Zwei Wochen nach dem Hochwasser zieht sich das Thema wieder aus den Schlagzeilen zurück. Das Wasser in Illerkirchberg ist weg, der Schaden wird jedoch erst jetzt so richtig sichtbar.
Das ganze Unterdorf von Unterkirchberg, ein Ortsteil von Illerkirchberg im Alb-Donau-Kreis, wurde von einem kleinen Fluss, der Weihung, überflutet. Die Einwohnerinnen und Einwohner sind, auch zwei Wochen nach dem Hochwasser, noch immer mit dem Aufräumen beschäftigt. Das Abfallwirtschaftsamt hat nun extra Sperrmülltermine für die Betroffenen organisiert, denn vieles wandert einfach nur in den Müll. Dabei war Familie Weitmann gerade erst in ihr Haus eingezogen.
Das Haus der Weitmanns ist neu gebaut. Im Fenster vor der Eingangstür klebt noch ein provisorisches Blatt Papier mit der Hausnummer drauf. Mitte April war die vierköpfige Familie eingezogen. Viele Umzugskartons lagerten im Keller. Als das Wasser kam, stand es bis zur Türklinke. Fast alles, was im Keller lagerte ist, kaputt. Kartons voll mit Büchern, Schuhen, Fotoalben, Gesellschaftsspielen und Kleidung.
Aber auch die Wärmepumpe wurde zerstört. Seit Wochen hat die Familie kein warmes Wasser. "Ich habe gestern mit dem Wasserkocher heißes Wasser gemacht, kaltes dazu gekippt und dann meine Haare am Waschbecken gewaschen," erzählt Ursula Weitmann.
Nach dem Hochwasser: Seelsorger kümmerten sich um die Weitmanns
Die zwei Töchter, gerade im jugendlichen Alter, hat das Hochwasser sehr mitgenommen. Zu sehen, wie alles davon schwimmt, war nicht nur für die Eltern eine enorme Belastung. "Die Kleine hat sich in ihr Zimmer verkrochen und wurde von der Älteren dann getröstet. Es war schon sehr heftig," erzählt Ursula Weitmann.
Hilfe kam von vielen Ecken: Die Familie wurde nach dem Hochwasser von Seelsorgern betreut. Während die Eltern mit den ersten Aufräumarbeiten begonnen haben, konnten die Töchter eine Woche bei Freunden übernachten. Viele der Nachbarn halfen den Weitmanns, haben mitangepackt oder für die Familie gekocht.
Keine Versicherung: Getreidesilos standen unter Wasser
Einige hundert Meter flussaufwärts steht die Hampp Mühle. Inhaber Georg Remmele hat es auch erwischt. Seine Getreidesilos standen unter Wasser. Der Siloboden war voll mit feuchtem Getreide, das schon anfing zu faulen, zu keimen und zu stinken. Nach zehn Tagen Arbeit konnte er noch 60 Tonnen Getreide retten und zum Trocknen fahren.
Dennoch entstand ein Schaden von mehreren tausend Euro, so Remmele. Eine Versicherung gegen Wasserschäden hat Georg Remmele nicht. "Wasser kann ich nicht versichern. Elementar habe ich gar keine Möglichkeit zu versichern. Also muss ich den Schaden selber tragen." Auch die Arbeitszeit ersetzt ihm niemand.
Was das Hochwasser in Illerkirchberg zurückließ
Ursula Weitmann war versichert. "Zum Glück," wie sie sagt. Jetzt beginnt für sie und ihre Familie der lange Prozess der Dokumentation: Fotos machen von den Überresten, die das Hochwasser hinterlassen hat. Die Familie will auch Handwerker organisieren, um das frisch gebaute Haus zu renovieren, und anfangen, Zerstörtes zu ersetzen. Aber "Erinnerungswert zahlt die Versicherung nicht," sagt Ursula Weitmann. Zum Beispiel für die Familienfotos, fast alle durch das Hochwasser zerstört.
Ein großer Teil von dem, was im Keller war, ist mittlerweile weg. Ein ganzer Container voller Müll wurde abtransportiert. Der zweite Container steht schon bereit. Er erinnert daran, dass die Arbeit - zwei Wochen nach dem Hochwasser - noch immer nicht vorbei ist.
Was nach dem Hochwasser passiert ist
Einzige Auffangstation für Wildtiere auf der Ostalb Tierische Not nach dem Hochwasser - Hilfe für Wildtiere in Göggingen
Halb verhungerte Vogelküken, kranke Waschbärbabys und ein Mauswiesel, das im Hochwasser fast ertrunken wäre. Sie alle finden Unterschlupf in der Auffangstation für Wildtiere in Göggingen.
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