Unterkunft für Geflüchtete in Hechingen

Zollernalbkreis kündigt "Leuchtturmprojekt" für Geflüchtete an

Das soll die neue Flüchtlingsunterkunft "Refugio" in Hechingen bieten

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Autor/in
Nathalie Waldenspuhl
Nathalie Waldenspuhl ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Es soll mehr werden als nur eine Flüchtlingsunterkunft: Mithilfe von Asylbewerbern soll das ehemalige Hotel Klaiber in der Hechinger Innenstadt wiederbelebt werden.

Seit längerer Zeit steht das ehemalige Hotel Klaiber am Hechinger Obertorplatz (Zollernalbkreis) leer. Jetzt hat das Landratsamt das Gebäude angemietet und will es in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Arbeitskreis Asyl umgestalten. Gemeinsam mit den Asylbewerberinnen und Asylbewerbern soll das leerstehende Café und Restaurant im Foyer wiederbelebt werden. Auch Kurse und öffentliche Veranstaltungen soll es im neu gegründeten "Refugio" geben.

Das Refugio - Integrationsprojekt auf mehreren Ebenen

"Das Refugio soll neues Leben ins alte Klaiber bringen", so die Vorsitzende des AK Asyl, Almut Petersen, bei der Vorstellung des Projekts am Donnerstag. Es soll Dreierlei bieten: Zum einen sollen in der Gemeinschaftsunterkunft bis zu 40 Asylbewerber vorläufig unterkommen und vom AK Asyl eng betreut werden. Erste Bewohner sollen frühestens Mitte Januar einziehen, so Petersen.

Zum anderen sollen im Integrations- und Begegnungszentrum ab sofort Deutschkurse stattfinden. Geplant ist, das Angebot gemeinsam mit Hechingerinnen und Hechingern weiter auszubauen: "Vielleicht hat auch jemand Lust, einen Spieleabend anzubieten oder gemeinsam zu musizieren", so Petersen. Sie sei offen für Ideen und gespannt darauf. Außerdem sind auch Veranstaltungen für alle Hechingerinnen und Hechinger im Café und Restaurant des "Refugio" geplant.

Unterkunft für Geflüchtete in Hechingen
In einem Pressegespräch informierten Karl Wolf, Georg Link (beide Mitarbeiter des Landratsamtes), Bürgermeister Philipp Hahn, Landrat Günther-Martin Pauli und Almut Petersen über das neue Projekt "Refugio" in Hechingen.

Café- und Restaurantbetrieb öffnet im Februar

Das Herzstück des Refugios wird das öffentliche Café und Restaurant. Die Geflüchteten werden unter der Leitung des gambischen Küchenchefs Mbey Jahateh servieren. Er ist selbst nach Deutschland geflüchtet. Geplant ist eine schwäbische und internationale Speisekarte. Ab Februar soll es in Betrieb gehen.

"Dadurch können wir Arbeitsplätze schaffen. Möglichst viele Geflüchtete sollen schnell selbst Geld verdienen und dadurch weniger staatliche Unterstützung benötigen."

Landrat Pauli: Keine Massenunterkunft einrichten

Die Unterbringung von Geflüchteten wird auch im neuen Jahr eine große Herausforderung für den Zollernalbkreis, so Landrat Günther-Martin Pauli (CDU) beim Pressegespräch: "Auch 2024 werden wir wieder mehrere Menschen unterbringen müssen", so Pauli.

Umso wichtiger sei eine sinnvolle Eingliederung der Geflüchteten: "Wir wollen keine Massenunterkunft einrichten, sondern ein ganzheitliches Integrationsprogramm." In Zukunft seien auch Kooperationen mit der Agentur für Arbeit und der Hechinger Berufsschule, die Interessierte für Gastronomieberufe ausbildet, denkbar.

Nach all den negativen Schlagzeilen sei die Ankündigung des Refugios "endlich eine gute Nachricht", so Pauli. In den vergangenen Monaten gab es gegen die Unterbringung von Geflüchteten im Zollernalbkreis teils heftige Proteste: zum Beispiel bei der Belegung eines ehemaligen Gasthauses in Burladingen-Killer oder in der Kreissporthalle in Albstadt.

Kritik aus dem Gemeinderat in Hechingen

Im Hechinger Gemeinderat hat die neue Unterkunft für Geflüchtete bereits für Kontroversen gesorgt. Man sei zu lange uninformiert gewesen, kritisierte die Fraktion der Freien Wähler im Pressegespräch. Sie hätte sich mehr Mitbestimmung gewünscht. Ein Mehrheitsbeschluss im Gemeinderat wäre angebracht gewesen. Ähnliche Kritik gab es auch in einem öffentlichen Brief der CDU/FDP-Fraktion an Bürgermeister Philipp Hahn (CDU).

Landrat Pauli räumte vor Journalisten ein: Es sei in der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen, in der Kommunikation und in den Abstimmungen alles perfekt zu gestalten. Allerdings sei das Projekt im Sozialausschuss des Kreistags nicht-öffentlich diskutiert worden. Außerdem habe jeder Kreis- und Stadtrat die Möglichkeit, sich bei seinem Vorgesetzten über solche Vorhaben zu informieren, so Pauli.

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