Die Brücke zwischen Tuttlingen und dem Stadtteil Nendingen muss 2025 neu gebaut werden. Die Bürgerinnen und Bürger schlagen wegen der geplanten Umleitungen Alarm.
Der Streit um die Sanierung der Donaubrücke zwischen Tuttlingen und Nendingen geht weiter. Die Donaubrücke braucht einen neuen Überbau und die Pfeiler müssen instandgesetzt werden. Dafür will das Verkehrsministerium die Strecke voll sperren und die Verkehrsströme über Neuhausen ob Eck umleiten – und das über ein Jahr.
Etwa 15.000 Pendlerinnen und Pendler betroffen
Das stößt zum Teil auf erbitterten Widerstand bei Pendlerinnen und Pendlern aus der Region. Geschätzt 15.000 nutzen die Brücke jeden Tag, größtenteils um zu ihren Arbeitsplätzen nach Tuttlingen zu kommen. Einige fahren sogar aus dem oberen Donautal an. Durch die Umleitung fallen im Maximalfall 40 Kilometer an. Kritiker befürchten lange Staus und Verkehrschaos in Neuhausen ob Eck und Tuttlingen. Pendlerin Jana Baisch aus Nendingen rechnet mit 40 Minuten Fahrzeit. Normalerweise braucht sie nach Tuttlingen zehn Minuten.
Auch Firmen und Betriebe in der Region sind von der Umleitung betroffen. Weil der Durchgangsverkehr wegfällt, befürchten Bäckereiinhaberin Martina Hinze und Metzger Jürgen Becker aus Nendingen Umsatzeinbußen von rund 40 Prozent. Auch Margit Knaus und Nicola Hanke machen sich Sorgen. Sie haben einen Pflegedienst und betreuen rund 120 Patientinnen und Patienten im Umkreis. Die Touren würden länger und der Zeitplan ihrer Mitarbeiterinnen sei jetzt schon durchgetaktet. Einige Patienten müssten schon vor 6 Uhr betreut werden, weil sie abgeholt würden. Ihre Mitarbeiterinnen seien oft Mütter und arbeiteten nur halbtags.
Menschen wünschen sich Behelfsbrücke
Besonders ärgert Margit Knaus und ihre Pflegedienstleitung Nicola Hanke, dass es theoretisch eine Alternativlösung zur Umleitung gäbe, nämlich eine Behelfsbrücke. Die könnte man parallel zur alten Brücke bauen. Diese würde 1,5 Millionen Euro kosten und zusätzlich mehr Planungsaufwand und Personaleinsatz erfordern.
Minister Hermann: zu wenig Geld
Das Land könne die Kosten für eine Behelfsbrücke nicht übernehmen, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) dem SWR. Das gebe das Budget nicht her. Man habe sehr viele Brücken in den kommenden Jahren zu sanieren. Wenn man 1,5 Millionen Euro ausgebe, nur damit keine Umleitung entstehe, könnten zwei kleinere Brücken nicht saniert werden, so Hermann.
Online-Petition gegen Vollsperrung hat bereits 4.500 Unterschriften
Inzwischen hat Anwohner Steffen Tanneberger aus Nendingen eine Online-Petition gestartet. Binnen vier Wochen haben 4.500 Menschen unterschrieben. Tanneberger hat ausgerechnet, dass durch die geplante Umleitung etwa 21 Millionen Euro Spritkosten anfallen werden – zu Lasten der Pendlerinnen und Pendler. Außerdem kritisiert er den erhöhten CO2-Ausstoß. Die Pläne des Ministers könne er nicht nachvollziehen.
Widerstand kommt inzwischen auch aus der Kommunalpolitik. Die Bürgermeister der Region haben dem Minister bereits einen Besuch abgestattet. Die Stadt Tuttlingen hat angeboten, einen Teil der Kosten für die Behelfsbrücke zu übernehmen und das Land bei den Planungsarbeiten zu unterstützen.
Protest aus Tuttlingen zeigt Wirkung bei Minister
Immerhin: Der Gegenwind aus Tuttlingen zeigt Wirkung in Stuttgart: Der Minister lässt derzeit das Regierungspräsidium Freiburg nochmals prüfen, ob eine Behelfsbrücke doch möglich ist. Dabei geht es um die Frage, ob diese gegen Naturschutzrichtlinien verstößt. Die Prüfung wird noch einige Wochen dauern. Klar ist für den Verkehrsminister aber eins: