Ravensburger Polizeipräsident ist alarmiert

Angriffe auf Polizisten in Oberschwaben nehmen zu

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Dirk Polzin
SWR-Redakteur Dirk Polzin Autor Bild
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Marlene Fuchs
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Die Angriffe auf Polizisten im Raum Bodensee-Oberschwaben haben im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Im SWR-Interview versucht der Polizeipräsident Erklärungen zu finden.

Noch nie gab es in Oberschwaben und am westlichen Bodensee so viele Angriffe auf Polizistinnen und Polizisten wie vergangenes Jahr. Das belegt die am Montag veröffentlichte Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Ravensburg. Sie spricht von einem Anstieg von 42 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Knapp 400 Fälle wurden verzeichnet. Landesweit hingegen lag die Zunahme bei nur rund acht Prozent. Die Beamten wurden Opfer von Beleidigungen und erlitten teils auch schwere Verletzungen.

SWR-Moderator Dirk Polzin hat den Ravensburger Polizeipräsidenten Uwe Stürmer gefragt, wie sich Gewalt gegen Polizisten äußert und ob es eine Erklärung für diesen starken Anstieg in der Region gibt.

Eine absolut sichere Erklärung dafür, warum die Region im Landesvergleich den höchsten Anstieg an Angriffen verzeichnet, könne das Polizeipräsidium nicht liefern, so Stürmer.

Alkoholkonsum und Veranstaltungen führen zu Angriffen auf Polizisten

Eine genaue Analyse der Fälle habe allerdings gezeigt, dass zwei Drittel der Fälle in Zusammenhang mit Alkoholkonsum stünden. Außerdem bestehe der Eindruck, dass die Menschen nach der Corona-Zeit verstärkt "über die Stränge" geschlagen hätten, so der Polizeipräsident. Zudem habe es im vergangenen Jahr auch wieder mehr Veranstaltungen in der Region gegeben.

"Außerdem fahren wir eine Null-Toleranz-Schiene. Wir zeigen alles an, wir lassen nichts mehr durchgehen. Wir wollen ein klares Zeichen setzen: Gewalt gegen Polizeibeamte geht nicht."

Gewalt gegen Beamte: Beleidigen, Spucken, Kratzen

Die Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten gehe los bei Beleidigungen, erklärt Uwe Stürmer. Oft würden junge Kolleginnen auch mit schweren Kraftausdrücken sexualisiert beleidigt. Nach den Beamten werde außerdem geschlagen und getreten, sie würden bespuckt und gekratzt. Immer wieder sei es auch zu Fällen gekommen, in denen Beamte so schwer verletzt wurden, dass sie dienstunfähig und mehrere Wochen krank waren.

Die schweren Verletzungen haben im vergangenen Jahr laut Stürmer allerdings nicht zugenommen. Das liege vor allem daran, dass die Polizistinnen und Polizisten richtig reagiert hätten und so Knochenbrüche und andere schwere Verletzungen selten vorkamen.

Immer mehr Täter im Alter zwischen 30 und 60 Jahren

In der Altersgruppe der männlichen Täter von 30 bis 60 Jahren habe es im vergangenen Jahr eine deutliche Zunahme gegeben, so Stürmer. Das sei ein Überraschungsbefund. Normalerweise sei diese Altersgruppe in der Gewaltkriminalität die Ausnahme. Eine Erklärung könnte sein, so der Polizeipräsident, dass sie die jüngeren Polizistinnen und Polizisten nicht im gleichen Umfang respektierten und sich überlegen fühlten.

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Um sich auf gefährliche Situationen vorzubereiten, nehme der Streifendienst mehrmals im Jahr an einem Einsatztraining teil. Dabei würden klassische Standardsituationen geübt, beispielsweise die Verkehrskontrolle oder die Festnahme einer Person in einer Gaststätte. Die Handgriffe und klaren Ansagen gegenüber den Tätern müssten sitzen, so Stürmer.

"Ich bin mir sicher, wenn wir das nicht tun würden, hätten wir noch deutlich höhere Zahlen von verletzten Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten."

Auch der Einsatz von sogenannten Bodycams, also Kameras am Körper der Polizisten, helfe gegen Angriffe. Das bringe schon viele Menschen dazu, sich bewusst zu machen, dass ihr Verhalten dokumentiert werde, sagt Stürmer. "Wir sind sehr froh, dass wir diese Bodycams haben."

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