und Bedrohung geht. Der leitende Kriminaldirektor in Ulm, Thomas Friedrich, sprach sich in diesem Zusammenhang auch für Waffenverbote im öffentlichen Raum aus. Im Bereich des Präsidiums Aalen sind die Straftaten mit Messer auf einem Fünfjahreshoch.
Fiese Betrugsmaschen Schockanruf und Enkeltrick: die wichtigsten Tipps der Polizei
Die meisten haben sicherlich schon von den Betrugsmaschen am Telefon gehört, trotzdem gelingt es Täter:innen noch immer, Menschen in plötzlichen Stresssituationen auszutricksen.
Schockanrufe oder Enkeltrick: Weiterhin viele Telefonbetrugsfälle
Eine erschreckende Zahl lieferte das Polizeipräsidium Ulm auch noch: 1,8 Millionen Euro. Diese Summe habe 2022 "unredlich den Besitzer gewechselt" - und zwar durch "falsche Polizeibeamte", "Schockanrufe" oder "Enkeltrickbetrüger". Vermutlich war das nur die Spitze des Eisbergs. Das treffe vor allem Seniorinnen und Senioren: "Eine Generation, die unser Land nach dem Krieg aufgebaut hat, wird dabei um ihre Lebensleistung gebracht", sagte Kriminaldirektor Friedrich.
Die Polizei verzeichnet auch immer mehr Gewalt gegen ihre eigenen Leute. Allein im Bereich des Aalener Polizeipräsidiums gab es im Jahr 2022 366 Fälle - der höchste Wert in den letzten fünf Jahren. Ein Polizeibeamter wurde dabei schwer verletzt.
Viele Vergewaltigungen angezeigt
Auffällig in Ulm: Die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen stieg um 78 Prozent. Das sei auf ein "geändertes Anzeigeverhalten zurückzuführen", so Kripo-Chef Friedrich. Vor allem die #MeToo-Debatte habe viele Frauen ermutigt, Sexualstraftaten anzuzeigen.
Im laufenden Jahr wollen sich beide Präsidien um die Sicherheit im öffentlichen Raum kümmern, unter anderem sollen Straftaten mit Messern verhindert werden - mit mehr Polizeipräsenz. Auch im Fokus: Die Präventionsarbeit im Bereich der Enkeltrickbetrüger.